Nedstrand-Rosendal

Zu den großen Fjorden über die Sletta

6. Woche vom 04.07.- 11.07.2010

 

34. Tag  Sonntag, 04.07.2010

Nedstrand - Haugesund, 30 sm

Wir segeln nach Haugesund, dem Sprungbrett über die Sletta

Wir stehen früh auf, denn es geht weiter nach Norden. Nachdem es gestern Abend noch sehr neblig wurde, sind wir sehr erstaunt, dass heute Morgen schon wieder die Sonne strahlt. Wir legen leise ab, alle anderen scheinen noch zu schlafen.

Der Wind ist leider zunächst noch etwas schwach auf der Brust. Dann haben wir eben mal die Ruhe die traumhafte Landschaft zu bestaunen. Das Wasser glitzert im Sonnenschein und die angrenzenden Berge sind Silhouetten in allen möglichen Schattierungen. Wenn man das live sieht, ist jedes Foto dagegen zweitklassig.

Bald schon frischt der Wind auf und wir segeln mit 7 – 8 Knoten dahin. Als wir in einer schmalen Fahrrinne unter einer Brücke hindurch müssen, zickt der Wind mal wieder rum. Er kommt ständig aus einer anderen Richtung und wir müssen ständig  die Segel neu einstellen.

Nach dieser erfolgreichen Brückenpassage gibt es jedoch kein Durchatmen. Jetzt kommen sehr heftige Böen angejagt. Man kann das zwar schon an den Kräuselungen im Wasser erkennen, dennoch sind wir immer wieder überrascht, wie uns der Wind erwischt. Auch die engen Durchfahrten zwischen Felsen meistern wir gut, haben jedoch erste Schweißtropfen auf der Stirn, die der Wind aber schnell verschwinden lässt. Als wir Kurs auf Haugesund nehmen, kommt der frische Wind von achtern. Wir bergen das Großsegel, machen aber mit der Fock immer noch flotte Fahrt. Hier im Sund ist wieder deutlich mehr Schiffsverkehr, neben den Freizeitskippern sind jede Menge Frachtschiffe und Schnellfähren unterwegs. Gegen 15.30 h erreichen wir Haugesund. Die Liegeplätze befinden sich rechts und links des Stromes. Für einen geeigneten Liegeplatz müssen wir lange Ausschau halten, es ist sehr voll hier.

Gleich hinter der Brücke wäre ein freier Platz, er scheint nur ein wenig zu kurz für unsere Bootslänge. Also versuchen wir den Norwegern per Gestik zu verklickern, dass sie doch bitte, bitte ein paar Meter vorrücken. Wir kreisen derweil im Sund, immer wieder von Böen und dem stark setzenden Strom gebeutelt. Endlich begreifen die Norweger unser Anliegen, sie verholen ihr Schiff nach vorn. Dann parkt die hyper ventilierende und totale aufgeregte Steuerfrau ein. Der erste Versuch missglückt, wir sind nicht schnell genug fest, Strom und Wind versetzen uns unbarmherzig. Da ist kein Halten und Korrigieren mehr möglich. Eben wieder weg und im Hauptverkehr zwischen anderen einfahrenden Booten gedreht. Dann noch einmal mit Schmackes an die Pier gefahren. Diesmal klappt der Anleger. Wir machen alle Leinen fest, sogar Strom und Wasser gibt es an der Pier. Auf der Promenade sind jede Menge Touristen unterwegs, die uns natürlich neugierig auf die Terrasse schauen. Das finden wir nicht so schön, lässt sich aber bei solchen innerstädtischen Liegeplätzen nicht vermeiden. Am Sonntagnachmittag herrscht hier, zu Lande und zu Wasser, ein reger Trubel. Schiffe gehen und kommen. Und auch wir rechnen damit, dass wir noch jemanden ins „Päckchen“ bekommen. Andreas und ich laufen durch Haugesund. Hier gibt es sogar eine Staue von Marilyn Monroe. Man höre und staune: Marilyn’s Vorfahren stammen von hier und jährlich findet deshalb in Haugesund die Verleihung des Amanda Filmpreises statt. Da geht es hier dann zu wie in Cannes.

Als wir wieder auf dem Schiff sind, frischt der Wind noch weiter auf und leider fängt es an zu regnen. Ein guter Zeitpunkt die Brotbackmaschine an zu schmeißen und ein herbstliches Gericht auf den Tisch zu bringen. Es gibt eine skandinavische Fischsuppe mit Krabbeneinlage, danach dann Kaßlerkoteletts mit Rotkohl. Und das während der Sturm unser Schiffchen ganz schön durchrüttelt. Mangels von Fußballspielen im TV und aufgrund des öden Wetter, darf der Straußeneikocher uns heute den Tatort übermitteln. Das tut er allerdings nur wiederwillig, anscheinend sorgen die schaukelnden Bewegungen des Bootes bei ihm für Arbeitsverweigerung.

Dann eben nicht, die Sat Anlage wird ins Bettchen gehievt und auch wir gehen in die Kojen.

 

35. Tag  Montag, 05.07.2010

Haugesund, Hafentag

Ruhetag in Haugesund

Wir haben die Wettervorhersagen gecheckt und es ist klar, wir müssen im Hafen bleiben. Das Seegebiet, welches wir als nächstes Richtung Norden überqueren wollen, wird überall als sehr tückisch, vor allem bei Winden aus West, beschrieben. Es heißt „Sletta“. Nun gut, das Risíko wollen wir nicht eingehen. Auch wenn wir die Stadt Haugesund und unseren Liegeplatz nicht so attraktiv finden- Sicherheit geht vor. So besichtigen wir die Werftanlagen und flanieren durch die Fußgängerzone. Inzwischen regnet es auch nicht mehr, der Wind hat die Wolken weggeblasen.

Nachmittags lesen wir noch in der Sonne, dann prüfen wir die Wetterberichte für die nächsten Tage. Ja, morgen können wir durch starten, der Wind scheint uns wohl gesonnen.

Zum Abendmenü servieren wir Hühnchenfilet mit frischen Zuckermöhren.

Als wir schon in den Kojen ruhen, wird es plötzlich noch mal lauter draussen. Ein norwegischer Segler ist längsseits bei uns ins Päckchen gegangen. Bislang war der Kelch ja an uns vorbei gegangen. Auch unsere Aussage, dass wir morgen um sieben Uhr in See stechen wollen, schreckt die Wikinger nicht ab, sie bleiben. Gerade sind wir in der ersten Tiefschlafphase, da weckt uns erneuter Motorenlärm. Noch ein Segler (aus Neustadt/ Holstein) legt vor uns im Päckchen an. Danach können wir bis um Weckerklingeln ungestört durchschlafen.

36. Tag  Dienstag, 06.07.2010

Haugesund – Leirvik/ Stord, 35 sm

Wir besiegen die Sletta

Auch unsere Nachbarn sind wach und legen Punkt sieben Uhr ab. Dann geht es auch für uns los.

Die Steuerfrau zelebriert einen hübschen Ableger, eindampfen in die Heckleine. Bei dem mäßigen Wind kein Gegner, es klappt schulbuchmäßig. Schade für die älteren Herren aus Neustadt, die neugierig im Cockpit verharren und auf eine Sensation warten.

Andreas und ich sind natürlich etwas aufgeregt, angesichts der Herausforderung, die Sletta zu überqueren. Auf offener See weht der Wind mit 4 Beaufort aus Südwest. Wir setzen die Segel und kommen, mit genügend Abstand zur felsigen Küste voran. Nachdem es morgens bedeckt war, kommt auch die Sonne heraus und die Temperaturen steigen merklich an. Wir behalten dennoch die Schwerwetterkleidung an.

Der Segeltag verläuft unspektakulär. Nur die Landschaft ist immer wieder traumhaft schön.

Kurz vor unserem Zielhafen Leirvik kommen wir an einer in Bau befindlichen Bohrinsel vorbei. Da sieht man mal von Nahem, wie gigantisch groß diese Dinger sind. Außerdem werden wir mal wieder an Hamburger Freunde erinnert: wir fahren vorbei an Krenkelsneset (Krenkels Nest).

Dann müssen wir auch schon die Segel bergen, wir sind gleich da. Im Hafen finden wir ein schönes Plätzchen. Und müssen wieder einmal feststellen, dass auch dieser Hafen modernisiert und erweitert wurde und nicht mehr unserem Hafenhandbuch entspricht.

Leider fahren hier relativ häufig Schnellfähren ein und so kann man den Schwell und das Schaukeln des Schiffes nicht vermeiden.

Nachdem wir fest sind, schauen wir uns erstmal den Hafen genauer an.

Die Sanitäranlagen sind supersauber. Und es gibt vier Waschmaschinen und vier Trockner, obendrein noch „for free“. Klar, da droht Waschtag im Hause Lange/ Schmidt. Andreas inspiziert den Ort, zahlt die Hafengebühr und erwirbt frische Erdbeeren und ebenso frischen Lachs.

Ich haste zurück und suche die „dreckige“ Wäsche zusammen. Dann werden drei Maschinen gestartet und auch unter Deck wird eine Grundreinigung vorgenommen. Wenn schon denn schon. Später genießen wir die sommerlichen Temperaturen und Sonne pur auf unserem Sonnendeck.

So stellen wir uns den Sommer vor.

Nachdem die Wäsche getrocknet und gefaltet ist, bereiten wir das Abendessen zu. Als Vorspeise gibt es einen Tomaten Gurkensalat mit Hausfrauendressing, der Hauptgang ist simple aber umso leckerer:

Fangfrischer Lachs kurz und saftig gebraten.

Das Menü kann draußen serviert und genossen werden.

Nur mal für das Protokoll und den Ämterhäufenden Chefmeteorologen Andreas, der ständig von Regen, grauen und kalten Tagen zu berichten weiß.

Am Abend endlich wieder Fußball Holland besiegt Uruguay und steht seit ewigen Zeiten mal wieder im Finale einer WM! Gratulation!

 

37. Tag  Mittwoch, 07.07.2010

Leirvik - Rosendal, 28 sm

Knickewind und Biegewelle in den Fjorden

Das Wetter entspricht mal wieder voll den selbsterfüllenden Prophezeiungen des Cheffes: grau, regnerisch, kühl.

Also gleich in die Schwerwetterkleidung geschlüpft. Der Sommer macht Pause. Wir sind die Ersten, die heute Morgen ablegen. Wir wollen jetzt den Hardangerfjord erobern. Der Wind weht frisch und wir können prima segeln. Leichte Regenschauer schrecken uns inzwischen auch nicht mehr ab. Aber irgendwo müssen die 280 Regentage im Jahr in der Region um Bergen ja her kommen. Und gefühlte 45 Tage haben wir unserer Ansicht nach schon erlebt! Gegen Mittag fahren wir in eine enge Passage ein und stellen dort mal wieder fest, wie unstet Wind und Welle sich in den steilen Tälern in den Fjorden verhalten. Nicht nur, dass die Windrichtung sich ständig ändert (wir nennen es „Knickewind“), nein, auch die Welle („Biegewelle“) entwickelt eine Eigendynamik, die uns echt erstaunt und noch immer überrascht. Also muss der Rudergänger ewig nachsteuern. Einem genauen Kurs zu folgen ist schier unmöglich! Der Wind nimmt stetig zu und selbst nur mit der Fock können wir nicht Kurs halten. So bergen wir die Segel vollständig und fahren den Rest der Stecke unter Motor. Plötzlich erwischt uns eine Megaböe von 40 Kn ( 9- 10 Bft). Andreas, der am Ruder steht, sieht vor uns nur noch die Gischt aufwirbeln und warnt noch rechtzeitig. Wir ducken uns unter der Sprayhood und sind Minuten lang gefangen in tosendem Wind, gurgelnder See, während das Boot auf die Seite gedrückt wird. Ebenso schnell wie dieser Spuk kam ist er wieder vorbei. Dennoch sind immer noch heftige Böen vorherrschend. Als wir wieder freie Sicht haben, erkennen wir unseren Hafen: Rosendal in einer Bucht im Fjord gelegen. Im Hintergrund ein tosender Wasserfall, der den Berg herunter schießt und um uns herum überall schneebedeckte Berggipfel. Es ist als würde man auf einem riesigen Bergsee segeln. Wir bereiten Leinen und Fender fürs Anlegen vor. Das wird bestimmt kein Zuckerschlecken bei diesen netten Böen. Die Steuerfrau hat schon wieder leichtes Herzrasen.

Platz genug hat es im ebenfalls modernisierten und erweiterten Hafen von Rosendal. Eine heftige Böe wettern wir noch ab, dann längsseits ran an den Steg und schnell alle Leinen fest gemacht. Puh, alles gut gegangen.

Kaum haben wir alles aufgeräumt und wollen unseren Anleger zelebrieren, erscheint der, perfekt Deutsch sprechende.Hafenmeister und klärt uns auf, dass man erst dann Strom zapfen sollte, wenn man denn auch dafür gelöhnt hat. Da er so nett ist, gehen wir dann auch erstmal zahlen, bevor das Angenehme erledigt werden darf. Hinter uns macht eine alte Bekannte fest, die Su!Su!, der wir schon zweimal begegnet sind.

Der Wind bläst unvermindert und wir werden ganz schön durchgeschüttelt. Dennoch machen wir kein Päuschen in der mittlerweile scheinenden Sonne, sondern der Skipper schrubbt das Schiff von Außen. (es ist ja wieder Länderspiel!) Da ich derweil unter Deck eingesperrt bin, putze ich dann von drinnen die Fenster. Dann kann man ja auch besser die grauen Regentage beobachten. Ein Einheimischer empfiehlt uns, das Schiff zu verlegen, da wir hier wirklich durchgerüttelt werden.

Eigentlich reicht mir ja ein gelungener An- und Ableger pro Tag, aber wenn es der Sicherheit und dem Komfort dient... Und die Su!Su! hat auch schon einen sichereren Ort aufgesucht.…

So legen wir mal wieder ab, um gleich darauf wieder anzulegen. Viele freundliche Helfer erwarten uns am neuen Liegeplatz. Und wieder bewahrheitet sich das Sprichwort „ Viele Köche verderben den Brei“. Während Andreas und ich unsere Standardhandgriffe beim Anlegen haben, zerren und zuppeln jetzt alle netten Helferlein an den Leinen rum und es kommt nichts Gescheites dabei raus. Irgendwann sind wir dann erstaunlicherweise irgendwie doch fest und bedanken uns aufs Freundlichste. Hier liegen wir tatsächlich ruhiger. Der Wind bläst unvermindert, aber der Regen lässt nach. Wir können sogar noch ein wenig im Cockpit sitzen und das herrliche Panorama bestaunen.

Die Aufregung steigt, das Halbfinalspiel Deutschland gegen Spanien findet um 20.30 h statt. Vorher noch schnell ein erfrischende Dusche, da wir ja mal Wasser am Steg haben und großzügig die Tanks auffüllen können.

Zum Abendessen gibt es Bratkartoffeln mit Blumenkohl.

Dann der Anpfiff und das Unheil nimmt seinen Lauf. Der stellvertretende Bundestrainer im norwegischen Exil ahnt schon in der zweiten Minute, dass Ungemach droht. Die Deutschen scheinen zuviel Respekt zu haben und die Spanier lassen auch keine Chancen zu. Sie gewinnen dann verdient mit 1: 0.Schade, schade. Und dabei hat der SAT Receiver auf dem Steg so gute Arbeit geleistet. Enttäuscht gehen wir ins Bett. Das muss erstmal verarbeitet werden.

 

38. Tag  Donnerstag, 08.07.2010

Rosendal - Norheimsund, 32 sm

Traumhafter Hardangerfjord

Der Wind hat sich beruhigt und die Sonne scheint. Gut gelaunt (trotz der gestrigen Niederlage) stechen wir in See. Wir können gut segeln, müssen jedoch ein paar Umwege fahren (kreuzen und halsen) wegen Knickewind und Biegewelle. Heute brauchen wir keine dicken Klamotten, man kann im T- Shirt am Ruder stehen. Wir fahren über 700 m tiefes Wasser. Das ist inzwischen schon fast zur Gewohnheit geworden. Immer noch gewöhnungsbedürftig bis schockierend sind die Momente, in denen das Echolot mal wieder „scherzhafte“ Werte anzeigt, nach denen wir nur 1,7m Wasser unter dem Kiel haben. Obwohl wir den Trick mittlerweile durchschaut haben, gibt es immer noch einige Schreckmomente, bis wir einen Blick auf die Seekarte geworfen haben.

Fasziniert beobachten wir die unglaublich schöne, atemberaubende Landschaft. Türkises Wasser, Baum bewachsene Berge bis hin zu Gletschern auf den kargen Gipfeln. Wir können uns nicht satt sehen.

Schon gegen 14 Uhr sind wir in Norheimsund, ein schöner, ruhiger Hafen mit einem netten Liegeplatz längsseits für uns. Unsere Motorbootnachbarn und Holland! Fans aus Rosendal sind auch schon da, mit Kindern und Hund und Riesenhollandtrikot. Na ja, man kann sich seine Nachbarn ja nicht aussuchen. Wir machen noch einen Spaziergang durch die kleine, niedliche Stadt. Dann sitzen wir einfach im Cockpit und genießen den Rund um Blick. Genial. Nach dem Essen (Entrecôte mit Knoblauch Bohnen) sitzen wir noch lange draußen.  Besuch bekommen wir dann auch noch: Enten mit Küken kommen zum Betteln. Die sind so süß und flauschig, da schneiden wir doch gern unser frisches Brot an und verteilen es unter den „Bedürftigen“. Die Spatzen bekommen schnell mit, dass es lecker Futter gibt und kommen frech an Deck und fressen uns aus der Hand. Echt niedlich, diese Tierchen.

Irgendwann reißen wir uns los von Anblick und den gefiederten Freunden.

Augenpflege ist angesagt, morgen ist es wieder früh Tag.

 

39. Tag  Freitag, 09.07.2010

Norheimsund - Sundal, 25 sm

Auf zum Ende der Welt

Auch heute schleichen wir uns zeitig aus dem Hafen. Sogar unsere Enten und Spatzenfreunde schlafen noch. Sie sind aber pünktlich da, als wir den Motor anschmeißen und ablegen. Sie alle kommen, um Tschüß zu sagen (oder Futter zu erbetteln?)

Die Sonne scheint und die Landschaft wird in ein sanftes Licht gehüllt.

Mit Segeln sieht es allerdings schlecht aus, der Wind hat seinen freien Tag. Wir fahren vorbei an vielen, riesigen Fischfarmen, die in den Buchten der Fjorde verankert sind. Zwischendurch entdecken wir mehrere Schweinswale, unter anderem auch eine Mutter mit Baby, die durch das spiegelglatte Wasser gleiten. Das mutet an wie aus einer Traumwelt.

Dann biegen wir ab in den Maurangerfjord, der wohl ein Geheimtipp sein soll. Und tatsächlich gleich am Anfang empfängt uns ein imposanter Wasserfall, der aus hoher Höhe hernieder prasselt und sich im türkisblauen Fjordwasser ergießt. Die Felswände an den Ufern sind steil und gehen bis auf 1200 m Höhe. Wir begegnen keiner Menschenseele, hier scheint wirklich das Ende der Welt nah zu sein. Aufregend ist dieser Abstecher allemal, denn Sundals Hafen wird in keinen Hafenhandbuch, keinem Hafenführer erwähnt. Wir kennen also weder die Liegeplatzsituation, noch die Tiefe dort. Das müssen wir also erforschen. Hinter einer Felsformation kommt das Dorf in Sicht und tatsächlich ein paar Stege gibt es dort. Zwei schwedische Schiffe liegen schon Päckchen in der Dorfmitte.

Wir steuern auf die Pier am Campingplatz zu und schauen erstmal, ob es dort wohl tief genug ist für uns. Mit 3 m Tiefe müssten wir wohl auskommen. Also fix angelegt. Auf dem neuen Steg sitzen zwei Paare und picknicken, da sollte der Leinenartist gut mit seinen Leinen zielen, damit er denen nicht den Käse vom Brot schleudert. Klappt alles prima, wir machen fest und die Ausflügler futtern weiter.

Hier sind wir nun tief im Maurangerfjord und haben einen phänomenalen Blick auf den Folgefonna Gletscher, der im Sonnenlicht glitzert. In Sundal gibt es ein Wirtshaus, einen Kaufmann, eine Tankstelle, eine Fischfarm und einen riesigen Campingplatz. Wie wir später am Abend fest stellen, wird der Platz an unserem Steg an Wohnmobile und Wohnwagen vermietet. Da wird es richtig voll. Alle kommen mit Kindern und Hunden, kochen, essen (grillen!) und leben draußen. Morgens ziehen sie dann weiter. Das sind halt Camper pur.

Wir verbringen einen sonnigen Abend an Deck. Wir braten uns Bruschetta mit Tomate- Mozarella und Tomate- Thunfisch. Diese verspeisen wir Profi campermäßig auf der Holz Sitzgarnitur auf unserem Steg.

Die Nacht wird nicht ganz so geruhsam wie der Abend. Eine steife Brise kommt auf und wir werden richtig durchgeschüttelt. Auch haben wir einen Tidenunterschied von einem halben Meter, sodass wir am Steg mit Ebbe und Flut auf- und abschwimmen. Glücklicherweise haben wir bei Niedrigwasser festgemacht, sodass wir immer genug Wasser unter dem Kiel behalten.

Andreas muss nachts öfter im strömenden Regen raus, um die Leinen und Fender zu prüfen

 

40. Tag  Samstag, 10.07.2010

Sundal, Hafentag

Wanderung zum Folgefonnagletscher

Da es uns in dieser Abgeschiedenheit so gut gefällt, beschließen wir einen Hafentag in Sundal einzulegen. Der Wind ist in den frühen Morgenstunden eingeschlafen, so dass auch wir dies noch mal tun konnten. Der Himmel ist noch Wolkenverhangen. Das Frühstück mit Spiegeleiern schmeckt aber auch unter Deck vorzüglich. Allmählich kommt die Sonne hervor. Die Camper kramen ihren Krempel zusammen und treten die Weiterreise an.

Skipper Luis geht los, er will den Gletscher erobern. Ich hüte das Boot, will schnell mal durch putzen und dann die Ereignisse dieser Woche in den Computer hacken. Inzwischen hat es nur noch blauen Himmel und es ist richtig warm.

Nach drei Stunden kehrt Andreas erschöpft von seiner Gipfelbesteigung zurück. Er hat spektakuläre Bilder vom Gletscher im Gepäck. Lieder ist auch dieser Gletscher ist in den letzten Jahren dramatisch geschmolzen.

Der Campingplatz hat sich auch wieder gefüllt und es gibt jede Menge Neuankömmlinge zu begrüßen.

Heute wollen wir auch das Camperfeeling spüren: es wird zünftig am Steg gegrillt. Danach ist natürlich Fußball WM Trumpf. Deutschland spielt gegen Uruguay im Spiel um den dritten Platz. Unsere Boygroup macht es noch mal nervenaufreibend spannend bevor sie mit 3: 2 gewinnen.

Die Nacht ist ruhiger, der Wind hält sich zurück.

 

41. Tag  Sonntag, 11.07.2010

Sundal - Rosendal, 18 sm

Immer wieder Rosendal

Unser bordeigener Chefmeteorologe hat für heute einen ausgeklügelten Plan erstellt.

Wir werden zeitig in Sundal ablegen, um frühzeitig in Rosendal anzukommen. Denn ab 14 Uhr sind Starkwinde prophezeit und da wollen wir dann doch sicher im Hafen liegen.

Ergo starten wir um 7.30 h in Sundal, wo noch alles im Dornröschenschlaf zu liegen scheint. Nach Verlassen des Maurangerfjordes wird der Wind etwas stärker und wir können mit achterlichem Wind segeln.

Einige Schiffe kommen uns aus Richtung Rosendal entgegen. Na prima, dann müsste es für uns ja einen schönen Platz geben.

Als wir uns um 10.30 h nähern, ist der Hafen noch ziemlich voll. Nun ja, es ist Sonntag und der Norweger an sich scheint immer erst gegen Mittag in die Hufe zu kommen.

Einen Liegeplatz längsseits ist wie für uns geschaffen, den laufen wir an.

Unsere schon bekannten fleißigen Helferlein sind auch in Hab Acht Stellung. Klar, die Jungs haben das hier gut im Griff! Dennoch klappt der Anleger so, wie wir es wollen, geht doch!

Kaffee- und Brötchenduft liegt noch über dem Hafen, aber so langsam verabschiedet sich ein Boot nach dem anderen und es wird merklich leerer. Der Wind wird, wie prognostiziert, stärker und die Sonne versteckt sich wieder hinter den grauen Wolken, obwohl es noch immer warm ist.

So erleben wir einen ruhigen Sonntagnachmittag. In Rosendal besuchen wir die Baroniet Rosendal, das ist ein Schloß einer bekannten norwegischen Persönlichkeit, dessen Frau das Ganze mit einem gigantischen Rosengarten verzierte. Übrigens der einzige Rosengarten in ganz Norwegen - sagt man.

Abends gibt es dann das WM Finalspiel Holland gegen Spanien.

 

===> Fotos

                                 

 

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