3. Woche

14. Tag              Aebelö- Middelfart

Das ist ewige an Deck rum schleichen in dieser Nacht, hat jedoch etwas Positives: Wir sehen ein unglaublich schönen Sternenhimmel, so viele bekommt man noch nicht einmal im Planetarium zu Gesicht!

Die Sterne verblassen, die Sonne übernimmt den Dienst. Wir fallen in unruhigen Schlaf, allerdings schnarcht der passionierte Ankerlieger und Gennakersegler dermaßen laut, dass ich in die Gästekabine umziehe. Dort finde ich auch noch eine Mütze voll Schlaf.

Dennoch sind wir dann wieder früh auf den Beinen und sehen, wie sich unser dänischer Freund leise und klammheimlich vom Acker macht. Der hat wohl Angst vor unserer Rache!

Wir sind dann schnell auf dem offenen Wasser und machen gute Fahrt Richtung Kleiner Belt, allerdings kommen wir nicht direkt dorthin. Sondern wir müssen kreuzen und das bedeutet wieder einmal schweißtreibende Arbeit für meinen Grinder, also der der die Winschen kurbeln muss.

Das Gemecker lässt nicht lange auf sich warten und Pausen werden erforderlich. Trotzdem ist es eine wunderschöne Kreuz in den immer enger werdenden kleinen Belt, vorbei an Fredericia, Middelfahrt mit einem tollen Hafen, mitten in der Altstadt gelegen. Leider zu flach und klein für unseren Tiefgang. Wir manövrieren weiter, zwischen Anglerbooten, anderen Freizeitkapitänen, Seglern, Motorbooten. Es ist auf jeden Fall ein arges Getümmel, nun ja, es ist ja auch Samstag und Superwetter.

Wir sehen an einem Ufer des Sundes einen großen Traditionssegler, der gerade eine Hochzeitsgesellschaft auslädt. Dann machen wir uns langsam fertig zur Einfahrt in den Yachthafen von Middelfahrt. Heute verkneifen wir uns das romantische Ankern in Buchten. Wir müssen den versäumten Schlaf nachholen…

Der Hafen ist recht groß, dennoch müssen wir einen passenden freien Platz erstmal finden. Netterweise hat ein Festlieger seinen Platz für das Wochenende frei gegeben. Der ist natürlich unser…Und nicht alle Dänen sind böse!

Schnell noch ein paar Leinen festgezurrt, dann kann relaxed werden im sonnigen Cockpit.

Mittlerweile sind noch ein paar bekannte Schiffe eingetrudelt. Ja, die dänische Südsee ist eben überschaubar.

Zum Abendessen, wird gut gekühlter Hering in Gelee, süßsaurer Brathering mit roh gebratenen Samsö Kartoffeln gereicht.

Der Sonnenuntergang ist das letzte, was wir wahrnehmen, wir betten uns früh in die Kojen.

 

15. Tag                 Middelfart – Torö Bucht

Gut erholt und ausgeschlafen starten wir in den Tag. Heute werden die letzten deutschen mitgereisten Bioeier als Spiegeleier zum Sonntagsfrühstück verputzt. Dann heißt es Leinen los und Segel gesetzt. Nach dem Passieren einiger enger Stellen, wird es schnell wieder breiter. Wir müssen wieder kreuzen, da sind die Frühstückeier schnell verbraucht.

Und endlich: auf dieser Reise sichten wir die ersten Schweinswale.

Ich hatte schon immer ein Hüsteln gehört und tatsächlich an unserem Steuerbord Bug erblicken wir die Finnen von zwei mitreisenden Walen. Viel zu schnell sind diese dann auch verschwunden, zu schade.

Nun gut, wir müssen ja auch sehen, dass wir die Mitsegler überholen, das erfordert vollen Einsatz, mental und muckimäßig. Natürlich kommen wir gut voran und niemand zieht an uns vorbei.

Da des Skippers Abenteuerlust noch nicht erloschen ist, erwägen wir, statt des sicheren Hafens, eine nahe gelegene Ankerbucht anzusteuern.

Na klasse, das verspricht doch wieder eine durch gemachte Nacht! Und das in unserem Alter. Bingo.

Wir kreuzen munter vor uns hin, vor uns taucht ein Schiff auf, unter Motor, zwei Mann Personal sind dabei das Großsegel hübsch zu falten. Sie bemerken nicht ( oder wollen es nicht bemerken), dass wir auf Kollisionskurs sind. Ergo ordne ich eine Wende an, bevor es kracht, der arg geschundene Grinder muss noch mal die Muskeln spielen lassen.

Dann endlich ist unsere idyllische Ankerbucht in Sicht, die wenigen Ankerbojen sind belegt, aber wir wollen auch was Eigenes.. Also schon mal den mutmaßlichen Ankerplatz umkreist, evaluieren, ob die Tiefe auch passt. Paßt super, also Anker fallen lassen, zurücksetzen und gut ist.

Denkt aber auch nur der Außenstehende. Aber erstmal heißt es aufräumen: Leinen, Winschen, unter Deck. Der hart arbeitende Grinder verlangt nach Kohlehydraten in Form von Kartoffelsalat. Dementsprechend werden Samsö Kartoffeln gekocht.

Während dessen die Hiobsbotschaft: Der Anker hält nicht, wir treiben aufs Flach zu.

Klasse, das macht der Oberwinscher und Sklaventreiber jetzt extra, gerade sitz ich gemütlich in der Sonne, dann gibt es schon wieder Stress. Egal, da wir das Schiff heil nach Hause bringen wollen, verlegen wir in Gottesnamen.

Gesagt getan, wir haben uns etwas vom Flach weg bewegt, dann kann der Kartoffelsalat fertig zubereitet werden. Dazu gibt es Frankfurter aus der Dose.

Es gibt einen superkitschigen Sonnenuntergang in der Bucht, das Schiff scheint sich immer noch zur falschen Seite zu bewegen. Aber wir verlegen nicht mehr, stattdessen stellen wir den Wecker alle zwei Stunden, um die Lage zu sondieren. Ist also mal wieder eine ruhige Nacht.

 

16. Tag            Torö Bucht – Sonderborg

Klar, dass wir nach dieser fast durchwachten Nacht wieder früh auf den Beinen sind. Es gibt ein schnelles Frühstück, dann wird der Anker gelichtet, was auf Anhieb problemlos klappt.

Wir schippern aus der Bucht, lassen die zwei dort ankernden deutschen Segelschiffe und deren Besatzungen weiterschlafen. Außerhalb der Landabdeckung weht der Wind deutlich frischer. Die Segel sind zügig gesetzt und mit flotter Fahrt nähern wir uns dem Alsensund.

Mittlerweile weht der Wind mit 18 Knoten, sodass wir das Großsegel reffen. Vermeintliche „Gegner“ bleiben mal wieder weit hinter uns zurück. Bald erreichen wir die Einfahrt in den Alsensund, der sich hier im Norden noch recht breit präsentiert. Allerdings zwingt uns die Windrichtung auf die Kreuz, das heißt für den „Grinder“ Andreas, häufige Manöver und winschen, was das Zeug hält!

Gesagt, getan: bei der Geschwindigkeit, die wir machen (um die 7 Knoten), sind die Wendepunkte schnell erreicht und der Grinder hat kaum Zeit, sich zu erholen. Dann nähert sich eine 54er Hallberg Rassy, nur unter Groß und Motor. Deren Skipper nimmt die Herausforderung an, setzt das Vorsegel, stoppt den Motor und schon haben wir eine Regatta- juchhu!

17. Tag              Sonderborg- Marina Minde

Heute stehen wir gegen 7 Uhr auf. Ich besorge total leckere Brötchen und frisches Brot. Ein echter Festschmaus, dieses Frühstück. Dann legen wir ab Richtung Flensburger Förde. Gleich nach der Hafenausfahrt setzten wir die Segel. Der Wind weht deutlich schwächer als gestern, aber wir lassen die Konkurrenz dennoch hinter uns. (Wie sollte es auch anders sein?).

Es ist spannend die Förde mal von der Wasserseite aus zu betrachten, ist ein total anderer, aber auch faszinierender Eindruck.

Leider wird das Wetter schlechter, leichter Nieselregen zieht auf, und der Wind lässt noch mehr nach, als wir bei Holnis „um die Ecke biegen“.

Dann auf einmal ein bekanntes „Schnaufen“ und richtig: neben uns tauchen 2 Schweinswale auf! Die beiden begleiten uns ein kleines Stück, dann müssen wir wenden und verlieren sie aus den Augen. Schade!

In Höhe von Schausende (auch schauriges Ende in Fachkreisen genannt) schläft der Wind dann komplett ein und wir dümpeln nur noch so dahin. Also Segel weg und den Motor in Gang gesetzt.

Wir wollen Glücksburg anlaufen. Da wir gut in der Zeit liegen, machen wir noch einen kleinen Schlenker um die dänischen Ochseninseln. Hier noch mal Adrenalin pur: das Fahrwasser ist hier nur ca. 2,5 m flach und wenig betonnt. Aber unsere E- Karte ist sehr genau und wir kommen ohne Grundberührung davon.

Im Glücksburger Hafen sind leider alle Plätze belegt, das ist sehr bedauerlich, weil dieser Hafen sehr idyllisch anmutet.

Also tuckern wir, bei völliger Windstille und glattem Wasser, auf Marina Minde zu, hier finden wir eine große Auswahl an freien Plätzen und schon bald sind wir fest. Es bleibt noch Zeit zum Lesen und relaxen im Cockpit. Andreas spritzt noch das Deck ab, während ich das Abendessen vorbereite.

Es gibt: Spaghetti mit Tunfisch, Erbsen, Tomaten und einen Hauch von Knoblauch. Zwar eines der Standardgerichte, aber immer wieder lecker.

 

18. Tag               Marina Minde – Maasholm

Nach dem Frühstück verlassen wir die Flensburger Förde Richtung Schleimünde bzw. Maasholm. Es hat wieder Sonne und blauen Himmel und auch der Wind bläst kräftig.

Kaum haben wir die Förde verlassen, können wir wieder “Am Wind” segeln und lassen die Konkurrenz wieder hinter uns zurück. Aber es ist schon ein Wahnsinn, so viele Segelboote, die Richtung Süden ziehen, haben wir selten auf einem Haufen gesehen.

Gott sei Dank wollen nur die wenigsten in die Schlei rein. Vor Schleimünde bergen wir nach einiger zügigen Fahrt die Segel. Die Fahrrinne befahren wir unter Motor. Am Leuchtturm Schleimünde überholt uns (unter Segeln) eine blaue 42er Comfortina.

Na gut, das nächste Mal trauen wir uns auch…

Im urigen Maasholm finden wir noch einen Platz längsseits, wo wir festmachen. Kurz nach uns läuft ein super geiler Segler (Blue Dragon) ein: dunkelblau, sehr groß und neu. (Jede Menge Teak, Mahagoni und alles vom Feinsten). Sie machen vor uns fest, Andreas hilft, bekommt aber kein Danke schön zu hören. Sind wohl in dieser Klasse was Besseres, die Jungs!

Na ja, sie haben auch genug „niederes Personal“ an Bord, einen der putzt und wienert und alles umher trägt und eine Frau, die wohl die Köchin ist. Die restliche Crew ist für diese Arbeiten nicht zuständig, wie wir im Laufe des Abends beobachten können.

Auch wir machen Klarschiff, denn wir erwarten Besuch. Elisabeth und Gerdi wollen auf einen Klönschnack vorbei kommen.

Andreas besorgt noch etwas Räucherfisch für den abendlichen Imbiss und dann sind die Gäste auch schon an Bord. Gemütlich trinken wir Kaffee und verspeisen Kuchen im Cockpit, wo es immer noch sonnig und warm ist. Natürlich gibt es viel zu erzählen, bei diesem Törn haben wir ja wieder jede Menge erlebt.

Den Fischimbiss nehmen wir unter Deck ein, es ist kühler geworden.

Aal, Lachs und Makrele schmecken tadellos und der eiskalt servierte Jubiläumsaquavit ist auch nicht so übel. Der gemütliche Abend geht viel zu schnell vorbei. Elisabeth und Gerdi machen sich auf den Rückweg nach Schleswig, wir machen uns auf in die Kojen!

 

19. Tag                Maasholm – Heiligenhafen

Nach dem Frühstück legen wir ab, heute mal wieder eindampfen in die Spring. Klappt leider nicht so gut, beim Rausdrehen aus der „Parklücke“ bleibt das Heck an einer aus der Spundwund herausstehenden Schraube hängen und bohrt eine Delle ins Schalke blaue Heck. Das ist natürlich sehr ärgerlich und ich muss mir jede Menge Beschimpfungen anhören. Das ist seit Langem wieder ein Moment, wo ich meine Segel – „Karriere“ am Liebsten aufgeben würde.

Aber erstmal müssen wir uns ja weiter Richtung Heimathafen bewegen. Heute wollen wir nach Heiligenhafen.

Mit Halbwindkurs und Wind um 4 Beaufort segeln wir flott dahin, beim Schießgebiet Putlos/ Todendorf müssen wir etwas abfallen.

Dennoch erreichen wir Heiligenhafen in einer guten Zeit. Leider finden wir keinen freien Platz an unserem Lieblingssteg, es ist einfach proppevoll. Schließlich ergattern wir einen freien Platz und können diesen schönen, sonnigen und lauen Abend genießen.

Da die Vorräte stark geschrumpft sind, laufen wir in den Ort und kaufen ein paar frische Lebensmittel ein. Zum Abendessen gibt es: Huftsteaks mit Brechbohnen und geschmorten Tomaten.

 

20. Tag              Heiligenhafen – Boltenhagen

Heute stechen wir nicht allzu spät in See, da der Wetterbericht für den Nachmittag zunehmende, stürmische Winde vorhersagt.

Da wollen wir doch lieber rechtzeitig zurück in Bolti sein.

Und in der Tat, der Wind frischt stetig auf, sodass wir dann doch noch reffen müssen, bei Windstärken zwischen 18 und 25 Kn und einer etwa 1,5m Welle.

Gegen 14 Uhr erreichen wir Boltenhagen, da es mittlerweile auch noch angefangen hat zu regnen, sind nicht nur wir, sondern auch die Segel pitschenass.

Zurück in unserer Box, machen wir nicht mehr viel, außer relaxen, die Putz- und Packaktion ist für morgen angesetzt.

Abends gibt es was ganz Zünftiges: Erbsensuppe mit Würstchen

 

21. Tag                      Boltenhagen

Heute wird wie wild das Schiff auf Vordermann gebracht:

Andreas putzt außen, ich unter Deck, nebenbei schmeiße ich noch die Bettwäsche in die Waschmaschine und den Trockner. Auch so kann man erfüllte Tage verbringen. Nachmittags erstrahlt das Schiff in hellem Glanz, leider fängt es dann an zu regnen, also alles für Katz!?

Dann verliert Schalke zu Hause auch noch gegen Freiburg, der Tag ist gelaufen.

Dennoch fahren wir abends nach Wismar zum Essen. Ein kleiner Trost!

Am nächsten Tag fahren wir noch mal raus mit Hubi und Horst, wir müssen ja die Segel trocken fahren. Bei gutem Wind und Sonne klappt das ganz gut. So können wir beruhigt Groß- und Vorsegel in die Persenninge verpacken. Gegen Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg zurück nach Ahrensburg.

 

===> Fotos

 

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