Holmsbu-Oslo-Son

Wir ersegeln den Oslofjord

10. Woche vom 03.08.- 09.08.2010

 

65. Tag  Dienstag, 03.08.2010

Holmsbu - Vollebukta , 2 sm,

Der geplante Hafentag fällt ins Wasser

Eigentlich wollen wir heute hier in Holmsbu bleiben. Der Ort ist malerisch schön und der Hafen auch. Hier sind wir eindeutig die Exoten unter ganz vielen Einheimischen am Steg, die sich schon seit ewigen Zeiten zu kennen scheinen. Dementsprechend ist der Steg auch Kommunikationszentrum. Dort stehen etliche Campingstühle, die von den Motorbootfahrern (besser –liegern), deren zahlreichen Kids und Hunden bevölkert werden. Ein reges Treiben herrscht hier. Gestern Abend ging es bis sehr spät, heute morgen sehen wir die ersten Gestalten gegen 11 Uhr über den Steg wanken. Wir haben inzwischen schon eine Wanderung durch den schönen Ort und an der Küste entlang hinter uns. Und sogar die Sonne lacht! Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden. Wir kaufen dann noch frischen Fisch ein und wollen es uns an Bord gemütlich machen. In sommerlicher Atmosphäre machen wir es uns an Deck gemütlich und lesen ein bisschen. Dann kommt Cheffe auf die Idee, den Spibaum mal auszuprobieren. Ist klar, das geht nicht allein, die zweite Hand und die Assistentin muss ran. Also barfuss übers Deck hin- und hergetapert und alles Wesentliche dem Herrn und Gebieter in kürzester Zeit angereicht. Logisch, dass auch die „Eingeborenen“ ihren Spaß an dieser Einlage haben. Gut im Hafen klappt das Manöver ganz gut, aber wie wird es bei Wind und Welle?

Nun, das werden wir live ausprobieren müssen.

Wieder ein paar Zeilen lesen, dann kommen unerträglich viele Motorbootfahrer aus ihren Löchern. Da wir aussen am Schwimmsteg liegen und sie mit schneller Fahrt an uns vorbei sausen, bekommen wir die Heckwellen voll ab. Teilweise ist es so schlimm, dass wir fast auf den Steg geschwemmt werden. Nur die freundlichen Norweger vom Steg retten uns vor der Strandung. Zeit zu fliehen, so geht es nicht weiter. Und ich hatte mir einen gemütlichen, sonnigen Abend vorgestellt. Nun brechen wir auf, um nicht weit von hier zu ankern. Wenn das mal gut geht. Ruhige Nächte sehen ja bekanntlich anders aus. Wir motoren dann knappe 2 sm, und schon liegt eine potentielle Ankerbucht vor uns. Wir durchqueren sie, sie scheint uns unruhig. Also auf zum anderen Ufer. Da ist es wesentlich ruhiger, wir drehen einen Kreis um den Punkt, wo wir den Anker fallen lassen wollen. Alles tief genug, dann lassen wir den Anker fallen. Fahren ihn dann so richtig mit Schmackes in den lehmigen Boden ein. Vielleicht wird es ja eine einigermaßen ruhige Nacht!.

Nun ist es ja schon recht spät, also schnell die Rekker gepult und den Lachs kurz in die Pfanne gelegt. Das ist ein tolles Abendessen, wenn auch in anderer Umgebung als geplant.

Nachts dreht der Wind, wir uns auch an unserem Anker, aber die Nacht ist relativ ruhig. Nur einmal kommt ein grosses Schiff vorbei. Es verursacht gehörigen Schwell, dann ist es wieder total still.

 

66. Tag  Mittwoch, 04.08.2010

Vollebukta - Sandspollen, 20 sm,

Schon wieder ankern

Der Wecker klingelt um 7.30 Uhr. Nach dem zügigen Frühstück brechen wir auf. Wir lichten den Anker, der sich im harten Lehmgrund wirklich tief eingegraben hatte. Es kommt sogar ein riesiger Lehmklumpen mit an die Wasseroberfläche. Wenn mehr Freizeit übrig wäre, könnte ich ja mal das Töpfern anfangen. Das ergäbe sicherlich niedliche Objekte als Souvenir für die Lieben daheim. Nun gut, überredet, der Anker einholende Ämterhäufer lässt den Bollen zurück ins Wasser gleiten. Ein paar Schmutzspuren an Hose und Handschuhen werden uns dennoch eine Weile an die Vollebukta erinnern. Der Wind pustet nur sehr mäßig und von achtern. Die Segel sind schnell gesetzt und da die liebliche Landschaft im Sonnenschein den Skipper nicht allzu sehr fesseln kann, heckt er wieder was aus! Na was wohl? Den Spibaum zum Ausbaumen der Fock installieren, damit diese besser steht. Das, was wir gestern als Trockenübung durchgeführt haben, wird jetzt in die Praxis umgesetzt. Da die See glatt ist, hält sich das Gehampel in Grenzen. Das Ergebnis ist aber nicht so toll, irgendwie ist der Spibaum zu lang für unsere Fock. Also alles wieder einpacken. Der Obertechniker erwägt, den Spibaum mit der Metallsäge zu kürzen. Etwas, was ich gerade noch verhindern kann.

Dann packen wir die Segel weg, denn der Wind ist total eingeschlafen. Wir fahren an der Westküste des Oslofjordes gen Norden. Die Sonne scheint und wir sitzen tatsächlich im T- Shirt im Cockpit! Kurz vor unserer Zielbucht, überqueren wir eine, ein Meter unter der Wasseroberfläche liegende Mauer quer durch den Fjord. Nur an zwei schmalen, betonnten Stellen, wurde ein Durchbruch hineingesprengt und hier ist das Fahrwasser um die vier Meter tief. Bald erreichen wir unsere Ankerbucht. Der Platz, den wir uns virtuell ausgesucht hatten ist schon belegt. Aber in der Nähe ist noch eine Ankerboje frei. Obwohl wir mit Ankerbojen schlechte Erfahrungen haben, wollen wir es noch mal wagen. Dann bleibt zumindest der Anker sauber. Denn auch hier ist der Untergrund wohl eher matschig. Schnell sind wir an der Boje fest. Wir montieren noch zwei Fender, damit die Festmacherleine nicht über die blaue Bootswand schrappt. Dann können wir ein bisschen in der Sonne entspannen und ein paar Graugänse und Küken  füttern. Gegen Abend füllt sich die Bucht noch mit Motorbooten und einigen Seglern. Glücklicherweise jagt uns niemand von unserer Boje weg.

Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es merklich kühler, sodass wir unter Deck unser Abendessen verzehren: Tomatensalat mit Tunfisch, danach Spaghetti in Olivenöl. Die Nacht an der Boje verläuft ruhig, der Wind hat am späten Abend etwas aufgebrist. Danach ist es wieder total windstill.

 

67. Tag  Donnerstag, 05.08.2010

Sandspollen – Olso/ Herbern Marina, 20 sm,

Endlich Oslo

Da wir heute nicht so weit segeln müssen, schlafen wir etwas länger. Auch der Ableger geht schneller vonstatten, es ist ja nur eine Vorleine einzuholen und weg zu räumen. In den frühen Morgenstunden fing es mal wieder kräftig an zu regnen und jetzt ist es grau und die Regenwolken ziehen sich bedrohlich über uns zusammen. Also mal wieder Schwerwetterkleidung angezogen, was sonst. Es hat keinen Wind, so werden wir Oslo unter Motor ansteuern. Die 20 sm haben wir schnell geschafft, die Hauptstadt Norwegens taucht am Horizont auf. Wir laufen die Herbern Marina an, diese liegt direkt am Hafenviertel „Aker Brygge“. Das prägnante Rathaus ist von hier scheinbar zum Greifen nah. Als wir noch einen geeigneten Liegeplatz suchen, entdecken wir schon „Floh“ den Bordshund der „Be happy“ am Steg. Also sind Frauchen und Herrchen auch schon da. Die beiden nehmen uns in Empfang, als wir an einer Heckboje ihnen gegenüber festmachen. Sabine und Peter sind auch gerade angekommen und wie wir auch, hatten sie seit Grimstad auch immer wieder nach uns gespäht. Klar, dass wir erstmal einen Anleger zusammen trinken und noch ein paar Erlebnisse der letzten Woche austauschen. Als es anfängt zu regnen und zu gewittern, brechen wir dieses Meeting ab. Zeit für uns, das Schiff für die morgen anreisenden Gäste zu putzen. Andreas schrubbt das Schiff von außen im strömenden Regen. Ich mache innen die Grundreinigung. Hinterher geht es noch in die Waschküche, drei Waschmaschinen und drei Trockner wollen beschäftigt werden. Leider muss ich ständig im strömenden Regen über den Steg zum Sanitärhaus laufen, um freiwerdende Waschmaschinen und später auch Trockner zu ergattern. Zwischen den Gängen, wird das Abendessen fertig gestellt: Brechbohnen mit Filetsteak. Lecker.

Der letzte Trockner ist um 21 Uhr fertig, dann wird die Wäsche gefaltet und wegsortiert. Um 22 Uhr ist Zapfenstreich, der prasselnde Regen auf dem Deck wirkt dann schnell einschläfernd.

 

68. Tag  Freitag, 06.08.2010

Olso/ Herbern Marina, Hafentag

Sightseeing in Oslo

Wir stehen um 7.30 Uhr auf. Cheffe muss heute arbeiten und bleibt an Bord. Ich ziehe meine Gummistiefel und Regensachen an und mache mich um 9 Uhr auf in die Stadt, um diese zu erkunden. Leider regnet es noch immer ziemlich stark. Aber dennoch ist Oslo eine faszinierende, sehr moderne Stadt. Nicht zu vergleichen mit Bergen oder Stavanger. In der Touristinformation besorge ich mir alle nötigen Unterlagen über die zu besuchenden Sehenswürdigkeiten. Dann noch ein Stadtrundgang im Nieselregen. Wieder einmal zeigt sich, dass die Norwegerin an sich gut mit diesem Wetter und den riesigen Pfützen umzugehen weiß. Sie trägt Gummistiefel zum kleinen Businesskostüm. Nicht wirklich umwerfend todschick, aber notwendig, um trockenen Fußes von A nach B zu gelangen. Gegen 14 Uhr bin ich zurück auf dem Schiff und wir bereiten alles vor, für unseren Besuch, der im Anmarsch ist. Alexander ( Andreas Neffe) und seine Freundin Yara sind nach Oslo geflogen und werden uns bis Göteborg begleiten. Nach ihrer Ankunft gibt es zunächst Kaffee und Kuchen. Dann werden die Taschen ausgepackt und die Klamotten weitestgehend verstaut. Danach erarbeiten wir gemeinsam eine Einkaufsliste.“ Die Kinder“ sollen ja nicht verhungern an Bord.

Die Einkäufe sind schnell erledigt und weggeräumt. Zeit für die Sicherheitseinweisung für die beiden Newcomer an Bord. Zwei Stunden später haben sie das Nötigste erfahren und wir nehmen einen Willkommensschluck im Cockpit tatsächlich bei Sonnenschein ein.

Unsere Gäste sind heute noch vom Dienstplan, insbesondere Pantrydienst, frei gestellt. Wir bereiten einen sommerlichen Salat und Bruschetta zu. Yara ist Vegetarierin, da schonen wir ein wenig die Tierwelt. Wir quatschen noch ein bisschen, dann geht es in die Kojen, denn morgen wollen wir Oslo besichtigen. Dafür müssen wir früh aufstehen und Yara und Alex sind eher Langschläfer.

 

69. Tag  Samstag, 07.08.2010

Olso/ Herbern Marina, Hafentag

Oslobesichtigung

Der Wecker klingelt ganz human um 8 Uhr. Andreas und Alex haben heute Küchendienst und müssen das Frühstück zubereiten. Bald steht das Futter auf dem Tisch und wir frühstücken. Danach dann wieder ein paar Vorträge des Skippers zu verschiedenen sicherheitsrelevanten Themen. Gegen 10.30 Uhr verlassen wir das Schiff. Wir machen eine Stadtrundfahrt und steigen, das erste Mal, an der alten Festung aus. Hier besichtigen wir das Schloss. Die Sonne strahlt und es ist sommerlich warm. Wir steigen dann wieder in den Bus und fahren weiter durch Oslo. Über den Audio Kanal erfahren wir viel Wissenswertes über die Stadt. Auf der Museumshalbinsel steigen wir aus und besichtigen das Wikinger und das Fram Museum ( über die norwegischen Polarforscher, mit Ausstellung des Polarschiffes „Fram“). Am frühen Abend fahren wir zurück aufs Schiff. Yara und Alex wollen noch in die City, was shoppen. Andreas und ich kaufen Fisch fürs Abendessen ein. Dann wird endlich geduscht. Der Sundowner wird selbstverständlich im Cockpit verschnasselt. Auf einmal fällt etwas vom Himmel: Yara wird mit Möwenschiet bekleckert. Glücklicherweise nicht auf die frisch gewaschenen Löckchen, sondern nur großflächig auf die Klamotten. Wenn das mal kein Glück bringt. Nach der Reinigung ist es Zeit für Yaras und meinen Küchendienst. Wir servieren als Vorspeise reichlich Rekker mit Cocktailsauce, als Hauptgang gibt es sensationelle Bandnudeln in Lachssahnesauce. Den milden Abend lassen wir draussen ausklingen. Im Hafen ist noch mächtig was los. Schiffe kommen und gehen und auch auf der Promenade sind etliche Menschen unterwegs. Vor dem Rathaus ist ein Fantasie Festival und wir werden von der Live Musik der großen Open Air Bühne beschallt. Gegen 23.30 Uhr ist Schluss für uns. Die Kids müssen sich noch mal über die Aufteilung der sehr knappen Fächer im Schrank auseinander setzen. Dann kehrt Ruhe ein.

 

70. Tag  Sonntag, 08.08.2010

Olso/ Herbern Marina, Hafentag

Zweiter Tag Oslobesichtigung

Heute sind Yara und ich dran mit der Frühstückzubereitung. Also wieder Wecken um 8 Uhr. Die Kids sind etwas wortkarg, das mag wohl der Schlafmangel sein. Nach dem Frühstück unterrichtet der Onkel Navigation. In der Zwischenzeit verabschieden sich Sabine und Peter (mit Floh). Sie wollen heute wieder Richtung Süden aufbrechen. Bestimmt werden sich unsere Wege noch mal kreuzen.

Wir vier fahren heute per U- Bahn und Bus zum Holmenkollen, der spektakulären Skisprungschanze bei Oslo. Diese wurde gerade renoviert. Die letzten Arbeiten für die Nordische WM 2011 sind im Gange. Leider geht der Lift auf die Schanze nicht, so dass uns der phänomenale Blick von dort oben verwährt bleibt. Aber eine andere Sensation steht uns offen, wir besteigen den Skisimulator. Dort erleben wir einen Skisprung von der Schanze und eine rasante Abfahrt bei den Olympischen Spielen in Turin. Einfach super, hinterher ist man wirklich völlig fertig vom Tageswerk.

Auf dem Rückweg besuchen wir den Vigeland Park, eine 32 Hektar große Parkanlage. In dieser stehen Hunderte von Skulpturen von Gustav Vigeland, der ein wirklich sehr fleißiger Mann war. Mit der Trambahn fahren wir zurück zum Hafen. Es ist mal wieder Zeit zum Duschen. Abends gehen wir in ein Restaurant zum Essen, die Küche bleibt kalt. An Bord bleibt noch ein wenig Zeit, die Reiseberichte zu komplettieren, die aktuellen Fotos herunterzuladen und Yara schreibt eine lange E- Mail an die Mama.

Dann geht es ins Bett, weil Morgen müssen wir richtig früh aufstehen.

 

71. Tag  Montag, 09.08.2010

Olso/ Herbern Marina - Son, 28 sm

Wir stechen in See

Heute klingelt der Wecker erbarmungslos um 7 Uhr (am Morgen! ). Alex und Andreas haben Küchendienst und zaubern das Frühstück auf den Tisch. Danach bereiten wir alles vor zum Ablegen. Um 8.30 Uhr verlassen wir Oslo. Schade, eigentlich eine sehr schöne Stadt. Wir ziehen weiter nach Süden, in deutlich kleinere Orte. Das Wetter ist zunächst windstill, aber immer noch sonnig und warm. Dieses Gefühl ist ungewohnt, das kennen wir, die das Nordmeer besegelt haben, schon gar nicht mehr.

Auf dem Oslofjord gehen dann die Schulungen für Yara und Alex weiter, es gibt ja noch soviel zu lernen. Uns kommen etliche Kreuzfahrtschiffe und Riesenfähren entgegen. Das ist schon beeindruckend, wenn wir mit dem kleinen Segelboot daran vorbei gleiten. Als der Wind etwas auffrischt, setzen wir erstmal das Vorsegel, um den beiden ein wenig das steuern unter Segeln nahe zu bringen. Als wir dann das Verkehrstrennungsgebiet überquert haben, setzen wir auch noch das Großsegel und eine Stunde wir dann noch „ richtig“ gesegelt.

Dann bergen wir die Segel und bereiten uns aufs „ Einparken“ vor. Son, der heutige Zielhafen liegt vor uns. Zunächst suchen wir eine Tankstelle, wir wollen etwas Diesel bunkern. Die in der Karte eingezeichnete Tankstelle gibt es nicht mehr. Also ab in die Parklücke, die wir heute rückwärts ansteuern. Das Manöver klappt mit 4 Personen ganz prima, dann noch das Deck aufräumen und schon serviert der Küchendienst den Anleger. Das Dörfchen Son ist echt sehr niedlich. Zu schade, dass der Fischhändler heute am Montag geschlossen hat. Sonst hätten wir sicher wieder Rekker verfuttert. So greifen die Jungs vom Küchendienst tief in ihre Rezeptzauberkiste und kochen Bratkartoffeln mit Zucchini und Schafskäse. (Also die Otto Rehagel Gedächtnispfanne). Dazu begleitend gibt es einen Tomaten Paprika Salat mit Thunfisch ( auf den speziellen Wunsch des Skippers). Obwohl sich in der Ferne der Himmel schon dramatisch verdunkelt, können wir dieses außerordentliche Menü noch auf der Sonnenterrasse unseres Schiffchens genießen. Wir hoffen, dass der Regen heute Nacht niedergeht und wir morgen wieder die Sonne genießen dürfen!

Nach dem Sonnenuntergang fallen wir todmüde in die Kojen.

 

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