4. Woche

22. Tag  18.08.2008   Borgholm - Mörbylanga (Öland)

zunächst bewölkt, dann Sonne, abends leichter Nieselregen, 4 - 5 Bft, in Böen 6
Welle 1,5m bis 2m, 33 sm

Nachdem sich gestern der Himmel so richtig ausgeheult hat und wir noch nicht mal richtig aus der Kajüte kamen. haben wir es zumindest in Schwerwetter- kleidung kurz versucht, waren aber nach ca. 15 Minuten klitschnass. Gut, dass es im Hafen kostenlosen Internetzugang gab, da konnten wir wenigstens Postkarten verschicken und uns mal live über die Olympiade in China informieren.. Nun gut, mit Sightseeing war es also nichts, das arbeiten wir im Internet nach.
Auf jeden Fall spähten wir am Montagmorgen erstmal gen Himmel, es regnete nicht mehr, aber das Grau war noch vorherrschend. Bei der ersten hellblauen Wolkenlücke legten wir ab. Mal wieder mit Eindampfen , diesmal in die Achterleine. Jawoll, das klappte nach Plan, die vor uns liegende Männercrew wollte jedoch ihr Boot evakuieren, als sie sahen, dass eine Frau am Ruder stand.

Zu spät, ich steuerte unseren Bug ca. 15 cm lässig an deren Heck vorbei, grüsste cool und wir entschwanden. Gleich vor dem Hafen empfing uns frischer Wind und so ging es auf die Kreuz.

Bald darauf sahen wir die besagte Männercrew unter Motor auftauchen. Als sie dann Segel setzten war Regattatime angesagt. Bei der ersten zusammen treffenden Kreuz lagen die Jungs auf der Najad noch vor uns. dann übernahm es der ämterhäufende Navigator den Kurs zu modifizieren und auch die Trimm der Segel wurde weiter optimiert. Die mit dem Humpelbein, das nicht mehr humpelt, steuerte am Limit, beim nächsten Zusammentreffen ging es pari aus, aber wir hatten Wegerecht und hielten voll drauf. Damit hatten sie nicht gerechnet, dass eine Frau so derartig unsozial auf ihr Recht besteht. Dann gingen unsere Wege wieder rasend schnell auseinander. Schliesslich trafen wir uns wieder nach der nächsten Wende und unser Dreamteam war eindeutig voraus. Zwischen kreuzen und immer wieder reffen, blieb nicht viel Zeit für anderes. Auch die Unterquerung der Kalmarsundbrücke war wegen der ständig wechselnden Winde keine wirkliche Erholung. Unsere Gegner erkennen schon früh, dass ihre Chancen vertan sind und streichen die Segel und laufen nach Kalmar ein. Faule Säcke!

Bei uns geht es dann erst richtig rund, der Wind nimmt zu und die Welle baut sich auf auf ca. 2 m. Selbst mit gerefften Segeln machen wir noch 7 Kn, aber die achterliche Welle schüttelt uns und das Schiff ganz schön durcheinander. Den Kurs können wir wieder nicht halten, erneute Kreuz durch die brodelnde See.
Mitten in diesem Inferno taucht majestätisch schwebend über uns ein Seeadler auf, toll, wie der den Wind nutzt, um dort in der Luft zu segeln, das sollten wir mal genauer anschauen.

Vor der Fahrrinne zum Hafen Mörbylanga bergen wir das restliche Tuch und stampfen unter Motor durch die Welle. Erst beim Durchfahren der Hafeneinfahrt wird es merklich ruhiger. Wir können die restlichen Arbeiten, wie Festmacher präparieren, Fender raus hängen usw. erledigen, dann greifen wir uns eine Heckboje und nach einigen Modifikationen sind wir fest, in einem Hafen, in dem der Hund begraben ist. Nur noch Einheimische hier, wir sind die einzigen Gastlieger. Beim Anlegen erwischen wir noch ein paar Regentropfen, dann bleibt es trocken. Zunächst einmal.

Wir erkunden nach dem Wellnessen in den Sanitäranlagen das Dorf. Es gibt dort ganz tolle, niedliche Häuser, ist aber wohl nur eine Touristenhochburg in der schwedischen Saison.
Als wir zurück kehren, läuft noch ein Schiff ein, eine dänische Jacht. Wir helfen beim Anlegen, dann Matratzenhorchdienst. Apropos, der Ämterhäufende gesteht ein, dass er Muskelkater hat, vom Wenden, Reffen und sonstigen niederen Arbeiten an Bord.

Schön zu hören, mein Job aktuell ist die reinste Erholung.

 

23. Tag 19.08.2008 Mörbylanga - Kristianopel

Aprilwetter, Wind 5 Bft, in Böen 6 Bft, Welle 1,5 m, 33 sm

Weckruf ertönt um 6.52h, warum: der lütte Reisewecker ist nicht genauer zu timen...
Egal, hoch den Mors und up and away. Obwohl wir still und leise ablegen, erscheint der verwuschelte Blondschopf der dänischen Nachbarliegerin in deren Cockpit, nur mal sehen, ob die deutsche Frau das mit dem Ausparken auch hinbekommt.... geht aber alles glatt, dann weiter gute Nacht!

Gleich nach der Ausfahrt setzen wir die Segel, auf Grund des Windes von vorn, können wir wieder nicht direkt unseren Kurs auf Kristianopel segeln. Also mal wieder die doppelte Menge an (See) Meilen sammeln. ( ob wir die bei der Lufthansa einlösen können?) Also wieder auf die Kreuz (züge). Trotz der grösseren Entfernung nähern wir uns mit durchschnittlich 6,5 kn unserem Ziel. Schon laufen wir in den leeren Hafen von Kristianopel ein und haben die freie Auswahl an Liegeplätzen. Bald sind wir sicher vertäut.

Dann erscheint hinter der Mole ein Mast, die Spannung steigt, wer kommt denn da wohl?
Nun ja, es ist die "Kleine Meerjungfrau", sofort checken, kenn ich, weiss ich, hatte ich schon! Ja, wo denn: in Figeholm, zwei Liegeplätze rechts von uns....

Na gut, wir helfen beim Anlegen, die Bordfrau ist auch kommunikativ, der Skipper und Ehemann unterbindet jegliche Verbrüderung mit einem frühen Danke- datt kriegen wir schon selber hin.

Dann eben nicht. Die rechtzeitige Ankunft beschert uns einen Slot für eine freie Waschmaschine inkl. Trockner. Passt gut, da die mitreisenden frischen Unterbüxen allmählich zur Neige gehen. Auch die Duschen werden genutzt, dann geht es ins Dorf zum Köbmand. Andreas hatte heute nacht den Traum, dass er unbedingt Boeuf Stroganoff speisen möchte, das dann bitte für mehrere Tage. Okay, da benötigen wir ein halbes schwedisches Rind, die anderen Zutaten bietet die Bordküche. Im Supermarkt müssen wir die Träume vom Stragonoff begraben, das Kühlregal scheint defekt und auch das angebotene Fleisch ist nicht soooo hype, wie bei Eugen Block.

Beim Bummel durch den charmanten Ort, entdecken wir ein nettes Restaurant, mangels Masse in Sachen Stroganoff werden wir dort einfallen, das ist mal klar.

Da Kristianopel in früheren Jahren eine Festung war, als nämlich die Dänen den Schweden hier mächtig an die Wäsche wollten, gibt es noch die alte Festungsmauer rund um den Ort. Das ist schon eine schaurige Geschichte, die man hier so hört. Man hält die Skandinavier doch immer für so friedlich--- Nix da!

Zurück im Hafen, es gibt neue Gäste: die Dänen sind auch schon da, die Männer von unserer Regatta auch. Und neben uns liegt ein dunkelblaue Dehler 47-- mit der französischen Tricolore als Nationale. Wow, das könnte ein interessanter Abend werden. Mal wieder SmallTalk auf Französisch und erfahren, warum es Franzosen nach Schweden zieht. Ich hindere mich daran, bereits jetzt die Marseillaise zu intonieren und wir schmettern nur ein akzentfreies Bonjour zu den Nachbarn. Einzige Antwort, ein müdes Grunzen.
" bouffe escargots " ( Schneckenfresser ) möchte man anfügen, aber wir wahren Contenance. Als die Crew dann aber mit Dior Handtäschchen von Bord trippelt, ist offensichtlich, dass die eher an die Côte d' Azur gehören. Tant pis pour eux!
Wir schichten die Wäsche in den Trockner und laufen die noch erhaltene Festungsmauer lang, mein neues Knie hält auch dieser Belastung stand, dann sind wir hungrig im Restaurant angelangt.

Das ist die Gastgiveri (www.kristianopelsgastgiveri.se)  und ein tolles altes Holzhaus, innen mit schiefen Wänden, abgenagten Türen, urigen Dielen, einfach toll. Die Speisekarte verspricht auch einiges.

Wir entscheiden uns für eine Vorspeise: Spezialitäten der Region ( süßsauer eingelegter Hering, Taschenkrebse in Dillsauce, Aal mit Meerrettich), die Kaufentscheidung war allerdings der jeweils passende " Snaps". ( das macht dann wohl auch den hohen Preis aus)

Auch die Hauptspeise mit Barsch und Lachs ist super. Der Ämterhäufende kann dann auch noch die Kartoffeln der Ein- und Ausparkerin verwerten. Er weiss wohl, dass Kohlehydrate die Power an den Winschen positiv beeinflussen. Wenns denn hilft- hau rein!

Back on Bord können wir bei milden Temperaturen noch draussen hocken, aus dem Franzosenboot ertönen Jacques Brel Lieder, weiter hinten singen Dänen live zur Gitarre Shanties, ein Segelboot schleppt ein zweites in den Hafen, da hat wohl der Motor versagt. Da ansonsten die Kommunikation nicht so doll ist, legt der Ämterhäufende, eher unmusikalische, seine neue Lieblings Cd von Udo Lindenberg ein, da geht die Post in diesem ach so beschaulichen Städtchen...

Trotzdem reissen wir uns los von der Mucke und dem Ausblick, es geht in die Poofe, morgen erwartet uns die nächste Challenge..... God Afton--- Kristianopel.

 

24. Tag  20.08.2008   Kristianopel -  Dragsö Utkik

Sonne 5 -6 Bft, Welle 1,5m bis 2m, 45 sm

Um 5 Uhr morgens werden wir bei strahlendem Sonnenschein von unseren französischen Nachbarn geweckt, sie legen schon ab und lassen das selbstverständlich auf dieser Yacht vorhandene Bugstrahlruder mehrfach auf- jaulen.

Wir bleiben noch ein wenig liegen, dann zieht es auch uns aufs Meer hinaus. Heute kommen wir ohne Gemetzel von den Heckbojen frei und schwupps setzen wir die Segel. Der Wind ist mal wieder gegen uns gerichtet, also kreuzen wir eben mit langen Schlägen über den Sund. Der Wind weht zwischen 5 und 6 Wind- stärken und so machen wir viel Geschwindigkeit. Damit wir nicht gar zu viel krängen, reffen wir ein wenig die Segel und schon ist es viel angenehmer und leichter, das Schiff zu kontrollieren. Viele andere Boote, die in unsere Richtung wollen, nehmen allerdings die Direttissima und motoren öde vor sich hin.

Endlich erscheinen weiße Segel noch relativ weit entfernt. Au fein, ein Gegner, eine Regatta? Das Schiff kommt dann aber relativ schnell näher, obwohl auch wir zwischen 6,5 und 7 kn laufen. Das wurmt den Ämterhäufenden natürlich mächtig. Zweiter sein, das mag er gar nicht gern. Aber wir können nichts mehr optimieren, um schneller zu werden. Evtl. könnten wir noch mal die Unterwasserfläche nach wachsen. Also müssen wir es akzeptieren, wie es ist, zumal wir erkennen, dass es unsere netten dänischen Segler sind, die da so stark aufholen. Und ausserdem haben die sicher einen Faltpropeller, das macht auch 0,5 kn mehr an Geschwindigkeit aus.

ann schwenken wir ab vom offenen Meer in die Karlskrona vorgelagerten Schären.
Auch hier passieren wir enge Fahrrinnen, was bei dem recht starken Wind viel Aufmerksamkeit beim Steuern erfordert. Dann queren wir den Weg einer Kabelfähre, auch da muss man den richtigen Moment der Passage erwischen. Das klappt wunderbar.

Wieder geht es durch herrliche Landschaften, an tollen Grundstücken und ebenso schicken Häusern vorbei. Wie schon üblich: in Karlskrona rasen wieder Schnellboote der schwedischen Marine an uns vorbei. Die erschrecken uns aber nicht mehr. Allerdings tragen wir noch eine Sorge mit uns herum, in Kürze unter queren wir eine Brücke, deren Durchfahrtshöhe 18 m beträgt. Unsere Mastdurchfahrtshöhe beträgt 16,20 m zzgl. der Aufbauten, wie Windmessanlage. Wir schätzen somit die Gesamthöhe auf maximal 17 m. Ein Meter Platz nach oben, da darf man nicht zucken! Zumal wir schon bei der Fehmarnsundbrücke jedesmal denken, wir passen da nicht drunter, und die Brücke dort hat 23 m Durchfahrtshöhe. Vor uns fährt auch ein Segler, der etwa unsere Größe hat.
Da wollen wir doch mal schauen, ob der durchpasst. Leider biegt der Gute aber vorher ab, zum Ankern vielleicht, oder will der bei uns gucken, ob es klappt? Nun ja, es nützt alles nichts, wir fahren mit verminderter Geschwindigkeit heran.

Ich such mir schon mal einen Platz aus, damit ich, falls der Mast umstürzt, schnell von Bord hüpfen kann. Aber Ende gut, Alles gut, wir kommen ohne an zu ecken durch. Ich tupfe dem ämterhäufenden Schiffseigner die Schweissperlen von der Stirn.

Lange ausruhen ist aber nicht möglich, das nun wieder offenere Fahrwasser serviert uns mehr Welle und einen strammen Wind. Da er uns hier fast achterlich erwischt, segeln wir nur unter Fock nach Dragsö. Hier machen wir in unserem Lieblings- Sportboothafen wieder fest, unser alter Liegeplatz ist noch oder schon wieder frei!
Toll, da fühlen wir uns gleich heimisch. Die Sonne scheint herrlich in unser Cockpit, dort nehmen wir doch gern unseren Sundowner zur Brust. Zum Abendessen gibt es Pellkartoffeln mit schwedisch (süßsauer) eingelegten Heringen.

So neigt sich auch dieser wunderbare Tag seinem Ende entgegen.

 

25. Tag 21.08.2008   Dragsö - Karlshamn Svanevik

teils sonnig, teils wolkig, teils Schauer, 5 - 6 Bft, später abnehmend,
Welle 2,5m auf dem offenen Meer, 32 sm

Als wir aufbrechen, scheint die Sonne. Das erste Stück des Weges wollen wir noch einmal durch die Schären. Auch heute steht uns wieder eine Brücke im Weg, aber diesmal eine Drehbrücke, die man per Schallsignal oder per Funkanfrage öffnen lassen kann.

Für den ersten Fall halten wir das Nebelhorn ( Geschenk von Mischi und Karl- Heinz) bereit.
Da aber der Wind so kräftig lärmt, wissen wir nicht, ob unsere Signale, den, der die Brücke bedient, überhaupt erreichen. Ergo, wird gefunkt. Das mobile Funkgerät, bislang nur zum Lauschen von Kanal 16, genutzt, soll jetzt aktiviert werden. Just die Gebrauchsanleitung dieses Teils ist grad nicht verfügbar. Ja, wie war das denn noch mal? Praktischer Vorschlag von praktischer Frau: Drück doch mal die PTT Taste! Und super, das ist die Lösung. Auf Kanal 12 erreichen wir Kungsholmen Traffic und der ämterhäufende Besitzer der Lizenz zum Funken, haut den schwedischen Kollegen sein Anliegen um die Ohren. Und es wirkt, als wir vor der Brücke auftauchen, wird der Autoverkehr angehalten und die Brücke für uns seitlich weggedreht. Die Durchfahrt ist frei. Die Hoffnung, nun wenigstens ein kleinen Stau unter den Autofahrern zu verursachen, erfüllt sich nicht wirklich. Insgesamt halten nur 7 Autos an. Dann sind wir wieder auf dem offenen Meer und haben eine mächtige Welle von schräg vorn. Da ist nun Geschick erforderlich, mit Schwung auf den Wellenberg zu segeln, dann das Ruder etwas rumzureissen, damit das Schiff sanft ins Wellental gleitet und nicht wie ein Holzklotz runter platscht.  All dies muss dann noch mit dem schnellen Überstreifen von Schwerwetterkleidung verbunden werden, es regnet.

Gott sei Dank hat Andreas keine Anflüge von Seekrankheit mehr, seit er täglich eine Messerspitze Ascorbinsäure zu sich nimmt. Schade für die Pharmaindustrie, die teuren Reisekaugummis können die jetzt selber futtern, wir kaufen Vitamin C zum hunderstel des Preises der Kaugummis!

Später tauchen wir wieder ein in die Schärenwelt, diesmal die vor Karlshamn liegende. Sonne und Regen wechseln sich jetzt zügig ab, Aprilwetter im August!
In einem Törnführer erfahren wir, dass auf einer nahe gelegenen Insel unter anderem Kofi Annan seine Sommerresidenz hat. Nun, da es schon nicht geklappt hat, dass wir bei Königin Silvia vorbeigeschaut haben, dann wollen wir doch mal gucken, ob der Kofi schon den Grill an geworfen hat!

Nein, hat er nicht und wie der Reiseführer weiter ausführt, war er wohl schon ewig nicht mehr dort, weil die Sicherung des Geländes durch den Personenschutz dort nicht gewährleistet werden kann. Ja, soviel Spass macht das “Promi sein” dann wohl doch nicht! Aber die Bucht und die Häuser sind wunderschön und wir haben gerade die "Spionage" Runde bei Sonnenschein gedreht, was noch viel hübscher ist.
Weiter gleiten wir an bewohnten und unbewohnten, grossen und kleinen Schären vorbei.
Da sind doch bestimmt auch Ankerplätze vorhanden. Der Ämterhäufende will jetzt unbedingt und sofort den Heckanker ausprobieren, natürlich auch mit dem knallroten Gummiboot durch die Felsen knattern. Aber irgendwie finden bzw. erkennen wir nicht so das richtige Plätzchen für solche Abenteuer, wir steuern den Zielhafen Karlshamn Svanevik an.

Dort finden wir nur noch einen Längsseits Liegeplatz, auf dem wir richtig durchgeschaukelt werden. Da lädiert man sich die Knochen, ohne auf See zu sein und seekrank könnte man wohl auch noch werden! Aber egal, hier bleiben wir. Andreas erkundet die Umgebung und forscht nach einem Fischgeschäft, welches im Hafenhandbuch angepriesen wird.
Ich mache derweil unter Deck Klar Schiff, wo bloss immer der ganze Schmutz her kommt?

Die Bude ist clean, da kommt der Fisch Chef Einkäufer über den Steg gewankt. Er hat den wirklich tollen Laden gefunden und war, der riesengrossen Auswahl wegen, erstmal wie gelähmt. Der Hunger hat dann doch gesiegt und ein Kauf wurde getätigt. Es gibt dann golden geräucherten, super frischen Bückling und warmgeräucherten Lachs zum Dinner. Eine Delikatesse! Ohne Worte! ( Falls mal jemand hierher kommt, unbedingt merken:

Vägga Fisk + Delikatess Rökeri Karlshamn www.delikatessroekeri.se), vielleicht liefern die auch nach Tyskland, selbst auf dem Postweg ist der Fisch bestimmt noch immer taufrisch!
Auch der Hafen ist einen Besuch wert, unheimlich netter Hafenmeister, gratis Fahrradverleih etc.
Den Sonnenuntergang geniessen wir dann draussen, bevor wir den nächsten Tag planen.

 

26. Tag  22.08.2008   Svanevik - Harö

sonnig, später etwas bewölkt, dann Sonne, 3 - 4 Bft, Welle 0,5 m, 10 sm

Heute wird Andreas Traum von Abenteuer wahr: da die Wettervorhersage so positiv ausfällt, wollen wir nochmals die Schären unsicher machen und uns dort einen schönen Ankerplatz aus suchen.

Dafür wird nach dem Frühstück das knallrote Gummiboot mit Luft gefüllt und auf dem Vordeck fest gezurrt. Dann steht dieser Challenge wohl auch nichts mehr im Wege.
Die Fahrt gestaltet sich bei Sonnenschein sehr angenehm und wir haben die Gelegenheit, uns einige Buchten näher an zu schauen, die wir als Tips aus Insiderbüchern erhielten.

Um auch wirklich eine vor dem SW Wind geschützte Bucht zu finden, benötigen wir jedoch mehrere Anläufe. Aber dann liegt sie vor uns. Und hat sogar einen kleinen Steg.

Erstmal tasten wir uns vorsichtig vor, aber die Wassertiefe bis zum Steg erweist sich als ausreichend. Dann tuckern wir langsam zurück, der Heckanker wird ans Tageslicht gezerrt, um dann zügig wieder in den Fluten versenkt zu werden.

Müsste man nur richtig abschätzen können, wie weit es noch bis zum Steg ist. Der Anker ist weg und ich tuckere mit Minimal Geschwindigkeit voran, dann ca. eine Bootslänge bis zum Anleger und oh Schreck die Ankerleine ist zu Ende!

Kräftiges Fluchen aller Beteiligten, dann den Rückwärtsgang bemüht und eine andere Leine hurtig angeknotet.  Ok, dann also Fahrt voraus ( Klappe: die 2.), diesmal reicht die Leine aus. Der, der die Leinen händelt, springt an Land und ruckzuck sind wir fest an unserer ersten "eigenen" Schäre.

Nach einer nur sehr kurzen Erholungspause, macht der, der das Abenteuer sucht, das Schlauchboot klar, in dem er, der, die jetzt eigentlich in der Sonne hocken wollte, noch einige präzise Befehle erteilt, dies oder jenes zu holen oder zu tun.

Das ist natürlich die subjektive Einschätzung der Autorin, der Ämterhäufende würde sicher eine andere Sichtweise manifestieren... Nur mal fürs Protokoll.

Als dann der Aussenborder sicher am Dingi befestigt ist, kleidet sich Andreas für diese Fahrt schick um (s. Beweisfotos und ohne jeglichen Kommentar der Autorin) und donnert los. Mit der nachmittäglichen Ruhe ist es nun in den Schären vorbei.

Der Livingstone aus Gelsenkirchen ist unterwegs und wird hier alles entdecken, was noch unentdeckt blieb. Mittlerweile hat noch ein weiteres Schiff aus Deutschland in unserem Paradies festgemacht. Hoffentlich wird es nicht noch voller hier.

Inzwischen ist auch das Röhren des Aussenborders verstummt. Besteht dann wohl die Chance, dass der Cheffe zurück gerudert kommt? Nein, leider nicht, Red Adair biegt alsbald wieder knatternd in die Bucht ein.

Die Expedition wird dann auf die Insel, namens Harö ausgedehnt, allerdings nun per Pedes. Es ist mal wieder erstaunlich, welche Pflanzen auf so kargem Boden gedeihen. Zurück auf dem Schiff lesen wir noch ein wenig, dann wird das Schlauchboot wieder an Bord gehievt. Da der Wind leicht gedreht hat, müssen wir uns auch noch ein wenig in Richtung Heckanker verholen. Da wir heute keinen Landstrom haben, sind inzwischen alle elektrischen Verbraucher abgeschaltet, nur auf unserem Gasherd können wir unser Abendessen zaubern. Da gestern Lachs übrig geblieben ist, werden Spaghetti mit Lachs in einem leichten Wein Zwiebelsugo produziert und verzehrt. Leckeres Resteessen für Abenteurer. Den lauen sonnigen Abend lassen wir bei einem phänomenalen Sonnenuntergang im Cockpit ausklingen.

Die sich ständig verändernden Farben sind fast schon kitschig- schön. Langsam wird es dunkel, wir entzünden die Petroleumfunzel. Genau vor uns geht der Mond orange rot auf und steigt ziemlich schnell höher am Himmel auf.

Allmählich bietet sich auch ein toller Anblick auf die Sterne, es werden immer mehr und der grosse Wagen ist deutlich aus zu machen. Plötzlich fällt eine Sternschnuppe herab und verglüht blitzschnell wieder. Wir beide haben sie gesehen und uns etwas gewünscht.

Dann ab in die Koje hier in dieser Wildnis.

 

27. Tag  23.08.2008  Harö - Hanö

Regen, 4 Bft, 0,5 m Welle, 11 sm

Leider hat der Wetterbericht recht behalten, es regnet. Andreas entschwindet
zügig nach dem Aufstehen an Land. Mit dem Klappspaten unterm Arm, wo er sich da wohl verewigt. Wir schlüpfen gleich nach dem Frühstück ins "Ölzeug", dann wieder ein neues Manöver für uns: bergen des Heckankers. Theorie ist klar, dann schmeissen wir die Maschine an und nähern uns der Praxis.

Vorne sind die Leinen los, ich tuckere langsam an der Ankerleine zurück. Andreas alias Livingstone zieht die Leine an Bord. Stück für Stück geht es voran, die Leinenkringel häufen sich an Deck, nun stehen wir, bei einer Wassertiefe von ca. 3,8m fast über dem Anker. Andreas will ihn rausziehen, doch der Anker hält. Hätten wir das Geld für die Muckibude wohl doch anders investieren können?

Eben noch mal versuchen, jetzt auch mit der Winsch.
Auch hier rührt sich nichts! Na toll, so stellt man sich einen wunderschönen Morgen vor.

Weiter vor und zurückfahren, kein Erfolg. Anreichen weiterer Operations- instrumente, wie Hammer und Bootshaken an den Chefarzt am Anker, ein ewiges umher hampeln der Steuerfrau zwischen den Leinen, der Winsch und dem Steuerrad. Und klar, dass die Orthese ständig irgendwo hängen bleibt. Ich kann mir nicht helfen, bereits gegen 8.30h an diesem Samstagmorgen hat sich die gute Laune so ziemlich verflüchtigt.

Als dann der Befehl " Hol mir mal ein scharfes Messer!" ertönt, befürchte ich, der Ämterhäufende plant den Suizid. Aber der Plan war anders, falls sich der Anker in einem Netz verfangen hätte, hätten wir ihn herausgeschnitten. Die Realität sieht anders aus: Der Anker hat sich einem ca. 10 cm dicken Unterwasserkabel verfangen.

Erstes Manöver dieser Art und solch ein Treffer, das ist ja wie 6 Richtige im Lotto! und hätten wir gewusst, dass wir irgendwie doch am Strom liegen, hätten wir ja gestern nicht so sparsam sein müssen. Danke Vattenfall!

Dennoch wollen wir weg, also zieht Andreas das Kabel mit dem Bootshaken vom Anker, ich steuere rückwärts, der Anker kommt frei, der Bootshaken wird mit dem Kabel in die Tiefe gerissen. Wir fahren aber kein BOB ( Bootshaken über Bord) Manöver. Wir lassen ihn in seinem nassen Grab zurück, sind froh, dieser Bucht, dem Abenteuer an sich zu entkommen.

In tieferen Gewässern betreiben wir Ursachenforschung, wieso standen da keine Schilder "Kabel- Ankern verboten"? Mir fällt ein, dass auf der elektronischen Seekarte gestern beim Anlegen eine gestrichelte blaue Linie zu sehen war. Beim Blick in die Papierkarte stellt sich heraus, jau, genau da liegt ein Unterwasser- kabel. Gut, wenn man täglich neu dazu lernt.

Inzwischen sind wir klitschnass, aber wir steuern auf die offene See und auf Hanö zu. Hanö soll eine Sonneninsel sein, aber auf jeder Sonneninsel, die wir dieses Jahr besuchten, hat es immer geregnet, wenn wir da waren! Gibt es da etwaige Zusammenhänge? Die Statistik wird später veröffentlicht oder vielleicht von den Tourismus Zentralen für viel Geld aufgekauft!

In Hanö gehen wir längsseits, müssen im strömenden Regen aber noch nach achtern verholen, weil wir den Platz der Fähre blockieren, das möchte man ja dann auch nicht so gerne. Der Hafenmeister kommt vorbei, heisst uns herzlich willkommen und erklärt uns die Sehenswürdigkeiten dieser Sonneninsel! Ja, wenn es so weiter schüttet, werden wir die auch nicht mit eigenen Augen sehen können. Irgendwann sind wir es leid, es regnet immer noch, wir werfen Regensachen über und erforschen die Insel, zunächst einmal zum Leuchtturm, der 60 m über dem Meeresspiegel thront und selbst auch noch 16 m hoch ist. Es heisst, er hat das stärkste Licht der Ostsee.

Heut abend gucken wir mal hin, eventuell haben wir ihm ja heute morgen die Stromzufuhr gekappt! Dann traben wir, beäugt von neugierig starrendem Damwild weiter zum englischen Friedhof. Dort sind einige englische Soldaten beerdigt, die während der Napoleon Blockade gegen England ( 1810) hier den Handelsverkehr mit Russland, Schweden, Polen und anderen Ostseeanrainern sicherten. Es wird berichtet, dass von Hanö aus die Geleitzüge nach Endland segelten, es waren mindestens 300 Schiffe, maximal wohl auch mal 1000. Kann man sich gar nicht vorstellen, ein durchschnittliches Schiff mass damals so an die 60 m Länge. Da war ja Rush Our bei Hanö. Und heutzutage regen wir uns auf, wenn wir im Päckchen liegen müssen.

 

28. Tag  24.08.2008  Hanö - Simrishamn

Regen, 5-6 Bft, 1,5 m- 3 m Welle, 31 sm

Der Wecker klingelt um 6.30h, dies ist aber kaum zu vernehmen, da der Regen so stark aufs Deck prasselt. Unwillig erheben wir uns, denn gleich müssen wir in die immer noch nassen Klamotten hüpfen. Die Luftfeuchtigkeit unter Deck beträgt mindestens 98 %! Also, dann wollen wir mal. Wir verduften klammheimlich, alle anderen scheinen sich noch verbarrikadiert zu haben. Wen wundert es?

Gleich nach der Hafenmole setzen wir das Grosssegel. Es lässt sich allerdings nicht ganz aus dem Mast heraus ziehen, nun ja bei dem Sch... Wetter wären wir ja auch lieber drinnen geblieben. So haben wir ein wenig Verständnis, zerren den Rest des Tuches dann aber doch noch raus. Der Ostwind erwischt von uns ach- tern, da sich eine starke Welle aufbaut, können wir uns das Schmetterlingsegeln schenken. So fahren wir halt nur unter Gross und helfen mit dem Motor noch etwas nach, damit wir den Kurs auch halten können.

Da das Wetter sich wirklich abscheulich gebärdet, machen wir stündlichen Wachwechsel. Einer von uns kann dann unter Deck erstmal warm und trocken werden. Zusätzlich schmeissen wir die Heizung an, nicht, weil wir Frostködel sind, nein, nur um die Feuchtigkeit zu bekämpfen! Die nunmehr fast 3 m Welle lässt und ganz schön umher schaukeln und das Meissner Porzellan scheppert in den Schapps.

Auf der Hafeneinfahrt steht mächtig Schwell, das ist noch einmal etwas haarig, danach sind wir unter Windabdeckung und wir können uns fürs Anlegen vorbereiten. Wir treffen unsere netten Dänen wieder, die laufen gerade aus, lagen 2 Tage hier im Hafen fest. Unser Liegeplatz von vor 3 Wochen ist belegt, wir gehen dann erstmal längsseits. Wir wollen das Schiff ein wenig von aussen putzen. Bereiten alles vor und räumen aus und um. Leider gibt es kein Wasser am Steg, Strom auch nicht. Also entscheiden wir uns, noch mal zu verholen, es ist grade eine Box frei geworden. Hier haben wir dann Wasser und Strom. Nach dem Putzen hängen wir die nassen Klamotten raus, es ist ja grade trocken und vielleicht pustet der Wind sie trocken.

Dann gehen wir erstmal duschen, die Sanitäranlagen sind sehr angenehm und sauber. Heute abend werden wir mal wieder die Sterneküche in Simrishamn geniessen. Die Kombüse auf dem Schiff bleibt kalt!

 

----> Fotos 18.08 - 24.08

 

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