1. Woche

1. Tag 27.07.2008 Neustadt - Boltenhagen ( weiße Wiek, ehemals Tarnewitz)

Wetter 25°C, wolkenlos, Wind 3-4 Bft zunehmend auf 6 Bft, Welle bis  1,5 m,  28 sm

Der verbleibende Restproviant wurde aufgefüllt, saubere Klamotten an Bord geschafft, so können wir an diesem herrlichen Sonntagmorgen frühzeitig und mit kleinem Gepäck zu Hause starten.
In Neustadt treffen wir unsere Liegeplatznachbarn Mischi und Karl- Heinz, mit denen wir noch einen kurzen Plausch halten. Dann machen wir uns klar zum "Neustart" des Törn 2008.

Mein erster Ableger, unter strenger Beobachtung, gelingt recht gut und schon sind wir auf dem Weg nach Osten, die Segel werden gesetzt und bei zunächst 3 - 4 Windstärken aus Ost kommen wir sehr gut voran.

Später frischt der Wind noch mehr auf und so finden wir uns schnell in der Wismarer Bucht wieder und steuern die Weisse Wiek in Boltenhagen an. Dieser ganz neue Hafen verfügt zwar schon über Schwimmpontons, hat aber noch keine Y- Ausleger. So bereiten wir uns aufs Längsseits anlegen vor und die "sicher im Cockpit Stehende" wird doch auf diesem unbekannten Terrain etwas unsicher. Aber es gibt genug Platz zum Drehen und Wenden. Bis auf zwei unfreundliche Wassersportler, die mir in der Einfahrt den Weg abschneiden, läuft alles bestens und es wird ein butterzarter Anleger an Steuerbord

Nachdem wir gut vertäut sind, geniessen wir den Abend mit einem oder zwei erfrischenden "Gesundheitstrunks"
(Dank von hier aus an den Erfinder GERALD!). Dann noch ein Gang in die Designer Sanitäranlagen, die mit dem Humpelbein segelnde benötigt allerdings (noch) eine Cola Kiste ( leer und umgedreht), um von Bord zu kommen.
Springen geht leider noch nicht wieder, dann muss es halt auf die "Oma Art" und Behinderten gerecht geschehen.

Die Küche serviert Koteletts mit Brechbohnen.

2. Tag 28.07.2008 Boltenhagen - Hohe Düne       (Warnemünde)

Wetter 26°C, wolkenlos, Wind 3- 4 Bft, Welle bis 1m, 45 sm

Die Sonne weckt uns recht früh an diesem Montagmorgen, nach dem Frühstück starten wir wieder.

Das Ablege Manöver wird eine mir neue Technik sein: Eindampfen in die Spring, klingt nach viel Rauch, ist aber eine prima Methode, um auf kleinstem Raum aus einer "Parklücke" zu kommen. Auch das haut gut hin und auch der, die Leinen Bedienende macht seinen Job hervorragend. Aus der Bucht raus müssen wir zunächst unter Motor gegen den Wind an stampfen, aber bald können wir den Kurs ändern und somit auch segeln. Der frische Wind bringt uns zügig nach Kühlungsborn, wo wir gegen 14.30h im Hafen auftauchen.

Leider erweist sich dieser als hoffnungslos überfüllt, na ja, dann kann halt mal wieder das Rückwärtsfahren und Wenden geübt werden... Schnelle Entscheidung: Raus aus diesem Gewühle und weiter nach Warnemünde. Hohe Düne.

Und das ist eine kluge Entscheidung, denn dort hat es jede Menge freie Plätze. Ausserdem ist es ein sehr schöner und gepflegter Hafen östlich des Alten Stromes. Man liegt dort total geschützt, hat aber einen super Ausblick auf die im Strom liegenden Kreuzfahrtschiffe. In den modernen Sanitäranlagen kann man herrlich wellnessen und dann an Bord
den blauen Himmel und die untergehende Sonne geniessen. Weil wir einfach zu faul sind, noch grosse Küche auf den Tisch zu bringen, werden die gestrigen Reste verputzt. Noch ein kleiner Spaziergang auf die Hafenmole, dann kehrt Ruhe ein.


3. Tag 29.07.2008 Hohe Düne - Gedser ( DK)

Wetter 25°C, wolkenlos, Wind 3- 4Bft, Welle 0,5m, später 1,5m,       24 sm

Heute wollen wir nach Gedser, da wir befürchten, dass in diesem recht kleinen Hafen auch wieder Überfüllung angesagt ist, brechen wir unseren Schlaf früh ab und machen uns auf den Weg.

Leider geht dann der Laptop in Streik bzw. kaputt. Andreas verschwindet unter Deck, um ihn zu reparieren.

Das gelegentlich auch am Steuer zu vernehmende Fluchen, lässt nichts Gutes vermuten. Aber ab und an muss ich Andreas nach oben holen, damit wir optimal voran kommen können. Der halbe Wind zwingt uns förmlich dazu, den Blister ans Tageslicht zu zerren und zu hissen. Das gestaltet sich etwas schwieriger, weil ich mit Humpelbein und Orthese noch nicht so sicher auf dem schwankenden Vordeck unterwegs bin.

Aber der Blister braucht zwei Mann zum setzen, also bin ich dabei.
Mir dem rotweissen Tuch machen wir dann schnelle Fahrt, allerdings geraten wir dann in den regen Fährverkehr von Rostock nach Gedser und finden uns genau in der Fahrlinie zweier sich begegnender "Prinsen" ( Kronprins Frederik und Prins Joachim) wieder. Es lebe die dänische Monarchie! In Anbetracht dieser auf uns zukommenden Hoheiten, streichen wir die Segel, zumindest den Blister. Da der Wind dann wieder stärker bläst, machen wir auch mit der Fock zügige Fahrt voraus und erreichen bald die Fahrrinne nach Gedser.

Hier ist dann nicht mehr so wellig, sodass alle Vorbereitungen zum Anlegen getroffen werden können. Wider Erwarten ist der Hafen noch ziemlich leer. Die erste Box ist unsere und schon liegen wir sicher und fest vertäut am Steg. Nach uns kommen dann noch etliche Schiffe in den Hafen und heute gibt mal richtiges Hafenkino:

In der freien Box neben uns, versuchen Schweden anzulegen, im Ansatz geht es auch noch gut, ich stehe bereit, um das "Wikingerschiff" von unserem fernzuhalten, aber statt auf zu stoppen, donnert der schwedische Kapitän mit Karacho auf den Steg, sein Anker sitzt auf dem Holzsteg fest, ganz nebenbei hat er noch die Wasserstelle geschrottet. So dass eine fröhliche Begrüssungsfontaine sprudelt, die auch ohne Klempnereinsatz nicht zu stoppen ist. Das scheint ja ein Anlegemanöver zu sein, welches ich noch nicht kenne. Steht wohl eher in den skandinavischen Le(e)hrbüchern!

Gut, der Skipper erklärte mir dann, dass der Rückwärtsgang versagt habe. Erzählen kann man ja viel, zumal die Jungs dann am nächsten Morgen, ohne grosse Reparaturen, rückwarts rausgetuckert sind!  Danach kommt ein weiteres Schiff zügig angerauscht, die Leinen, eigentlich nix ist vorbereitet, der am Steuer gemütlich sitzende Skipper zieht seine Kreise und schreit die Mannschaft zusammen.

Herrlich zum Anschauen und Zuhören! Abends gibt es dem warmen Wetter entsprechend: sommerliche Spaghetti, mit Knoblauch, Tomaten und Zitronenfilets in Olivenöl.
Wieder ein unglaublich schöner Sonnenuntergang.

4. Tag 30.07.2008  Gedser  - Klintholm

Wetter 24°C, wolkenlos, Wind 4- 5 Bft, Welle 1,5m, 34 sm

Und weiter geht es. Auch heute starten wir rechtzeitig, wir wollen nach Klintholm auf der Insel Mön. Nachdem wir zunächst ein Stück kreuzen müssen, können wir dann endlich direkten Kurs auf Klintholm nehmen.

Bei frischem Wind aus Ost, kommen wir schnell voran und schieben mächtig Lage. Deswegen sind wir auch relativ früh im Zielhafen und haben dort noch eine kleine Auswahl an freien Plätzen. Wir entscheiden uns für Längsseits an Backbord.
Ich steuere die Lücke an, passt alles ganz gut, nur ist der Platz vorreserviert! Wo gibt es denn sowas???

Die am Steuer Stehende ist so perplex, dass sie gleich wieder abdreht und ausparkt. Nur steht der Ämterhäufende noch auf dem Steg, eine Leine haltend. Kurzer Moment der inneren Einkehr: ihn stehen lassen und das Leben geniessen? Oder weibliches Sozialverhalten zeigen und den Armen wieder an Bord holen?

Ergebnis: Rückwärtsgang rein und den Skipper übers Heck wieder eingeladen. Der nächste Platz ist aber frei und dort machen wir dann fest. Nach Duschen und Trainingsspaziergang ohne Orthese, sitzen wir dann im Cockpit und lassen das rege Gewusel der immer noch zahlreich
einlaufenden Schiffe auf uns wirken. Inzwischen ist es so voll, dass auch schon viele im Päckchen liegen.

Noch ist dieser Kelch an uns vorbei gegangen, aber dann läuft Bobby 2 ein und erwählt uns als "Liegeplatz".

Bereut haben wir diese Wahl jedoch nicht, Ingrid und Willy von diesem Schiff sind sehr nett, kaum sind sie bei uns fest, kommt Willy mit Gläsern und quasi seiner gesamten Decksbar nach oben und bietet uns einen Drink an. Da sagen wir nicht nein. Ingrid schenkt uns dann noch einen Donnerkeil, das sind Steinchen, die das Gewicht bei urzeitlichen Calamares dargestellt haben ( vor ca. 50000000000000 Jahren!) und die man jetzt an den Ostseestränden, neben Bernstein, finden kann.

Bei soviel Gastlichkeit, verschmurgeln die unter Deck bratenden Kartoffeln noch ein wenig mehr, aber das ist es wert.

Dennoch bekommen wir leckere Bratkartoffeln mit Zucchini auf den Tisch. Neidisch blicken wir doch auf die Tischmanieren unserer Nachbarlieger: Tatsächlich essen diese sehr stilvoll, der Cockpittisch wird mit Stoff! Tischdecken gedeckt, es gibt sogar richtige Weingläser! Da müssen wir noch aufholen, das perfekte Dinner sieht anders aus!

Nachdem auch Ingrid und Willy ( stilvoll) gefuttert haben, reicht er nach kurzer Zeit einen toll angerichteten Caipirinha, mit frischer Minze und Trinkhalm für Ingrid und mich heraus. Ist ja wohl nicht zu toppen!

Die beiden wollen weiter nach Hiddensee segeln, das liegt zwar gar nicht in unserer Richtung, aber bei der angenehmen Versorgungslage, überlegen wir schon einen Moment lang, ob wir das Päckchen mit Bobby 2 nicht noch eine Weile beibehalten sollten.


5. Tag 31.07.2008  Klintholm - Ystad (S)

Wetter 25°C, wolkenlos, Wind 4 Bft, später abnehmend 2,  55 sm

Heute segeln wir nach Schweden, wir wollen den langen Schlag nach Ystad ( 55sm) probieren. Zunächst einmal treibt uns der Wind auch rasch voran, an den traumhaften weissen Kreidefelsen Möns vorbei, auf die schwedische Küste zu.
Später schläft der Wind dann ein und selbst mit dem Wunder Blister ist kaum Fahrt zu machen. Da wir jedoch den Hafen noch vor dem Abend erreichen wollen, müssen wir die Motorkraft einsetzen. Das ermöglicht uns dann eine zeitige Ankunft in Ystad und einen freien Platz in einer Box. Der Hafen ist leider nicht so attraktiv, Getreidesilos verschandeln die Aussicht.
Dennoch geniessen wir den lauen Sommerabend an Deck. Heute werden Bratwürstchen mit Tomatensalat serviert.

6. Tag 01.08.2008 Ystad - Simrishamn

Wetter 27°C, wolkenlos, Wind 4 Bft, Welle 1,5m,  34 sm

Bei wieder karibischem Wetter laufen wir in Ystad aus. Gleich nach der Hafenausfahrt können wir Segel setzen, die Windrichtung Südost, lässt uns wieder eine Kreuz hoch am Wind segeln. Es geht zügig voran, einmal müssen wir jedoch der Katamaranfähre aus Bornholm ausweichen. Und jedesmal wenn wir denken, wir schaffen es, um den Küstenvorsprung herum zu kommen, dann müssen wir nochmal und nochmal wenden und einen neuen Anlauf starten. Letztendlich ist es aber dann doch vollbracht und wir segeln dicht unter Land und sehen eine tolle Landschaft und hyggelige Dörfer.

Bald schon kommt unser Zielhafen Simrishamn in Sicht und wir bereiten uns auf einen Anleger an Schwimmstegen vor.

Das ist nicht so unser Favorit.  Schon haben wir eine freie Box entdeckt, wollen in dieser anlegen, die Einfahrt klappt gut, nur leider ist die Box etwas zu schmal und wir stecken fest. Au weia und das mit dem blauen Rumpf! Also wieder raus, sämtliche Leinen wieder gerichtet und eine neue Suche gestartet. Der nächste Anlauf klappt, nur um die Leinen fest zu machen, bedarf es artistischer Leistungen von Andreas: er muss auf den schwankenden, Schwebebalken schmalen Y Auslegern herum balancieren und dann auch noch die Festmacherleinen dort einfädeln!!!

Schliesslich liegen wir aber fest vertäut und geniessen hochsommerliche Temperaturen.
Da hier auch ein grosser Fischereihafen ist, kaufen wir heute Frischfisch ( Dorsch), den wir dann, zusammen mit dänisch angerichtetem Gurkensalat, köstlich gebraten an Deck vernaschen.

7./ 8. und 9. Tag  2./3. und 4.08.2008 Simrishamn
 

Der Wetterbericht hat ein Tief angekündigt. Da sich der Samstag morgen relativ grau präsentiert, schlafen wir etwas länger, später gehen wir dann auf Sightseeing in diese idyllische Stadt. Es klart allerdings gegen Mittag wieder auf, sodass wir noch einen sonnigen Nachmittag geniessen können. Wir nutzen diesen Hafentag, um auch schon mal wieder eine Waschmaschine anzuschmeissen. Als ich nachmittags aus der Dusche komme, entscheiden wir uns dafür, das Schiff zu verlegen.
Und zwar, um bei dem anrollendem Sturm und vor evtl. heimkehrenden Liegeplatzbesitzern sicher zu sein.
Gesagt, getan. Heute klappt alles ganz zügig, da uns zwei nette Schweden helfen und die beiden auf dem " Schwebebalken" rum hampeln. Abends servieren wir dann eine Räucherfischplatte mit excellentem frischen Fisch und Salat aus frischen Wachsbohnen, allerdings immer noch ohne Damasttischdecke und Weingläser! Dafür kommt der Weisswein aus dem Pappkanister! Aber dennoch schmeckt alles total lecker.

Den Sonntag verbringen wir in diesem Städtchen, kaufen ein paar Vorräte ein ( allerdings noch immer keine Damasttischdecke!) und laufen viel, um alles zu erkunden.
Es ist recht windig, aber die Sonne kommt wieder durch und wir relaxen und lesen an Deck.
Die Reste des Räucherfisches vom Vortag werden heute abend verputzt.
Nach nochmaliger Prüfung des Wetterberichtes ist klar, wir werden noch weiter hier verweilen müssen, für morgen sind dicke Regenschauer und Sturm (Böen 8-9 Bft) zu erwarten.

Montag morgen gegen 4 h ist es wider Erwarten recht windstill und es ist nicht bewölkt. Sind wir etwa wieder einem falschen Wetterbericht aufgesessen? Nein, um etwa 5.30h beginnt es wie aus Kübeln zu schütten und bald setzt auch kräftiger Wind ein. Gut, dass wir im Hafen geblieben sind.

Nun können wir die Zeit nutzen, unsere Berichterstattung fort zu setzen und wieder ins Netz zu stellen.
            
----> Fotos 27.07.-04.08

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