Egersund-Nedstrand

Weiter nordwärts an der norwegischen Westküste

5. Woche vom 28.6.- 03.07.2010

28. Tag  Montag, 28.6.2010

Egersund - Tananger, 40 sm

Wieder auf dem offenen Meer Richtung Norden

Heute wollen wir endlich weiter. Wir hatten ja herrliche Ruhetage in Egersund. So sind wir fit und stehen um 6.30h auf um, nach einem kurzen Frühstück, aufzubrechen. Im Hafen schläft noch alles, als wir ausparken.

Das Wetter ist auch wieder sonnig und schön. Wir passieren noch eine Brücke und fahren durch idyllische Schären, bis wir wieder die Nordsee erreichen. Zunächst haben wir nur einen schwachen Wind von achtern. Dieser frischt dann doch sehr schnell auf 4- 5 Windstärken auf. So segeln wir mit der Fock zügig auf unser Ziel zu. Die Welle kommt auch von hinten und ist 2 m hoch. So werden wir ziemlich durchgeschüttelt. Dichter unter der Küste sehen wir ein Schiff unter Segeln ( Schmetterling) auslaufen.

Ob das wohl die „Ollie“ ist? Wir werden sie im Auge behalten. Sie ist auf jeden Fall sehr schnell unterwegs. Wir können allerdings mit unseren Tiefgang nicht so dicht unter Land segeln. Dort gibt es doch viele Untiefen und die Welle, die sich auf diesen Flachs dann bildet, soll sehr tückisch sein. Etwas weiter vor uns segelt eine Hallberg- Rassy, ebenfalls nur unter Vorsegel. Wenn das nicht eine Regatta ist! Außer diesen drei Seglern treffen wir nur einige Fischerboote und weit entfernt ziehen Frachtschiffe ihre Bahn.

Schnell sind wir vor Tananger, unserm heutigen Zielhafen. Hier haben wir auch endlich die HR in Schlagdistanz. Hinter uns taucht ein großes Kreuzfahrtschiff auf. Dieses nimmt einen Lotsen an Bord und will augenscheinlich weiter nach Stavanger. Gut so, dann nimmt es uns nicht den Liegeplatz weg!

Tananger ist ein Vorort von Stavanger. Hier liegen viele Schiffe, die wohl Ausrüstungsgegenstände für die Bohrinseln transportieren. Außerdem knattern ständig Helikopter über unseren Köpfen. Diese bringen die Ölarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen. Unser Hafen liegt abseits von den Industrieanlagen und dem kommerziellen Hafen. Hier ist deutlich mehr Urlaubsflair. Wir orientieren uns noch, da stehen schon die „Ollies“ am Steg und teilen uns per Gesten mit, dass sie einen Liegeplatz für uns hätten. Das klappt ja hervorragend. Leider ist der Platz zwischen den Schwimmstegen für uns zu schmal. Dann gehen wir eben mal wieder längsseits. Nach dem Aufklarieren laufen wir durchs Dorf, das zwar ein Hotel hat, aber keinen Lebensmittelladen. Macht nichts, wir haben ja noch Vorräte an Bord, da werden wir die kreative Küche pflegen.

Da wir Strom haben, werfen wir auch gleich mal wieder die Brotmaschine an. Wasser ist auch am Steg, da können wir auch die Borddusche ausgiebig nutzen.

Die „ Ollies“ kommen dann noch an Bord, um einen Anleger mit uns zu trinken. Leider trinken sie nur Wasser. Aber auch wieder gut für uns, dann bleibt mehr für uns übrig. Sie erzählen dann von ihrer 16 jährigen Norwegen Erfahrung und geben uns noch einige Tipps, wo wir unbedingt hin müssen.

Heute Abend servieren wir Bratkartoffeln mit Corned Beef und Rote Beete.

Fast der Geschmack von Labskaus nur ohne Fisch!

Unser Vitalvollkornbrot ist auch fertig und die Pantry duftet lecker nach Backstube. Dann wird noch ein wenig WM geguckt. Die weiteren Viertelfinalisten werden ermittelt. Dann fallen wir in die Kojen.

 

29. Tag  Dienstag, 29.6.2010

Tananger - Stavanger, 18 sm

Ölmetropole Stavanger oder Dallas in Norwegen

Leider ist es heute diesig und grau in grau, als wir unsere Augen aufschlagen. Dennoch stehen wir auf. Die „Ollies“ legen grade ab, sie wollen jetzt zügig weiter nach Norden.

Andreas und ich wollen heute nur „um die Ecke“ nach Stavanger.

Der vorhergesagte Wind hat es sich anscheinend auch anders überlegt, es ist absolut windstill.

Dann müssen wir eben motoren. Aber auch die grau verhangene Landschaft hat ihren Reiz. Das passt die Musik von Edvard Grieg „Peer Gynt“ super dazu.

Die Einsamkeit auf dem Meer findet ein Ende, als wir in den Schifffahrtsweg nach Stavanger einfahren. Hier gibt es etliche Fähren und vor uns läuft wieder mal ein Kreuzfahrtschiff ein.

Eigentlich wollen wir uns im „Vaagen“ (= Altstadthafen) einen Liegeplatz suchen. Auf unserer elektronischen Karte sehen wir aber, dass dort auch zwei riesige Kreuzfahrtschiffe liegen, sodass fast keine Durchfahrtmöglichkeit mehr besteht. Nun ja, das werden wir uns mal aus der Nähe ansehen. Tatsächlich ist die Zufahrt extrem schmal zwischen diesen Ozeanriesen.

Und der Platz für die Freizeitschiffe liegt direkt hinter ihnen. Das ist uns zu unruhig und was geschieht, wenn die Schiffe ablegen, da werden wir dann vom Schwell völlig zerbröselt. Also vorsichtig gedreht, damit wir ja keine Schramme ins Kreuzfahrtschiff fahren.

Außerdem ist am Hafenrand die Hölle los: es findet das World Cup Turnier im Beach Volleyball statt. ( Ist ja genau das richtige Wetter dafür, da kommt man nicht so schnell ins Schwitzen) Ein riesiger Center Court und diverse andere Spielfelder sind aufgebaut. Laute Musik schallt aus diversen Boxen. Das ist uns dann doch ein bisschen zuviel Trubel.

Wir fahren dann einen Hafen weiter, nach Banavika. Und tatsächlich in diesem kleinen Hafen ist für uns ein Platz zwischen zwei Schlengeln frei. Dort parken wir zügig ein, machen alles schnell fertig, denn jetzt fängt es richtig an zu regnen. Schnell unter Deck. Es ist zwar noch früh am Tag, aber wir gehen in die Borddusche, um uns Stadtbesichtigungsfein heraus zu putzen. Da es inzwischen massiv regnet, ziehen wir unsere Gummistiefel an. Ist besser, als ewig mit nassen Füssen rum zu rennen.

Um dem Automaten ein Ticket für den Hafenaufenthalt zu entlocken, müssen wir erst noch eine Doktorarbeit schreiben. Wir holen sogar noch einen Norweger zur Hilfe, erst dann bekommen wir mehr recht als schlecht unseren Parkschein aus dem Automaten, der sich jeglicher (deutscher) Logik verschließt.

Zunächst einmal gehen wir durch die niedliche Altstadt zur Touristinformation. Von dort aus stiefeln wir zum Konservenmuseum.

Das ist eine alte Fabrik, in der früher Fischdosen hergestellt wurden. Die Dosen wurden hier gestanzt und die angelandeten Sardinen in Salzlake eingelegt um dann geräuchert zu werden. Danach wurden sie in die Dosen abgefüllt, verschlossen und in heißem Wasser haltbar gemacht. Das ganze Zubehör und Werkzeug ist noch vielfältig vorhanden. Mit Hilfe eines Filmes kann man sich durchaus vorstellen, wie es damals in dieser Fabrik zuging. Auf jeden Fall waren Hunderte von Frauen und Männern mit dem Fischfang, der Produktion und Herstellung bis zum fertigen Produkt beschäftigt. Die Sardinendosen wurden dann individuell nach Wünschen der Kunden etikettiert und in alle Welt verschifft. In der Etikettensammlung finden wir auch ein Etikett für den Hamburger Handel.

Der Sardinenfang war ein riesiger Wirtschaftzweig und hat der Region damals einigen Reichtum verschafft. Noch heute stehen die Ferienhäuser des „Heringskönigs“ auf einer Insel in der Nähe von Stavanger. Wir schlendern  zurück an der Hafenkante, schauen den dick vermummten Sportlern noch ein bisschen beim hier wirklich notwendigen Warm- Up zu.

Da heute unser Kulturtag ist, besuchen wir noch das Ölmuseum: Es liegt genau neben unserem Hafen und ist architektonisch einer Ölbohrinsel nachempfunden. Drinnen wird alles über die Entstehung der Öl- und Gasvorkommen im Meer berichtet. Die ersten Ölfunde wurden in den 60er Jahren vor Norwegen gemacht. Dann wurden riesige Projekte zur Erschließung dieser Felder durch geführt. Vom Aufspüren durch Schallwellenreflektion, über die Bohrungen bis hin zur Förderung. In Modellen werden auch die unterschiedlichen Arten von Bohrinseln anschaulich dargestellt. Ich hatte immer gedacht, es gibt nur eine Form von diesen Insel, aber eine jede ist anders und den Anforderungen und der Beschaffenheit des Untergrundes angepasst.

Und natürlich hat sich die Technik in den letzten vierzig Jahren rasant weiter entwickelt. Was sich auf dem Meeresboden auf einer Tiefe von bis zu 1000 m abspielt ist sensationell, aber auch schon erschreckend. Dort unten verlaufen Kilometer lange Rohre, Leitungen und Pipelines. Gas und Öl wird gefördert, Wasser nachgepumpt. Auf dem Meeresgrund sind kleine ferngesteuerte Bagger unterwegs, die die Leitungen prüfen oder auch reparieren. Sind die Untergrundbeschaffenheiten zu schroff für die Rohre, dann werden zur Einebnung eben mal ein paar Tonnen Beton dort hin gegossen und schon geht es der Leitung besser. Die Landschaft auf dem Meeresgrund sieht schon lange nicht mehr so aus, wie wir Träumer uns das vorstellen. Sondern es mutet eher an, wie eine Industrielandschaft auf dem Mars. Öl und Gas wird dann in Pipelines (auf dem Meeresgrund) über tausende von Kilometern, unter anderem nach Emden oder England (1200 km) verteilt.

Norwegen fördert derzeit tägliche, unglaubliche Mengen dieser wertvollen Rohstoffe. Die Vorkommen sind lange nicht erschöpft und immer noch werden neue Bohrfelder erschlossen. 40000 Menschen sind in der norwegischen Öl- und Gasindustrie beschäftigt. Der Job des Bohrplattformarbeiters wird von der UNESCO als einer der härtesten eingestuft. Es werden zwei Wochen gearbeitet, dann gibt es vier Wochen Freizeit. Norwegens Reichtum resultiert aus diesen Bodenschätzen. Schon zweimal haben sich die Norweger in einem Referendum gegen den Beitritt in die EU ausgesprochen. Na klar, sie wollen ihr Geld behalten und nicht mit den Griechen teilen. Das erspart doch viel Ärger. Und so können sie sich ihren König Harald auch noch locker leisten.

Nach zwei Stunden haben wir sehr viel gelernt, haben sogar noch mal den Alltag eines Plattformarbeiters in seiner Arbeitsumgebung nach empfinden können. Mit JR und Dallas hat das allerdings wenig zu tun. Und Pamela und Miss Ellie tauchen auch nirgends auf.

Uns raucht der Kopf als wir das Museum verlassen. Es regnet nicht mehr und heute gehen wir in die Stadt zum Abendessen. Unter den vielen Kneipen und Restaurants entscheiden wir uns für die SB Sörensen Dampskibsexpedition. Eine urige Kneipe mit vielen maritimen Sammlerobjekten. Wir bestellen Fiskekaka, was nicht so schlimm ist, wie es klingt. Es sind nämlich Fischfrikadellen. Aber auf Norwegisch drückt man sich deutlich und ohne Schnörkel aus. Für mich gibt danach noch ein Rinder Carpaccio und für Andreas einen Burger nach Art des Hauses.

Hier in Stavanger tobt wirklich das Leben, alle Kneipen sind brechend voll.

Dazu dann noch die ganzen Sportler, da boxt der Papst.

Die beiden Kreuzfahrer haben mittlerweile abgelegt und man hat freien Blick über den Stadthafen.

Wir kehren auf unser Schiffchen zurück, nehmen noch einen Absacker, gucken WM und gehen dann schlafen.

 

30. Tag  Mittwoch, 30.6.2010

Stavanger, Ausflugstag

Ausflug in den Lysefjord und zum Prekkestolen

Heute bleiben wir, wie geplant, in Stavanger. Eigentlich wollten wir den Lysefjord auf eigenem Kiel besuchen, aber wir entscheiden uns, dies mit einem Ausflugsdampfer zu machen. Da kann man in Ruhe schauen und staunen und wir bekommen noch mehr Insider Infos als aus dem Reiseführer.

Da die Tour erst um 12 Uhr startet, bummeln wir noch durch die Stadt, kaufen ein paar Kleinigkeiten ein. Das Wetter verlangt noch immer nach Regenkleidung und Gummistiefeln, obwohl ab und an die Sonne durchblitzt.

Übrigens: Ein neuer riesiger Kreuzfahrer hat festgemacht, die geben sich ja hier die Leinen in die Hand!

Dann fahren wir in den Fjord ein. Er entstand bei der letzten Eiszeit, als Skandinavien unter einer 2000 m dicken Eisdecke lag. Der Fjord ist eine Endmoräne, die seitlich aufragenden steilen Felsen sind bis zu 1000 m hoch, das Wasser teilweise bis zu 500 m tief und der Fjord ist42 km lang.

Wir fahren dann in eine kleine Bucht zwischen hohen Felsen, wo sich früher Schmuggler in Höhlen vor ihren Häschern versteckten. Weiter vorbei geht an den Felsklippen, wo sich gern auch mal Basejumper mit Fallschirmen mehr oder weniger erfolgreich herunterstürzen. Heute sicherlich nicht, denn die dichte Wolkendecke hängt etwa 300 m über uns.

Danach sollte eigentlich der Höhepunkt dieser Tour kommen: der Prekkestolen oder die Kanzel. Ein 1000m hoher überstehender Felsen, in Form einer Kanzel. Der ist aufgrund der Wolken nicht zu sehen. Dann müssen wir halt auf das Foto im Reiseführer zurück greifen. Dafür sehen wir noch einen Wasserfall, an dessen Quelle früher ein Bauernhof stand. Dort hatte ein deutscher Deserteur (Rendsburg) aus dem ersten Weltkrieg die Tochter Sika geheiratet. Dann baute der fleißige Mann eifrig Straßen und fällte Bäume. Am eifrigsten betrieb er jedoch die Schnapsbrennerei. Aus seiner Destillerie belieferte er Stavanger, was den Behörden gar nicht behagte. Sie erwischten ihn schließlich in Flagranti und verwiesen ihn des Landes. Und noch heute ist der Alkohol hier rationiert!

Nicht rationiert ist das Quellwasser vom Wasserfall. Bordpersonal fängt einen Eimer vom kristallklaren Wasser und wir alle dürfen mal kosten.

Nach vier Stunden sind wir wieder kurz vor Stavanger. Auf dem Rückweg fahren wir unter einer älteren niedrigeren Brücke hindurch. Das war früher das Signal für die Schiffsbesatzungen sich saubere Sachen anzuziehen, die Haare zu kämmen, sprich sich „landfein“ zu machen.

Auf dem Schiff sind uns schon immer Norweger aufgefallen, Eltern mit drei Mädchen zuzüglich Spitz (Hund), die in Crewkleidung mit dem Aufdruck „In Excess“ gekleidet sind. Wir haben natürlich schon die ganze Zeit überlegt, um welches Schiff es sich denn handeln könnte. Da auch noch zwei Angestellte dabei sind, kann das Schiff nicht so klein sein.

Des Rätsels Lösung naht: in einem Seitenarm entdeckt Andreas ein großes dunkelblaues Motorboot – die „In Excess“. Das Familienoberhaupt mit Hund ist inzwischen auch wieder auf den Sonnen!- deck aufgetaucht. Mit großer Freude kann er sehen, dass sein restliches Personal in seiner Abwesenheit nicht auf der faulen Haut liegt, sondern kräftig das Teakdeck schrubbt. Brav, das sieht man immer gern.

Inzwischen ist die Sonne endgültig durch gebrochen und nachdem wir das Schiff verlassen haben, wollen wir uns noch mal die Beach Volleyballer anschauen. Wir gucken uns ein Spiel zwischen Brasilien und Deutschland (Damen ) an. Die Südamerikanerinnen gewinnen. Hoffentlich nicht Richtung weisend für die Fußball WM. Dann kaufen wir frischen Lachs auf dem Fischmarkt, den wir in unserer Bordküche wieder köstlichst à la Steffen Henssler zubereiten und genießen.

Spätestens beim Abwasch würde ich gerne ein paar „Leiharbeiter“ von der „In Excess“ engagieren. Und wenn die schon mal da sind: auch das Teakdeck der „Susann“ könnte ein bisschen Pflege vertragen. Man kann eben nicht alles haben.

Wieder mal backt ein Brot, rein prophylaktisch, denn die nächsten Häfen werden kleiner und haben keine Einkaufsmöglichkeiten.

Im strahlenden Sonnenschein bummeln wir über die Promenade, wo anscheinend wieder ganz Stavanger in den Kneipen am Hafen sitzt. Es ist so schön, dass auch wir uns anschließen und hier bei einem Wein das rege Treiben beobachten.

Dann kehren wir aufs Schiff zurück und erfahren, dass wir in Deutschland einen neuen Bundespräsidenten (im dritten Wahlgang) gewählt haben.

Dann schlafen wir und träumen von Schmugglern und Schwarzbrennern.

 

31. Tag  Donnerstag, 1.07.2010

Stavanger - Furetangen, 18 sm

Expedition zu den Trollen

Heute fahren wir weiter. Wir wollen ein wenig das Hinterland erkunden, das Ryfylke Gebiet mit den vielen Inseln entdecken.

Schon morgens ist es sonnig. Wir verlassen die Banavika und Stavanger. Schon bald befinden wir uns zwischen kleinen Inseln. Leider hat es kaum Wind, so dass wir nicht segeln können. Aber selbst unter Motor ist es ein herrlicher Tag.

Hier münden mehrere Fjorde, deren Umrisse wir von Weitem am Horizont wahrnehmen. Sogar eisbedeckte Gletscher entdecken wir auf Berggipfeln.

Und in der Nähe soll ein bekannter Lachsfluss sein, wo man diese Fische wohl in Hülle und Fülle finden und angeln kann.

Zu unserem Zielhafen ist es nicht so weit, so haben wir Zeit noch mal die eine oder andere Ankerbucht zu inspizieren.

Gegen 13 Uhr nähern wir uns Furetangen. Laut Hafenführer ein sehr kleiner Hafen mit einem Steg, ohne Strom und Wasser.

Ja, heute wollen wir Abenteuer! Als wir in die Bucht einbiegen, sehen wir dass der Hafen um eine Steganlage erweitert wurde. Nur ein Schiff liegt dort, da ist also jede Menge Platz für uns. Der Anleger klappt super und schnell haben wir aufgeräumt und genießen die Sonne auf dem Achterdeck. Die norwegische Sonne wärmt ganz gut.

Der Hafen ist wunderschön, bietet sogar Strom und Wasser. Betreiber ist eine Mission, welche „Sekte“ genau, erschließt sich uns jedoch nicht.

Es wird berichtet, dass Mitte Juli hier zum „Kirchentag“ 400 Menschen vor Ort sein werden. Das kann man sich momentan gar nicht vorstellen.

Wir genießen die Einsamkeit, lesen in der Sonne und relaxen. Geht doch!

Da die Stege auch mit Wasser und Strom ausgestattet sind, leidet unsere Expedition ja kein Mangel. Es darf sogar wieder in der Dusche geplanscht werden. Ja, bei dieser Hitze ist eine kalte Dusche wirklich nicht so übel.

Dann bereiten wir das Abendessen. Als Vorspeise gibt es norwegische, sonnengereifte, sehr wohlschmeckende Tomaten mit einer Krone von Tunfisch in Sonnenblumenöl. Diese sonnige Vorspeise wird gekrönt von einem Trüffelrisotto mit Steinpilzen aus Südtirol. Serviert wird das Menü natürlich auf dem Sonnendeck.

Wir sitzen noch lange draußen. Heute ist, wie gestern ja auch schon, spielfrei bei der WM.

Unser Kino sind heute die springenden Fische in unserer einsamen Bucht, ein paar Möwen, die versuchen die Fische zu fangen, aber nicht so erfolgreich sind. Eine neugierige Bachstelze kommt sogar an Bord und prüft, ob es sich um Menschen oder Trolle handelt. Zu welchen Ergebnis sie gelangt, wissen wir nicht. Sie fliegt munter zwitschernd davon.

Aber da der Skipper sich heute rasiert hat, denke ich, sie hat sich gegen Troll entschieden. Heute Morgen sah die Sache noch anders aus!

Munter wird es später in der Bucht, als Kids aus einem nahegelegenen Camp per Boot auf eine einsame Insel gekarrt und dort ausgesetzt werden. Es ist noch ein wenig turbulent, am anderen Ufer, bis sie sich ihre Zelte und Schlafsäcke gegriffen haben und abgezogen sind, zu ihrem Survivaltraining. Ich denke an  William Goldings „Herr der Fliegen“

Auch wir schlüpfen in die Kissen.

 

32. Tag  Freitag, 2.07.2010

Furetangen - Nedstrand, 20 sm

Nedstrandfjord- ein Ort mit katastrophaler Vergangenheit

Da sage noch mal einer, in Norwegen gibt es keinen Sommer, keine Sonne. Stimmt nicht. Auch heute weckt uns die Sonne pur, da hält uns, obwohl wir tief und fest geschlafen haben, nichts in der Koje.

Wir frühstücken, wollen dann das gestern verduschte Wasser nachfüllen. Leider ist der Schlauch an unserem Steg noch nicht an der Wasserzufuhr angeschlossen. Na, dann müssen wir halt umparken, denn der Schlauch am anderen Steg funktioniert.

Gesagt, getan. Wassertanks sind wieder voll, es geht weiter.

Wir verlassen unser kleines Paradies.

Die Segel setzen wir zügig, denn heute hat es Wind. Gleich hinter der ersten Insel gehen wir auf die Kreuz, hoch am Wind.

Und wir lernen auch sofort den Unterschied zum Segeln auf dem offenen Meer kennen. Hier in den Schluchten dreht der Wind ständig. Mal kann man seinen Kurs perfekt halten, mal segelt man fast wieder die Strecke zurück, die man gekommen ist. Auch die Windstärke wechselt zwischen wenig Wind und dann überraschend starken Böen.

Nachdem sich die Überraschung gelegt hat, versuchen wir mit viel Geduld und etlichen Manövern unseren Kurs zu halten.

Wieder umrahmt uns die atemberaubende Landschaft. Diesmal sind die Berge und Felsen nicht so karg, sondern dicht bewaldet. Wir passieren viele Fischfarmen. In den schwimmenden Netzen sehen wir die Fische (Lachse) springen. Kann man ja verstehen, die wollen sicher raus und die Weite des Wassers genießen- die Armen.

Später können wir dann mit achterlichem Wind sehr gut segeln. In diesem Abschnitt sind die Winde auch nicht mehr so wechselhaft. Wir nähern uns dem Nedstrandfjord. Dieser erlangte negative Berühmtheit als hier in den achtziger Jahren die Bohrinsel „Alexander Kjelland“ im Sturm kenterte.

Einige Männer kamen ums Leben, andere konnten verletzt geborgen werden. Einer der massiven Füße der Bohrplattform war wie ein Streichholz gebrochen und das Unglück nahm seinen Lauf. Die ganze Installation versank in den tosenden Fluten. Die Überreste des abgerissenen Fußes waren im Ölmuseum zu sehen. Unglaublich welche Kraft darauf gewirkt haben muß.

Heute ist alles ruhig und idyllisch, nichts erinnert mehr an die dunkle Geschichte. Wir bergen unsere Segel und steuern Nedstrand, den Zielhafen an.

Auch dieser wurde erweitert, was in unserem Hafenhandbuch noch nicht erwähnt wurde. Wir finden einen schönen Platz längsseits. Nur manchmal ärgern uns zu schnell einfahrende Fähren, die mächtige Wellen auslösen, die unser Schiff dann mächtig ins Schaukeln bringen.

Den Nachmittag verbringen wir in der Sonne, beobachten das Treiben in Hafen. Ab 16 Uhr ist dann wieder Straußeneierkocher und WM Gucken angesagt. Holland schmeißt Brasilien raus und Paraguay besiegt Ghana nach Elfmeterschießen. Zwischen den Spielen serviert die Küche zitronenbeträufelte Avocado mit Tiefseeshrimps in leichtem Salatdressing. Als Hauptgang gibt es argentinisches Steak mit sautierten Champignons. Damit die Argentinier schon mal wissen, dass wir sie morgen ebenso genüsslich verspeisen werden.

Ein langer spannender Abend klingt aus.

 

33. Tag  Samstag, 3.07.2010

Nedstrand, Ruhetag

Nur eins zählt: Deutschland gegen Argentinien

Heute bleiben wir in Nedstrand. Denn wir müssen uns auf das Viertelfinale vorbereiten, das um 16 Uhr angepfiffen wird.

So schlafen wir etwas länger und kredenzen uns ein erweitertes Frühstück.

Leider hat die Sonne auch ihren Ruhetag. So kann der Chefnavigator sich um die weitere Routenplanung kümmern, mal wieder kleine, einsame Häfen und Buchten aussuchen. Und ich kann die Erlebnisse der vergangenen Woche in den Computer hacken.

Kurz vor dem Anpfiff wird das Wetter wieder besser. Vielleicht ein gutes Omen.

Der Ämterhäufende und der beste Fan der deutschen Nationalmannschaft in der norwegischen Provinz Rogaland streift sich das Nationaltrikot über und läuft nervös, wie Maradona, an der virtuellen Seitenauslinie, auf und ab. Manchmal, zwischen Kartoffelchips und Dosenbier stößt er urwaldartige Laute aus. Dann kann es wohl losgehen.

Und das tut es auch. Deutschland startet formidabel, es müllert wieder und Thomas Müller schießt das 1:0 in der dritten Spielminute. Wow!

Der Rest der ersten Halbzeit bleibt spannend, die Deutschen haben noch weitere Torchancen, die sie leider nicht verwandeln. Aufregung pur!

Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit gehen an die Südamerikaner. Dann nehmen die Schwarz Rot Goldenen wieder das Herz in die Hand und schießen noch mal soeben 3 grandiose Tore gegen die favorisierten „Maradonianer“.

Unglaublich und unfassbar: Nach 90 Minuten gewinnen  „WIR“ mit 4:0.

Die Sensation ist perfekt und auch das Nachbarschiff jubelt in höchsten Tönen über Deutschland.

Dann schnell Nervennahrung fassen, wir produzieren deutsche Hausmannskost. Bratkartoffeln mit Erbsen. Wenn das nicht passend daher kommt. Abends läuft dann noch das Spiel Spanien gegen Paraguay, da wird unser nächster Gegner ermittelt.

===> Fotos

                               

[Home] [Susann] [Törn Archiv] [Törn 2011]

  [Wetter]