Rosendal- Sagvaag

Von der Hansestadt Hamburg zur Hansestadt Bergen

7. Woche vom 12.07.- 19.07.210

42. Tag  Montag, 12.07.2010

Rosendal - Hjellestad, 39 sm

Wir nähern uns Bergen

Die letzte Nacht war grausam und nicht nur, weil das Finalspiel der Fußball WM zwischen Holland und Spanien ebenso war. Spanien siegte nach Verlängerung 1:0 und ist Weltmeister.

Aber auch der Wind hatte seit den Abendstunden mächtig zugelegt und wir wurden kräftig durchgeschüttelt. Natürlich machen wir kaum ein Auge zu. Andreas muss im strömenden Regen öfter raus, um den Zustand der arg belasteten Leinen zu prüfen. So sind wir froh, dass wir endlich um 6.30 Uhr aufstehen können. Der Wind ist jetzt allerdings eingeschlafen, das ist ungerecht.

Nun denn, wir legen ab unter bleigrauen Wolken. Da der Wetterbericht schon wieder vom nächsten heranziehenden Tief spricht, wollen wir die nächsten zwei geplanten Zwischenstationen auslassen und direkt nach Hjellestad, 12 sm südlich von Bergen segeln. Immer wieder beuteln uns Regenschauer, segeln können wir leider nicht, der Wind macht wirklich Pause. Wir fahren durch den Lökksund, selbst bei diesem fürchterlichen Wetter eine traumhafte Landschaft.

Als wir unter einer Brücke hindurch fahren, müssen wir ordentlich Gas geben, da uns die Stromschnellen hier mächtig versetzen.

Vor uns öffnet sich danach wieder ein breites Fahrwasser und die steilen Felsen schrumpfen wieder auf kleinere Schären zusammen. Im nunmehr strahlenden Sonnenschein steuern wir unseren Zielhafen an. Dort finden wir einen guten Liegeplatz.

Abendessen auf Wunsch des Skippers: Boeuf  Stranganoff mit Basmati Reis

 

43. Tag  Dienstag, 13.07.2010

Hjellestad - Bergen, Stadtbesichtigung

Hansestadt Bergen

Heute lassen wir unser Schiffchen allein im Hafen in Hjellestad zurück. Wir fahren mit dem Regionalbus ins 20 km entfernte Bergen. Dort kommen wir nach 35 Minuten und spritziger Fahrt durch Bergens Vororte am Busbahnhof an. Zu Fuß laufen wir, an mehreren Kunsthallen vorbei, ins Stadtzentrum. Da ist mächtig was los. Touristen schieben über den Torget, dem berühmten Fischmarkt. Hier gibt es eine riesige Auswahl an Fischen , die ansprechend auf Eis präsentiert wird. Natürlich gibt es auch jede Menge große und kleine Snacks. Gefuttert wird auch schon wieder kräftig, zünftig an Biertischen. Nun ja, die Kreuzfahrer auf „Ausgang“ werden ja wohl halb verhungert von Bord kommen. Wir nehmen einen Imbiss mit Kongekrabbe zu uns, anschließend ein Brötchen mit Tiefseekrabben. Dann sind wir gestärkt für das Sightseeing in dieser quirligen Stadt. Zunächst schlendern wir vorbei am Vaagen, dem Altstadthafen, wo auch Freizeitschiffe anlegen dürfen. Hier ist es brechend voll, die Boote liegen zum Teil im vierer oder fünfer Päckchen. Eigentlich wollten wir auch mit dem Schiff herkommen, aber der Trubel ist uns doch zu heftig. Wir bleiben wo wir sind und machen lieber weiter den Bustransfer.

Anschliessend entdecken wir die Bryggen, das alte, aus bunten Holzhäusern bestehende Viertel, wo in Zeiten der Hanse Handel und Wandel betrieben wurde.

Da entgegen aller Wahrscheinlichkeit die Sonne scheint und uns wärmt, haben wir auch endlich mal so etwas wie Sommerfeeling. Das genießen wir um so mehr, da wir aus erster Hand erfahren haben, dass es durchaus auch mal 84 Regentage am Stück in Bergen geben kann.

Wir unternehmen eine Stadtrundfahrt im Cabriobus, die sehr informativ ist. Danach fahren wir mit der Zahnradbahn auf einen der sieben Hügel (ja sind wir denn in Rom???), die Bergen umgeben. Auf den Floyen wird man mit einer Bergbahn befördert. Von oben hat man einen sensationellen Blick über die Stadt und die angrenzenden Fjorde. Die Fotos werden zu Postkartenaufnahmen.

Da das zweite Frühstück noch abgearbeitet werden muss, gehen wir zu Fuß bergab. Unseren Aperitif nehmen wir in einem Straßencafé ein.

Da das Wetter weiterhin warm und sonnig bleibt, können wir auch endlich mal draußen essen. Im Restaurant entscheiden wir uns für Steinbutt und Seewolf, dazu wählen wir eine Flasche gut gekühlten Chablis. Lecker! Danach noch ein schnelles Walkíng zum Busbahnhof und nach 35 Minuten sind wir wieder auf dem Schiff. Bergen ist eine tolle Stadt, die uns beiden gut gefällt.

 

44. Tag  Mittwoch, 14.07.2010

Hjellestad - Bergen, Ausflug ins Inland

Norway in a Nutshell

Heute morgen müssen wir früh aus den Federn, der Wecker klingelt erbarmungslos um 5.30 Uhr. Dann noch schnell eine Dusche und ein paar Schnittchen geschmiert, wir fahren nach Bergen. Dort machen wir dann „Norway in a Nutshell“. Was soviel bedeutet wie Norwegen en Miniature oder Norwegen im Schnelldurchlauf .

Der Start ist am Hauptbahnhof, von dort nehmen wir den Zug nach Myrdal. Die Fahrt dorthin geht vorbei an Fjorden und an Wildwasserflüssen. Wir klettern immer höher, bis wir den auf den Gipfeln liegenden Schneefeldern immer näher kommen. In Myrdal steigen wir um, in die historische Flaamsbahn, die sich in diversen Serpentinen und durchschnittlichem Gefälle von 5,5 Prozent ins Tal schlängelt. Wir passieren hunderte von Wasserfällen, die sich tosend von den Felsplateaus in die Tiefe stürzen. Klar, dass die Kamera heißläuft.

Die Sonne scheint und es ist richtig warm, als wir in Flaams aus dem Bähnle klettern. Hier herrscht reger Trubel, denn im angrenzenden Aurlandfjord liegt ein riesiges Kreuzfahrtschiff und die Passagiere sind ebenfalls ausgeschwärmt und bevölkern das kleine Dorf. Auch wir haben eine Stunde Pause. Zeit für ein Eis, bei dieser Hitze! Dann besteigen wir ein Passagierschiff, mit dem wir den Aurland- und den Naerfjord vom Wasser aus besichtigen. Wieder einmal atemberaubende Landschaften, die an uns vorbeiziehen. Von lieblichen Wiesen mit saftigem Grün bis hin zu schroffesten Felsformationen. Natürlich auch jede Menge Wasserfälle und Gletscher, so weit das Auge reicht. Das muss man einfach gesehen haben. In Gudvangen verlassen wir das Schiff und steigen um in einen Bus, der uns zurück zur Bahn nach Voss bringen wird. Auch hier gibt es noch ein Schmankerl. Der Bus fährt engste Serpentinen herunter, ein wirklich couragierter Fahrer, den wir da erwischt haben. In Voss besteigen wir den Regionalzug nach Bergen. Das war ein sehr interessanter, empfehlenswerter Ausflug. Dann noch den Bus nach Hjellestad und um 20 Uhr sind wir wieder „on board“. Im Hafen hat noch ein deutsches Schiff fest gemacht, die „Black Molly“ aus Bremen. Nach einem kurzen Austausch mit deren Crew machen wir uns ein schnelles Abendessen:

Brot mit Hering in Tomatensauce und Makrele in Öl.

Dann müssen wir diesen faszinierenden Tag erstmal verarbeiten.

 

45. Tag  Donnerstag, 15.07.2010

Hjellestad - Bergen, Nochmal Bergen Sightseeing

Aprilwetter im Juli

 

Da ziemlich heftige Winde vorhergesagt werden und wir noch nicht alles von Bergen gesehen haben, bleiben wir. In der Nacht hat es stark geregnet und am Morgen wechseln sich Schauer und Sonne ab. Als wir jedoch in Bergen ankommen, scheint die Sonne. Heute besuchen wir das Hanseatische Museum. Man kann dort ein altes, originales Kontorhaus besichtigen und erhält so einen Eindruck, wie damals gearbeitet wurde.

In erster Linie wurde aus Bergen Stockfisch exportiert, im Tausch dafür brachten die Schiffe dann Gewürze, Stoffe, Getreide und Salz. Da die Kontorholzhäuser wegen der Brandgefahr nicht beheizt werden durften, gab es ein einziges Gemeinschaftshaus in Bergen, wo die Kaufleute sich aufwärmen konnten und wie man heute noch erahnen kann, kräftig an massiven Eichentischen gebechert und gespeist haben.

Anschießend machen wir eine Hafenrundfahrt, die uns wieder ganz andere Eindrücke von Bergen präsentiert. Kaum sind wir vom Schiff herunter, öffnet der Himmel alle Schleusen und es gießt kräftig. Wir schlüpfen unter die Schirme vom Fischmarkt und nehmen uns noch mal Fischiges zur Brust. Der Schauer ist schnell vorüber, sodass wir uns am Altstadthafen noch mal ins Straßencafé hocken können, um vor dort aus das Treiben der an- und ablegenden Schiffe aus der ersten Reihe beobachten zu können.

Den Rückweg nach Hjellestad treten wir heute nicht so spät an.

Fürs Abendessen bereite ich heute zwei Varianten zu: Gulaschsuppe für Andreas, Gurkensalat und Canapées für mich

 

46. Tag  Freitag, 16.07.2010

Hjellestad - Bergen, Nochmal Bergen Sightseeing

Letzter Tag in Bergen

So, jetzt ist es amtlich, die Wetterfrösche sagen ab Samstag nachlassenden Wind  (4-5 Bft, Boen 6-7) voraus. Also können wir heute noch ein letztes Mal nach Bergen, dann haben wir aber wirklich alles Sehenswerte gesehen.

Nach nächtlichem Regen scheint wieder die Sonne. Soviel Regen haben die Bergenser doch gar nicht!

Heute besichtigen wir den Rosenkrantz Turm, eine Festung aus dem 14. Jahrhundert und die Haakonhallen, eine imposante Festhalle, die zur Krönung von König Haakon gebaut wurde. Der Besuch im Fischerei Museum ist wenig ergiebig Im Gegenteil, davon sind wir enttäuscht.

Leider wird das Wetter schlechter, immer häufiger fallen vereinzelte Tropfen. Nach einem kleinen Lachsimbiss auf dem Fischmarkt ist es Zeit aufs Schiff zurück zu kehren, noch ein Brot zu backen und alles für die morgige Weiterreise vorzubereiten. Da die elektrische Toilette kein Wasser mehr ansaugt, sind wir mutig und nehmen den Filter aus einander. Eine lohnende Aufgabe, diesen zu säubern. Klappt aber ohne Probleme und die Toilette spült wieder!

Da können wir auch das Abendessen genießen, es gibt für Andreas eine Hummercremesuppe, für mich ein Brot mit Graved Lachs vom Fischmarkt.

 

47. Tag  Samstag, 17.07.2010

Hjellestad – Bekkjarvik, 22 sm

Start zur Rückreise

Nachdem es die ganze Nacht geregnet hat, ist es heute Morgen auch noch dunkelgrau. Da möchten wir eigentlich lieber im Bett bleiben, aber wir wollen ja weiter. Nach dem Frühstück die Schwerwettersachen angezogen und schon legen wir ab. Nachdem die Leinen und Fender verstaut sind, setzen wir die Segel und auf geht´s Richtung Bekkjarvik, auf der Insel Austevoll. Wieder einmal haben wir es mit dem Knickewind zu tun, der uns immer wieder vom Kurs abbringt. So müssen wir halt ein bisschen kreuzen. Leider geht der Nieselregen gegen Mittag in heftige Schauer über. Unsere Kleidung ist zwar wasserdicht, aber irgendwie ist es doch ziemlich ungemütlich. So sind wir froh, dass Bekkjarvik nicht so weit entfernt ist. Gegen 13.30 Uhr sind wir klar zum Festmachen. Wir orientieren uns erstmal im Hafen, der schon recht gut belegt ist. Wir finden einen Liegeplatz, müssen erstmal prüfen, ob die Länge reicht. Könnte passen, also im strömenden Regen noch einen Kreis gedreht und die Fender und Leinen auf die andere Seite des Schiffes verlegt. Dann in die Parklücke gestossen. Als wir die Leinen festgemacht haben, sehen wir, dass das Schiff hinter uns (mit dem deutlich schöneren Liegeplatz) ablegt. Die Knallköppe hätten doch Bescheid sagen können, dann hätten wir solange gewartet und direkt dort angelegt. Nun heisst es wieder Leinen los und neu einparken. Es schüttet unvermindert. Wir befreien uns von den nassen Klamotten und hüpfen erstmal unter die wärmende Dusche. Danach ein entspannter Samstag nachmittag, während der Regen aufs Deck trommelt.

Gegen Abend kommt tatsächlich die Sonne kurz durch, die Zeit nutzen wir für einen kleinen Bummel durchs Dorf.

Später brutzeln Karbonaden auf dem Ofen, die mit Erbsen und Möhren serviert werden.

 

48. Tag  Sonntag, 18.07.2010

Bekkjarvik- Sagvaag, 20 sm

Unerwartete Begegnung mit einem Stein

In der Nacht hat es immer wieder ordentlich geschauert. Auch der Morgen ist grau in grau und die Lust auf zu stehen oder gar an Deck zu gehen, hält sich in Grenzen. Aber watt mutt, datt mutt.

Gleiches Prozedere wie gestern früh, Schwerwetterklamotten an und los.

Der Wind kommt mit vier Beaufort aus SSW und wir können hoch am Wind segeln.

Oh Wunder, es bleibt trocken, wird sogar sonnig und wir segeln vorbei an schönen Landschaften. Hier sind es die eher niedrigen Schären die uns begeistern, die steil aufragenden Fjorde haben wir hinter uns gelassen.

Nach einem tollen Segelvormittag sind wir kurz vor Sagvaag und müssen schon die Segel bergen und das Anlegemanöver vorbereiten. Dann müssen wir uns in der Hafenzufahrt orientieren, hierbei unterläuft uns ein fataler Fehler. Wir interpretieren eine Reihe von Seezeichen falsch und anstatt noch mal die elektronische Seekarte zu inspizieren, entscheiden wir uns für den falschen Weg: Der führt direkt über einen Stein.

Ich schaue auf die Logge, Tiefe 6m, 5,5m, 4,5m, 2m….. Sch….! Rums!

Das war ein Stein, sofort Rückwärtsgang und weg. So ein Mist! Hoffentlich ist alles gut gegangen. Erstmal einen Liegeplatz finden, dann müssen wir die Bilgen inspizieren. Trotz meiner zittrigen Hände gelingt der Anleger und wir stürzen unter Deck, um nach eventuellen Schäden, Wassereinbrüchen zu suchen. Gott sei Dank können wir nichts fest stellen, hoffentlich bleibt das auch so!

Logisch, dass wir auch im Cockpit im Sonnenschein nicht so recht zur Ruhe kommen. Der Aufprall auf dem Stein geht uns nicht aus dem Kopf. Und da wir recht lange auch keine Abenteuer erlebt haben, ist es unausweichlich, dass Jacques Cousteau’s Enkel ( besser bekannt als der Ämterhäufende) seine Tauchausrüstung aus den Tiefen des Schiffes hervorholt und sich in den Neoprenanzug zwängt. Die Assistentin hat jede Menge Handreichungen zu erledigen, bis der schwarze Mann in den Fluten versinkt, um das Schiff zu inspizieren. Anscheinend ist nicht viel passiert, der Kiel hat sich ein paar ordentliche Macken zugezogen. Da wir ja sonst nichts zu tun haben, an diesen Sonntag nachmittag, dürfen wir jetzt alle Tauchklamotten auf dem Deck zum Trocknen auslegen und nur hoffen, dass es noch ein wenig trocken bleibt. Jetzt bleibt ein wenig Zeit zum Erholen, bevor wir köstliche mit Gorgonzola überbackene Champignons zu uns nehmen.

 

===> Fotos

 

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