Koege - Bolti

Langsam nähert sich das Ende des Törns

14. Woche vom 31.08. – 06.09.2010

 

92. Tag  Dienstag, 31.08.2010

Koege - Roedvig, 25 sm

Wir segeln nach Roedvig, zum gelben Kro!

Die Nacht war ruhig, niemand hat uns von unserem Liegeplatz verscheucht. Ein echter Glücksfall.

Wir schmeissen um 8.30 Uhr die Leinen los und auf geht es Richtung Roedvig. Zunächst ist der Wind etwas schwach auf der Brust und kommt auch direkt von achtern. Aber als wir den Kurs ändern, ist alles perfekt, um den Gennaker zu setzen. Heute haben wir alles präzise vorbereitet. Ergo klappt das Hissen des riesigen blau- weissen Tuches problemlos. Ein wahres Wunder. Im Windschatten des Großsegels ist es sogar ganz einfach, den Lappen zu setzen.

Unseren Kurs können wir nicht halten, aber weil es so schön ist, segeln wir eben ein paar Meilen mehr. Ist schon spektakulär mit dem Riesensegel unter blauem Himmel dahin zu gleiten.

Und seit wir die Nordsee, den Skagerrak und später das Kattegat verlassen haben, ist die Welle auch wieder völlig verändert. Auch die Landschaft hat ihr Aussehen komplett gewandelt. Statt Schären jetzt wieder die bekannten Kreideklippen und sanft geschwungene Weideflächen. Ja, an Vielerlei ist festzustellen, dass wir uns wieder der Heimat nähern.

Dann bergen wir die Segel, wir sind vor der Hafeneinfahrt.

In Roedvig gehen wir mal wieder längsseits. Auch hier ist jetzt Nachsaison und dementsprechend weniger los. Gegen später trudeln dann doch noch einige Segler ein. Alle unter deutscher Flagge, soviel Deutsche auf einem Haufen haben wir ewig nicht mehr erlebt! Die sauberen Sanitäranlagen sind ein Genuss! Dann sitzen wir noch lange bei Sonnenschein im Cockpit.

Als Abendmahlzeit gibt es Geschnetzeltes mit Pfifferlingen in Rahmsauce an Kartoffelpüree.

Beim Sonnenuntergang, der jetzt schon deutlich früher stattfindet, holen wir die Deutschlandfahne ein, dann sinken wir ermattet in die Kissen.

 

93. Tag  Mittwoch, 01.09.2010

Roedvig - Klintholm, 28 sm

Gennakersegeln par Excellence

Die Sonne weckt uns und wir sind schnell fertig zum Ablegen. Klar, denn alles spricht wieder fürs Gennakersegeln! Das Teil hat sich ja bislang auch noch nicht wirklich amortisiert. Also raus aus dem Hafen und sofort das Gross und den Gennaker gehisst. Der Wind bläst zunächst nur mit 3 Beaufort, aber wir gleiten auf der glatten See voran. Nicht schnell genug für den Cheffe, er holt mal wieder jegliche Lektüre zum Segeltrimm hervor, um alles zu modifizieren und vor Allem schneller zu werden.

Aber irgendwie steht da nur: „Wenn Sie achterlichen Wind haben, bleiben Sie am besten im Hafen oder nehmen die Fähre.“ Klar, das hilft einem dann ebenso weiter, wie der Spruch:,“Und wenn unsere Empfehlung nicht den erwünschten Erfolg hat, dann probieren Sie halt was Eigenes.“

Später frischt der Wind sogar noch auf und wir werden richtig schnell.

Schon liegen die, von der Sonne angestrahlten, Kreidefelsen der Insel Mön vor uns. Wir segeln daran vorbei, es ist traumhaft schön. Dann dreht der Wind durch, im wahrsten Sinne des Wortes. Kurz vor der Hafeneinfahrt kommt er anscheinend gleichzeitig aus allen Richtungen. Segeln ist nicht mehr möglich. Also schnell die Lappen rein und in den Hafen geschlüpft. Der ist gespenstisch leer, auch hier ist die Saison wohl vorbei. Klintholm-ein Gespensterhafen, im Juli lagen die Schiffe hier wahrscheinlicher eher übereinander gestapelt.. Aber mit der Einsamkeit ist es schnell vorbei. Viele unserer „Kollegen“ aus Roedvig rollen später auch noch an. Die Räucherei macht leider schon um 15 Uhr dicht, also keine Chance auf Fisch, den wir inzwischen schon richtig vermissen.

Aufgetafelt werden dann Pellkartoffeln und eingelegte, schwedische Heringe. Auch lecker, wenn die hier kein Geschäftle mehr mit uns machen wollen!

Abends dann ein sensationeller Sonnenuntergang! Und noch ein Batzen Seefahrerromantik gratis obendrauf. Die Crew der „ Dom Perignon“ holt die Gitarre raus und spielt Shanties zum Mitsingen. Das ist doch wohl der Klassiker, wie man ihn sich erträumt!

In unseren Träumen singen wir auch noch „ Hamburger Fährmaster“ und „Wir lagen vor Madagaskar“

 

94. Tag  Donnerstag, 02.09.2010

Klintholm - Gedser, 35 sm

Gedser - noch immer kein Einkaufsparadies!

Heute Morgen sind wir mal nicht die Ersten, die den Hafen verlassen. Es ist eine gewisse Hektik ausgebrochen. Viele der Boote wollen Richtung Rügen segeln und das sind schon einige Seemeilen, die vor den Crews liegen. Wir haben nur 35 sm vor uns und da wieder der Gennaker gesetzt werden kann und der Wind mit 4 Beaufort bläst, werden wir zügig Gedser ansteuern können. Die Sonne scheint auch aus dem blauen Himmel. Ein perfekter Tag.

Tatsachlich erreichen wir bis zu 8,8 Knoten und es ist eine echte Rauschefahrt an der Insel Falster südwärts. Kurz vor dem Ziel verdunkelt sich der Himmel und Gewitterwolken türmen sich auf. Da holen wir doch schnell die Segel ein und setzen vorsichtshalber nur die Fock. Inzwischen sind die Wellen nämlich auch höher geworden und der auffrischende Wind kommt direkt von achtern. Wir sehen die Blitze und hören den Donner, aber glücklicherweise segeln wir am Rande des Gewittersturms vorbei. Ein paar Regentropfen und einige Böen erwischen wir schon, aber wir waren ja gut vorbereitet.

Gegen 14 Uhr laufen wir in Gedser ein. Auch hier sind fast alle Gastliegeplätze frei, das kennen wir inzwischen ja schon. Im Laufe des Nachmittages laufen dann noch ein paar Schiffe ein. Die Gewitterfront ist weggezogen, wir können jetzt noch in der Sonne sitzen! Herrlich, noch mal den Sommer einzufangen. Es ist so schön, dass wir uns nur schwer los reissen können, um zu duschen und später das Abendessen vorzubereiten. Heute gibt es Spaghetti al Cheffe. Andreas Spezialität, Nudeln mit Thunfisch und Knoblauch und frischen Tomaten.

Sensationell lecker. Übrigens können wir wieder deutsche Radiosender empfangen, da müssen sich die Ohren erstmal drauf einstellen.

Der Sonnenuntergang ist  sensationell und wir sitzen noch lange draussen.

 

95. Tag  Freitag, 03.09.2010

Gedser – Warnemünde/ Hohe Düne, 30 sm

Wieder in deutschen Gewässern

Der Wetterbericht sagt zunächst nur schwache Winde vorher, die ab 11 Uhr etwas zunehmen sollen. So lassen wir uns ein wenig mehr Zeit beim Frühstück und bei den Vorbereitungen zum Ablegen. Klar, dass nach den guten Erfahrungen der letzten Tage mit dem Gennaker, dieser auch heute wieder gehisst werden soll.

Gegen 9.30 Uhr legen wir ab und setzen schnell die Segel. Allerdings ist der Wind so schwach, dass wir auch mit dem Gennaker keine richtige Fahrt machen. Ausserdem herrscht eine merkwürdige Dünung vor, die uns ganz schön durchschüttelt. Nach mehreren Versuchen doch ein bisschen Geschwindigkeit ins Schiff zu bekommen, geben wir auf und erledigen den Rest der Strecke unter Motor.

Jetzt nähert sich unser grosser Törn wirklich seinem unwiderruflichen Ende.

Wir kehren nach drei Monaten zurück in deutsche Hoheitsgewässer! Und unser Heimathafen ist nur noch einen Segeltag entfernt!

Vor Warnemünde herrscht dann wieder reger Schiffsverkehr. Und als Erstes bemerken wir ein Boot der Küstenwache. Na klar, die letzten drei Monate haben wir insgesamt höchsten zwei Coastguardschiffe gesehen und somit hat unser Entzug diesbezüglich dann endlich ein Ende!

Im Yachthafen „Hohe Düne“ laufen wir als Erstes die Tankstelle an, wollen wieder guten deutschen, ungefärbten Diesel tanken. Das ist schnell erledigt und wir parken neben unserem Lieblingssanitärhaus am Steg ein.

Heute übrigens wieder ein traumhafter, sonniger Sommertag.

Also schnell zum Duschen und dann mit der Fähre rüber zum Alten Strom ins touristische Getümmel. In der Tat, hier tobt das Leben in mediterraner Atmosphäre. Wir schieben uns über die Promenade. Ziel ist unsere Cocktailbar „ Cubar“, wo unter Strohsonnenschirmen leckere Drinks serviert werden. Kubanische Musik unterstreicht das „Alte Mann und das Meer Feeling“ von Hemmingway. Und der Caipirinia geht sofort ins Blut.

Danach gehen wir noch Fisch futtern. Auch hier ist die deutsche Sprache erstmal ungewohnt für die Ohren. Immer noch grüsse ich mit „ Hej, hej!“ und sage „Tack“ statt danke.

Die letzte Fähre zurück nehmen wir um 21 Uhr, da fallen auch schon die ersten Regentropfen. Als wir in den Kojen liegen, geht noch mal ein heftiges Gewitter mit kräftigen Regenschauern nieder.

 

96. Tag  Samstag, 04.09.2010

Warnemünde/ Hohe Düne, Ruhetag

Bummeln in Warnemünde

Heute bleiben wir hier und können etwas länger schlafen. Aber auf etwas freuen wir uns riesig. Heute soll es frische, knackige Brötchen geben, die wir inzwischen schon sehr vermisst haben. Leider sind diese ausverkauft, sodass wir noch einmal auf Schnittbrot zurückgreifen müssen. Uns war doch schon das Wasser im Mund zusammen gelaufen.

Zumindest gibt es eine Tageszeitung, sodass wir uns in die aktuellen politischen Ereignisse einarbeiten können. Der ganze Murks war solange, sehr fern von uns. Und irgendwie ist es nach drei Monaten auch nicht wirklich besser oder anders geworden. Immer wieder dieselben „Gemetzel“ der „gegnerischen Seiten“. Wir haben eigentlich nichts Wichtiges versäumt, ist das erste Résumé. Dann fangen wir schon mal an ein paar Sachen zusammen zu packen, bevor wir uns noch einmal nach Warnemünde begeben.

Leider ziehen mal wieder graue Wolken auf, die Regenjacken müssen wieder mal mit. Schnell sind wir in der Warnemünde am alten Strom. Wir bummeln bis zum Strand hinunter. Heute ist noch mehr los als gestern. Fischkutter laufen ein, der Dorschkönig soll gekürt werden.

Dann kehren wir in „unserer Cocktailbar“ ein, Zeit für einen sommerlichen Cocktail, obwohl sich bereits dunkle Wolken auftürmen und auch der Wind wird sehr böig. Auf dem Rückweg zum Schiff kaufen wir noch etwas Räucherfisch und ein ofenfrisches knackiges! Graubrot.

Das letzte Stück des Weges erwischt uns dann doch noch ein heftiger Schauer. Dann sind wir wenigstens für die Dusche schon vorgespült.

Nach der Körperpflege verspeisen wir dann den super frischen Fisch. Ein echter Genuss!

Abends gibt es dann noch ein riesiges Feuerwerk. Ein toller Abschlusspunkt unter unserer langen Reise. Und auch der Himmel ist wieder wolkenlos und wird von hunderttausenden Sternen erleuchtet!

 

97. Tag  Sonntag, 05.09.2010

Warnemünde – Boltenhagen, 38 sm

Letzter Tag des Skandinavien Törns

Der Wecker weckt uns recht früh, damit wir den letzten Schlag nach Boltenhagen in Angriff nehmen können. Hurra, heute gibt es die langersehnten knackigen Brötchen. Dann werfen wir schnell die Leinen los und verlassen im Sonnenschein den Hafen. Der Wind kommt wieder einmal ziemlich von Achtern. Also müssen wir etwas vom direkten Kurs abweichen, damit wir noch einmal mit dem Gennaker segeln können.

Der Wind bläst mit 4 – 5 Beaufort, so gleiten wir dann flott voran und schon bald erkennen wir die Hotelanlage der Weissen Wiek schemenhaft am Horizont. Das letzte Stück segeln wir hoch am Wind, der Gennaker wird erst einmal unter Deck verstaut. „Lübscher Adler II“ kommt uns in der Wohlenberger Wiek entgegen und begrüßt uns mit einem munteren Tröten.

Die Hafeneinfahrt ist nah, die Segel müssen jetzt schnell geborgen werden. Im Hafen ist dann auch Henner per Internet minutiös darüber informiert, dass wir im Anmarsch sind. Er schaltet sämtliche Aussenlautsprecher auf seiner „Ventilia“ ein und begrüßt uns mit „ Gruß an Kiel“. Das ist ja mal eine tolle und zünftige Begrüßung!

Dann zunächst einmal der letzte von mindestens 85 Anlegern auf dieser Reise. Nach fast 14 Wochen sind wir wieder fest an unserem Heimatsteg.

Die Zeit ist wirklich davon geflogen. Hoppel kommt dann auch sehr bald von seinem Ausflug mit seinen Eltern in den Hafen. Endlich dann der Anleger mit den Dreien und auch Katharina und Henner stoßen dazu und mit uns an.

Den Abend geniessen wir dann bei uns im Cockpit, denn das Wetter ist wirklich sonnig und warm. Da wir zu faul sind zum Essen auszugehen, gibt es noch einmal Erbsensuppe mit Würstchen aus der Dose. Das ist doch auch ein zünftiger Abschluss eines sehr gelungenen Törns. Lange sitzen wir noch draussen und lassen die vergangenen fast hundert Tage auf uns wirken.

 

98. Tag  Montag, 06.09.2010

Boltenhagen

Packen und Scheuern

Noch einmal erwachen wir in unseren Kojen. Dann sind wir schnell auf den Beinen, denn es muss gepackt und dann das Boot von Innen und Aussen aufs Gründlichste gescheuert werden.

Heute werden wirklich alle Ecken und Kanten penibel gereinigt. Zwei Waschmaschinen geben auch alles, damit auch die Wäsche sauber gefaltet wieder in die Schränke geräumt werden kann. Tatsächlich sind wir bis gegen 15 Uhr ohne Pause beschäftigt. Dann nutzen wir die Zeit, wir wollen uns ein wenig im Cockpit und im strahlenden Sonnenschein ausruhen. Aber meine Mutter und mein Bruder (unsere Abholer) sind schon in Boltenhagen angekommen. Jetzt ist der Törn wirklich zu Ende.

Wir schnappen unseren Handwagen und fahren mit dem restlichen Sack und Pack zum Parkplatz. Tschüss Schiff, wir hatten eine tolle und spannende Zeit!

 

 

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