Käringön - Helmstad

Durch den Schärengarten nach Göteborg

12. Woche vom 17.08.- 23.08.2010

 

78. Tag  Dienstag, 17.08.2010

Käringön - Marstrand, 18 sm

Trubelort Marstrand

Heute haben die Assistenten gemeinsam Küchendienst. Das Frühstück soll ab 8 Uhr serviert werden. Das klappt ganz pünktlich. Was ist denn mit den Kids los? Haben die auch schon senile Bettflucht? Nein, an dieser Krankheit laborieren sie nicht herum. Es ist wohl mehr der Shopping Entzug von Yara, die von uns gehört hat, dass unser nächster Hafen Marstrand sein wird. Ein Städtchen mit vielen kleinen Boutiquen. Also: Je eher wir hier ablegen, desto eher sind wir wieder an Land fest. Mit dem zügigen Ablegen wird es allerdings nichts, denn es stürmt noch recht heftig. Die Wellen rollen immer noch kräftig über die Pier. Der Aufbruch wird von 9 Uhr auf 10 Uhr verschoben. Zeit für Cheffe und seine Assistentin der undankbaren Aufgabe zu frönen, mal wieder das Sieb der Toilettenpumpe auszubauen. Diese saugt nämlich kein Wasser an. Hängt wohl wieder eine Qualle oder Ähnliches drin. Da diese Maßnahme nicht soviel Spaß macht, gehen wir auch eher mit spitzen Fingern daran. Nach der Öffnung des Seewasserfilters sehen wir sofort, das Algen und Seegras die Verursacher unseres Problems sind. Die werden gnadenlos aus dem Sieb und den zuführenden Wasserleitungen gepopelt. Als die Toilette wieder zufriedenstellend und auf höchstem Niveau pumpt, packen wir das Werkzeug ein. Der Wind ist ein wenig schwächer geworden, sodass wir, in Regenklamotten gewandet, ablegen. Das Manöver ist gar nicht so einfach, denn der Wind attackiert uns von der Seite, aber Alex fiert vorn die Leinen, bis er Blasen an den Finger bekommt, während Andreas uns an die Heckboje zieht. Yara ist in Alarmstellung, um gegebenenfalls unser Schiffchen von Anderen fernzuhalten. Ich gebe alles, um die „ Susann“ ohne viel Schlingern aus dem Hafen zu steuern. Alles klappt prima und wir sind bald auf dem welligen Meer. Auch heute segeln wir nur unter Vorsegel, wie gestern auch schon. Dennoch kommen wir flott voran. Nach Einfahrt in die Schären lässt die recht hohe Welle merklich nach. Alex und Yara navigieren gekonnt durch die engen Felspassagen. Der Wind schwankt zwischen 4 und 5 Beaufort, wir durchqueren wunderschöne Sunde, an denen hübsche Häuschen stehen. Yara trifft schon mal eine Vorauswahl, die beiden könnten ja in Skandinavien studieren und leben.

Viele Segelboote halten auf Marstrand zu, es gilt noch einige Engstellen zu meistern. In der Ferne tauchen dunkle Wolken und ein Kriegsschiff auf. Gerade als wir vor uns einen schwedischen Segler jagen, den wir schnell einholen und in Kürze überholen werden, nimmt das Militärboot ebenfalls Kurs auf „unsere“ Meerenge. Das ist eine sehr heikle Situation. Yara wird etwas nervös, als das Schiff voll auf uns zuhält. Da nützt es auch nichts, wenn man weiss, dass das Motorboot gegenüber dem Segler ausweichpflichtig  ist. Der Schwede vor uns dippt seine Fahne. Aus Ehrfurcht oder nur aus Furcht bleibt uns unklar. Wir luven noch etwas an, gerade soviel, dass wir nicht die Felsen touchieren. Die schwedische Marine hält gnadenlos auf uns zu und betätigt dann auch noch ausdauernd das Horn (Warnsignal). Endlich sind wir durch und können wieder unseren Kurs steuern. Yara übergibt das Ruder und muss erstmal eine rauchen. Und sie würde gern in Schweden einmarschieren, nach diesem Affront! Als nächstes attackiert uns eine Schauerwolke mit kräftigem Regen und Schauerböen. Da wir eh gleich in Marstrand einlaufen, bergen wir die Fock und fahren unter Motor durch den Regen. Kurz darauf hört der Regen auf und die Sicht auf die Carlsten Festung ist auch gleich viel besser. Wir fahren durch den Sund. Bei den Gastliegeplätzen entdecken wir die „BeHappy“. Die drei Kieler sind also auch schon da. Heute wird an einer Muring angelegt. Klappt letztendlich ganz gut, obwohl mein „Vorschiffpersonal”, trotz meiner Anweisungen zunächst die falsche Leine wählte. Heute sind wir zum „Anleger“ auf der „BeHappy“ eingeladen. Ist doch klar, dass wir das Schiff schnellstens aufräumen und die Muscheln von der Muring von Deck spülen. Dann eilen wir zu Bine, Floh und Peter in die beheizte „Kuchenbude“.und verschnasseln den Anleger. Zurück an Bord der „Susann“ gibt es eine deftige Linsensuppe, sogar Yara futtert mit. Alex bekommt ihre Speckstücke.

Yara und Alex brechen dann auf zum Shoppen. Andreas und ich steuern erstmal die „Wellness Oase“ an, die hier in Marstrand einigermaßen sauber ist. Die Kids haben unglaubliches Glück, die Küche bleibt heute Abend kalt, wir gehen zum Essen. Sabine und Peter kommen mit. Zu sechst fallen wir in das „Wärdshuset“ ein und verspeisen Entrecôte, sowie Lachs für die Vegetarier.

Nicht allzu spät sind wir zurück an Bord, wo es noch einen Absacker gibt, dann fallen wir in die Kojen. Welch Wunder nach diesem aufregenden Tag.

 

79. Tag  Mittwoch, 18.08.2010

Marstrand – Göteborg/Lilla Bommen, 23 sm

 Göteborg – wir kommen

Da die Welle in der Nacht von hinten aufs Schiff trifft, haben die Kids schlecht geschlafen und sind noch dementsprechend unsortiert.

Den Küchendienst verrichten heute Andreas und ich. Klar, dass Andreas Brötchen frisch vom Becker holt und dass pünktlich um 8.15 Uhr serviert wird. Nach dem Abwasch und dem Schiff aufklaren, kommen Bine und Peter um 9 Uhr an Bord, sie wollen, den aktuellsten Wetterbericht im Internet einsehen. Die beiden wollen eigentlich rüber nach Skagen.

Da sich Bine seit ihren unerklärlichen Sturz von Bord in Strömstad (vor über einer Woche) nicht so gut fühlt und immer noch Schwindelattacken hat, beschließen die Beiden uns nach Göteborg zu folgen. Dort wird Bine sich mit Floh auf der Fähre nach Kiel einbuchen und nach Hause zu weiteren Untersuchungen aufbrechen.

Der Ableger von der Heckmuring klappt trotz starkem Seitenwind ganz gut. Alex muss wieder kräftig die Taue halten, das gibt wieder neue Hornhaut an den Händen. Wir kommen ziemlich elegant aus der Parklücke, dann geht es unter Vorsegel - durch teilweise sehr enge Passagen - durch die Schären Kurs Göteborg. Ein bisschen frustrierend ist es schon, dass Peter nur mit gerefftem Vorsegel fährt, wir aber die Fock voll ausgerollt haben und die „Be Happy“ dennoch schneller ist als wir. Dann kommt über Funk noch ein Anruf von Peter. Er hat eine Beule im Vorsegel entdeckt und empfiehlt den Holepunkt um genau drei Zentimeter! nach hinten zu setzen. Für unseren Cheftrimmer und Ämterhäufer an Bord sind das mal ganz kleine Maßeinheiten. Sonst wird eher geklotzt, denn gekleckert und Maßeinheiten gelten erst was ab 0,5 m.

Später haben wir den Wind von vorn, sodass wir die Fock einrollen und unter Motor Göteborg ansteuern. Göteborg liegt an einer Flussmündung der Götaälv (so was wie Elbe auf Plattdeutsch) und wir müssen etwa sieben Meilen flussaufwärts fahren bis wir Lilla Bommen, unseren kleinen Hafen direkt in der Innenstadt und an der neuen Oper erreicht haben. Der ist wirklich recht klein. Wir bekommen einen Liegeplatz, haben zunächst einmal eine zu kurze Muringleine geangelt. Also Ruhe bewahren und auf der anderen Seite eine neue, längere hochziehen. Wir sind dann schnell fest und mit allem fertig. Heute kommt die Besatzung der „ Be Happy“ zu uns an Bord. Die Kids werden unruhig. Das größte Einkaufszentrum Skandinaviens liegt quasi 200 m entfernt und lockt. Da kann der Shopping Entzug der letzten 10 Tage gewiss kompensiert werden. Wir vom Küchendienst gehen erstmal duschen, dann wollen wir in die Stadt zur Fischhalle um fürs Abendessen noch einmal frischesten Fisch aufzutischen. Nach etwa 20 Minuten Powerwalking erreichen wir kurz vor 18 Uhr die Fiskekorka. Leider zu spät, denn diese macht bereits um 17 Uhr zu.

Dann also wieder zurück, im Einkaufszentrum finden wir noch einen Fischladen. Heute wird es Kräftorsalad (Flusskrebs) und Lachspralinées geben. Yara und Alex sind schon zurück, haben Power geshoppt und zwei Kleider erstanden. Jetzt sitzen sie vorm PC und gucken Comics. Man muss sich ja schon mal wieder auf Zuhause vorbereiten. Der letzte Tag auf See war ja der heutige! Das Duschen fällt für die beiden aus. Man muss ja nicht jeden Tag seine Haut mit Wasser und Seife überstrapazieren.

Das Abendessen ist schnell serviert und schmeckt köstlich.

Im Hafen herrscht noch reger Trubel, Fähren und Fahrgastschiffe kommen und gehen und irgendwo her dröhnt Techno Musik. Wir trinken draußen einen letzten Schluck, bevor es zu kühl wird. Yara schreibt noch eine Mail an die Mama, wir fallen ins Bett. Leider ist für Andreas und mich die Nacht etwas unruhig. Das Dröhnen der Mucke geht bis 4 Uhr morgens und lässt uns kaum ein Auge zu tun.

 

80. Tag  Donnerstag, 19.08.2010

Göteborg/ Lilla Bommen, Stadtbesichtigung

Sightseeing

Yara und Alex zaubern uns noch ein letztes Mal ein Frühstück. Auch heute wollen wir früh los. Ein paar Besichtigungen und natürlich die Grundreinigung des Schiffes (Innen und Außen) stehen auf dem Programm. Als erstes machen wir eine Cabrio Bus Stadtrundfahrt. Ist bei dem heutigen Nieselregenwetter nicht so der Brüller. Man bekommt aber eine gute Übersicht über die Geschichte Göteborgs und die Sehenswürdigkeiten. Danach begeben sich Yara und Alex zum Universeum, ein naturwissenschaftliches Museum. Andreas und ich machen eine Hafenrundfahrt, die auch gewisse Blutdruck steigernde Momente hat. Nämlich als wir bei Flut mit dem Boot unter einer sehr niedrigen Brücke hindurch fahren. Diese heißt der Frisör. Keine Frage warum. Duckt man sich nicht rechtzeitig, wird man von den Eisenträgern nahezu skalpiert. Heute müssen wir uns, auf Anweisung des Schiffsführers, auf den Boden legen. Das ist wirklich mal interaktiv und sehr lustig.

Später besuchen wir dann noch das Maritime Museum. Hier gibt es 20 Schiffe, die man alle besichtigen kann. Wir schaffen nur U Boot und Zerstörer. Die Zeit rast mal wieder dahin. Die Kids sind zu uns gestoßen, wollen dann vor der Putzaktion noch einen oder zwei Burger verfuttern, um Kraft zu schöpfen. Dann werden die Reisetaschen gepackt und schon mal aus dem Weg gestellt. Gegen 16 Uhr gewanden sich Alex und Cheffe in Gummi, sie schrubben das Schiff von außen. Yara und ich machen uns über den innerlichen Schmutz her. Gar nicht so einfach, wenn es doch zum Fegen nur ein Kehrblech und eine Schaufel gibt. Da rutscht man dann wirklich auf Knien durch die Ecken.

Irgendwann nach etwa 2 Stunden hat auch diese Qual ein Ende. Es darf geduscht werden und dann begeben wir uns in die City. Der Küchendienst hat schon wieder Glück. Die Bordküche bleibt kalt, wir essen im Restaurant. Heute fallen die Bestellungen sehr unterschiedlich aus: Fischsuppe, Skagentoast, Saure Heringsvariationen, Lachsforelle und Filetsteak werden verputzt. Schmeckt alles sehr lecker und spart mächtig dem Kükendienst viel Arbeit und Abwasch.

Den Abschiedsdrink gibt es noch an Bord. Dann geht es ins Bett, morgen früh geht es zurück nach Oer- Erkenschwick.

Yara und Alex waren tolle Begleiter in den letzten zwei Wochen und bessere Assistenten kann man sich nicht wünschen. Da beide jetzt eingearbeitet sind, werden wir sie gerne wieder an Bord begrüssen.

 

81. Tag  Freitag, 20.08.2010

Göteborg/ Lilla Bommen, Hafentag

Abschied und Sternstunde des Bordmechanikers

Der Wecker schellt um 5.45 Uhr. Die Kids sind schnell wach und machen sich fertig. Es geht heim. Endlich wieder ein grosses Bett, saubere Duschen und Toiletten. Wasser und Strom soviel man will. Lange ausschlafen. Und Macces und Subway in greifbarer Nähe. Die beiden haben schon signalisiert, dass die letzte Ferienwoche wirklich nur noch zur reinen Erholung und langem Ausschlafen dienen soll. Gegen 6.15 Uhr trotten Yara und Alex zum Hauptbahnhof, von dort aus fährt der Flughafenbus direkt zum Göteborg City Airport. Andreas und ich hauen uns noch eine Stunde aufs Ohr, dann frühstücken wir und fahren mit der alten Trambahn zum Liseberg Park. Zunächst einmal besuchen wir ebenfalls das Universeum. Nach einem stärkenden Cappuccino, schlendern wir durch den Liseberg Park. Ein riesiger, wunderhübsch bepflanzter Park, mit unzähligen Attraktionen, wie alle Sorten von Achterbahnen, Karussells und Vielem mehr. Bereits um 13 Uhr ist hier die Hölle los. Menschen stehen Schlange, um sich dann in den Fahrgeschäften die Lunge aus dem Hals zu Brüllen. Vor Angst oder Vergnügen ist jedoch nicht ganz ersichtlich.

Anschließend gehen wir zu Fuß zurück zur Lilla Bommen. Ein paar Besorgungen machen wir unterwegs. Der Schreck ist groß, als der Hafen in Sicht kommt. Überall stehen Feuerwehrautos und vor unserem Schiff auf dem Steg tummeln sich Taucher. Da ist doch wohl keiner in unser Boot reingedonnert. Schnellen Schrittes eilen wir zurück und glücklicherweise machen die Jungs hier nur eine Übung. Einer der Taucher guckt sich auch noch mal fachmännisch unseren Kiel an. Er stellt das fest, was unser Jacques Cousteau auch schon feststellte. Dann können wir ja beruhigt gen Heimat segeln.

Ich setze mich nach draußen, aktiviere den Laptop. Die Ereignisse der letzten Tage wollen formuliert werden. Kaum habe ich die ersten Worte geschrieben, entscheidet sich der sich langweilende Bordmechaniker, die seit vorgestern defekte Logge zu reparieren.

Obwohl eine identische Reparatur schon mal vor 10 Jahren fehlschlug, ist der Ehrgeiz ist ungebrochen.

Ich bleibe hocken, obwohl sich vor meinem geistigen Auge bereits ein Horrorszenario abspielt.

Kurz darauf ertönt der Ruf aus den Tiefen der Eignerkabine: „ Hol mal schnell einen Eimer und was zum Wischen und zwar ganz schnell!“. Eureka! Genau, wie es sich in meiner Fantasie darstellte.

Der begnadete Bordmechaniker hat den vermeintlich zur Logge gehören Korpus aus dem Schiffsrumpf geschraubt. Den passenden und abdichtenden Stopfen hat er aber nicht schnell genug in das etwa 3 cm große Loch im Rumpf bekommen. Nun haben wir jede Menge von dem leckeren, brackigen Hafenwasser im Schiff. Die Bilgenpumpe arbeitet bereits, schafft aber das Wasser nur in fingerhutgroßen Dosen von Bord. Ich tauche schleunigst mit Eimer und Schwamm auf. Vorher muss aber noch mal der Stöpsel gezogen werden, um das Echolot wieder an Ort und Stelle zu bringen. Nochmal sprudelt die braune Brühe hoch. Erst dann kann mit den Entwässerungsarbeiten begonnen werden. Klar ist ebenso, dass das was gestern so schön geputzt wurde, nun auch wieder einer Überarbeitung bedarf. Als alles wieder schick ist, hab ich keine Lust mehr für den Pulitzerpreis zu schreiben. Ich hab lieber ein wachsames Auge auf den Techniker, dass dieser nicht noch mal die Stöpsel und diesmal vielleicht den der Logge zieht. Wir werden die Reparatur auf herkömmliche Art durchführen. Auf dem offenen Wasser zügig Rückwarts fahren, das hilft noch immer und im Schiff bleibt es trockener.

Endlich fängt es wieder an zu regnen. Das passt prima, da ich mal wieder für zwei Waschmaschinen und Trockner, etliche Meter hin- und her zurücklegen muss. Die Dusche zwischendurch ist rein prophylaktisch, weil durchnässt bin ich ohnehin schon. Andreas wünscht sich heute Erbsensuppe mit Würstchen. Die Dosen sind schnell geöffnet und erwärmt. Ich esse die Würstchen mit Weißbrot und Senf. Nicht sehr kreativ dieses Mahl, aber dennoch mal wieder sehr wohlschmeckend. Die letzte Wäsche aus dem Trockner hole ich um 20.15 Uhr ab. Schnell noch die Wäsche falten, dann fängt endlich wieder die  Bundesliga an! Der Eierkocher muss ran und bringt uns Bayern gegen Wolfsburg auf den Schirm. Leider gewinnen die Bayern das erste Spiel schon wieder glücklich mit 2:1. Dann in die Koje. Im Hafen ist heute nicht ganz soviel Trubel. Nur der prasselnde Regen auf dem Deck stört unseren Schlaf.

 

82. Tag  Samstag, 21.08.2010

Göteborg/ Lilla Bommen - Vrangö, 16 sm

Kleiner Schärenhafen und HSV gegen S04

Wir stehen um 8 Uhr auf und frühstücken in aller Ruhe. Unser Törn heute ist nicht allzu weit, wir können uns Zeit lassen.

Um 9.30 Uhr sind die Leinen los und das Ausparken ist in diesem Hafen noch mal eine sehr aufregende Angelegenheit. Nach vorn und hinten bleibt kaum Platz und man muss noch aufpassen, dass man sich keine Muringleine in die Schraube fährt. Irgendwie schummeln wir uns dort raus und sind bald auf dem freien Wasser. Ich gebe erstmal Vollgas, um zu prüfen, ob das Echolot dicht hält. Glücklicherweise gibt es keinen weiteren Wassereinbruch zu verzeichnen. Und oh Wunder: die Logge ist auch gleich wieder angesprungen. Geht doch!

Zunächst hat der Regen nach gelassen, bald aber fängt es wieder an zu nieseln. Innerhalb des Schärengartens ist die Welle unerheblich, der Wind bläst in Böen mit einer Stärke von 5 Beaufort. Außerhalb der Felsabdeckung ist die Welle schnell 3 m hoch. Es ist nicht mehr allzu weit nach Vrangö, aber eine Antischlechttablette für den Cheffe ist noch einzuwerfen. Wir bergen dann das Segel und fahren in den Hafen ein. Heute ist es hier recht voll, sodass uns zunächst nur ein Platz im Päckchen bleibt. Wir gehen längsseits bei einer 45er Dufour aus Norwegen. Die Crew ist sehr nett, nimmt die Leinen ohne Murren an und hat sogar Zeit für ein wenig Smalltalk. Allerdings wollen sie in zwei Stunden ablegen, dann bekommen wir ihren Platz an der Pier. Haha! So arbeitet man sich nach oben oder nach vorn! Aber hinten an der Pier legt schon bereits jetzt ein Boot ab. Ergo stellen wir den Gesundheitstrunk erstmal unter Deck sicher und legen ab.

Schnell sind die Fender und Leinen neu präpariert und wir fahren zielsicher die freigewordene Lücke an. Der hinter uns liegende Engländer (you can call him Jerry) kommt sofort heraus und annonciert, dass er in zehn Minuten ablegt und Platz braucht. Ist doch klar, wir dampfen in die Achterspring ein und werden so noch weiter noch vorn kommen. Aber Jerry fummelt schon an dieser Leine herum. Wir müssen ihm erstmal Einhalt gebieten. Die bilateralen Beziehungen geraten in Schieflage.

Wir parken letztendlich so, dass auch Jerry und Maggie (Thatcher?) genug Platz zum Ausparken haben. Als die beiden endlich aufbrechen, ordert „Maggie“ externes Personal, damit Jerry am Steuer irgendwie aus der Lücke kommt.

Das Spitzenspiel der Buli naht und wir warten auf HSV gegen Schalke.

Vorher gibt es noch Frikadellen mit frisch gebratenen Champignons.

Das Spiel, welches wir im Internetradio verfolgen, geht 2:1 für den HSV aus. Noch  Fragen? Klar, dass Cheffe sehr unzufrieden ist und die Meisterschaft erstmal abschreibt. Es gibt halt Pessimisten und es gibt die Steigerung: Cheffe!

Mit einer Mütze voll Schlaf versuchen wir die Wunden zu heilen!

 

83. Tag  Sonntag, 22.08.2010

Vrangö - Getterön, 37 sm

Go South

Wecken ist um 7.30 Uhr, dann frühstücken wir. Und schon legen wir ab. Heute wollen wir uns ja doch ein beträchtliches Stück weiter südwärts bewegen. Wir passieren zügig die Engstellen und setzen dann die Fock und das Großsegel. Mit 5 Beaufort kommen wir im Schnitt mit 7 bis 8 Knoten gut voran. Und heute überholen wir einige Schiffe, keiner überholt uns!! Das ist doch mal ein guter Tag. Gegen 14 Uhr liegt schon unser heutiger Hafen Getterön / Varberg vor uns. Die hohe Welle macht das Bergen des Großsegels etwas schwieriger, aber auch das schaffen wir perfekt. Im Hafen erwarten uns seit Langem mal wieder Heckpoller. Darauf muss man sich erstmal wieder einstellen. In der Anfahrt zum Hafen gibt es zwischen Cheffe und seiner Assistentin zunächst einmal unterschiedliche Auffassungen über die Anlegemodi. Ich habe Recht: Heckpoller! Dann finden wir einen ausreichend großen Platz und machen fest. Den sonnigen Nachmittag genießen wir mit Lesen und Nichtstun im Cockpit.

Zum Abendessen gibt es sauer eingelegte Heringe mit Pellkartoffeln.

Den Sonnenuntergang und den Vollmond können wir wieder an der frischen Luft  genießen.

Dann geht es in die Kojen, morgen liegt ein langer Weg vor uns.

 

84. Tag  Montag, 23.08.2010

Getterön – Halmstad, 43 sm

Halmstad, Hauptstadt der Provinz Halland

Heute haben wir einen langen Schlag vor uns. Wir wollen die schwedische Küste weiter hinunter segeln. Ab Morgen droht heftiger Sturm, sodass wir einen sicheren Hafen gegen westliche Winde benötigen.

Diese Eile überträgt sich auf den ohnehin schon eher hyperaktiven Cheffe.

Wir können uns dann doch noch irgendwann verständigen und setzen hektisch die Segel, genau an einer Stelle, wo es schnell wieder flach und steinig wird. Ist ja auch kein Urlaub!

Ein 3er Wind bringt uns gut voran. Auch heute überholen wir lässig die potenziellen „ Feinde“. So kann auch Cheffe wieder etwas entspannen - alle Gegner hinter uns!

Obwohl der Wind nicht ganz konstant bläst, kommen wir gut vorwärts. Erst kurz vor unserem Ziel schläft der Wind ein, wir bergen die Segel. Unter Motor fahren wir an der Küste entlang. Wir haben die Schären hinter uns gelassen, seit mindestens zweieinhalb Monaten das erste Mal wieder die übliche Ostseeküste.

Auf hoher See haben wir dann noch eine niedliche Begegnung: Eine Seemöwe schwimmt parallel zum Schiff, lässt sich zurück fallen. Dann fliegt sie wieder hinter uns her, landet mittschiffs neben uns. Normal, dass es ein wenig Brot zur Belohnung gibt. Wir nennen das gute Tier „Klemmi“. Nach „Clementine“, so hieß ja schon Daniel´s Möwe, die ihn in der Bretagne im Zodiac begleitete. Die Einfahrt in den Hafen und den Fluss Nissan (ich dachte, dass wäre Japanisch) verläuft unspektakulär. Leider sind an den Auslegern keine Plätze mehr frei. Wir müssen längsseits gehen. Der Hafen ist ausgestorben, aber die Wetterberichte warnen übereinstimmend vor heftigsten Stürmen in den kommenden Tagen. Und hier hoffen wir einigermassen sicher zu sein. Und die Stadt soll einige Sehenswürdigkeiten bieten.

Jetzt regnet es kräftig. Der typische Vorbote eines Sturmtiefs, wie der Chefmeteorologe zu berichten weiss. Nun harren wir gut vorbereitet, den Dingen, die da kommen sollen.

Es gibt Koteletts mit gedünstetem Weisskohl. Dann warten wir auf den Sturm, gemütlich eingekuschelt unter Deck.

 

===> Fotos

 

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