Sagvaag - Torsoya

Südwärts

8. Woche vom 19.07.- 26.07.2010

 

49. Tag  Montag, 19.07.2010

Sagvaag - Espevaer, 27 sm

Wir nähern uns wieder dem offenen Meer

Natürlich haben wir unruhig geschlafen und uns noch immer Gedanken gemacht, ob bei unseren gestrigen „Crash“ mit dem Fels in der Brandung nicht doch irgendwelche Spätschäden entstanden sind. Aber nachdem Jacques Cousteaus Enkel unter Wasser keine Risse ausmachen konnte und die Bilge heute Morgen immer noch trocken ist, hoffen wir noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein. Und wie wir später immer öfter aus Insider Kreisen erfahren werden, sind wir nicht die Ausnahme. Fast jeder Segler gibt zu, schon mal mehr oder weniger leidenschaftlich Steine oder Felsen umarmt zu haben.

Als wir uns unter Deck fertig machen, klatscht irgendwas ins Cockpit. Was ist denn das schon wieder? Ich schaue schnell nach: die nette Frau mit Hund hat drei Brötchen an Bord geworfen. Das ist doch ein netter Service.

Ihr Mann, der uns seinen Privatliegeplatz vermietet hat, ist ebenfalls sehr hilfreich. Das werden wir an Sagvaag in netter Erinnerung behalten, ansonsten kommt der Hafen (wegen des Steins ) eher auf die rote Liste.

Gegen 9.30 Uhr legen wir ab und fahren ganz behutsam an den vielen Untiefen vorbei. Noch ist es diesig, der Wind weht mit 4 Beaufort, wir setzen Segel und gehen auf die Kreuz. Nachdem wir eine Brücke unterquert haben, nähern wir uns wieder dem offenen Meer- der Sletta.

Mühsam quält sich die Sonne heraus, die Schwerwetterkleidung können wir jedoch wegen der niedrigen Temperaturen noch nicht abstreifen. Eine kleine Regatta zeichnet sich ab. Wir nähern uns einem vor uns fahrenden Segelschiff. Der entzieht sich erstmal dem Zweikampf und schmeißt den Motor an und tauscht das Vorsegel aus. Da gewinnt er natürlich erstmal an Höhe und ist uns um einiges voraus. Mit taktischen Finessen und auf voller Höhe laufend, knabbern wir uns wieder heran. Kurz vor unseren Ziel schläft der Wind ganz ein, wir müssen die Segel bergen und steuern mit Hilfe des Motors gegen 16 Uhr Espevaer an. Trotzdem der Sieg war auf unserer Seite. Ein interessanter Hafen auf einer kleinen Insel. Im Prinzip gibt es nur Liegeplätze vor Privathäusern. Ein ganz ungewöhnliches Ambiente. Wir haben Glück. Vom Balkon weist uns ein Norweger einen solchen Privatplatz zu. Etwas zu kurz, natürlich ohne Strom und Wasser. Aber wir sind fest. Dann noch einen Bummel durch das überschaubar kleine Dorf, danach können wir sogar noch draußen in der Sonne sitzen. Allerdings warm angezogen. Langsam wächst doch der Neid auf den Jahrhundertsommer, den anscheinend der Rest der Welt momentan ohne uns erlebt! Nach der griechischen Kartoffelpfanne gibt es noch einen Absacker, bevor es in die Kojen geht.

 

50. Tag  Dienstag, 20.07.2010

Espevaer,

Der 50. Tag - Depression naht

Als wir heute unsere Augen aufschlagen, ist es dunkelgrau, obwohl es schon     7.30 Uhr ist. Hatte sich irgendwie angedeutet, nachdem der Regen die ganze Nacht wie wild aufs Deck klatschte. Dazu kam dann noch eine steife Brise, die am Mast rüttelte. Da verschieben wir unseren Aufbruch erstmal, bei solchem Wetter wollen selbst wir nicht raus. Als es um 11 Uhr noch immer dunkel wie im … ist, bleiben wir also heute im Hafen und bei dem Starkregen unter Deck eingeigelt. Durch die nassen Klamotten steigt die Luftfeuchtigkeit auf satte 95 %. Die Sauna können wir uns sparen.

Bleibt eben jede Menge Zeit, die weitere Route noch mal zu überarbeiten und Texte für das Tagebuch zu entwerfen. Gegen Spätnachmittag sind wir der Meinung, dass der Regen aufgehört hat. Wir wollen ein wenig die Insel erkunden und steigen ans Tageslicht. Vorsichtshalber ziehen wir eine Regenjacke und Gummistiefel an und begeben uns auf die Entdeckungsreise durch Espevaer. Nach einer Viertelstunde fängt es wieder an zu schütten und wir sind in Kürze pitschnass. Also kommen wir wieder in nassen Klamotten an Bord und das Spiel der zu trocknenden Sachen beginnt von vorn.

Nach dem Essen gehen wir früh in die Kojen, es ist ja sowieso schon dunkel. In der Nacht hämmert der Regen unvermindert aufs Deck. Ziemlich ungemütlich.

 

51. Tag  Mittwoch, 21.07.2010

Espevaer - Aakrehamn, 30 sm

Nach dem großen Regen endlich Sonne

Heute Morgen können wir zumindest im Trockenen ablegen. Schade, die Insel hätte man sicher noch besser entdecken können. Der Ämterhäufende hat nun eine neue Passion entdeckt: Clementine, mit Ariel, das nicht nur sauber sondern rein wäscht. Ebenso gedenkt er, den Schmutz von den Fendern, der an den Kais liegenden Reifen, zu entfernen. Schwups und haste nicht gesehen, den sauberen Abwaschschwamm gegriffen und mit viel Pril, das Schwarze von den blütenweißen Fendern geschrubbt. Klar, dass das eine Menge Zeit in Anspruch nimmt.

Auf der Sletta, die wir nun wieder überqueren müssen, quält sich allmählich die Sonne durch. Und segeln können wir auch prima. Wir sind gegen 14.30 Uhr vor unserem Zielhafen in Aakrehamn und laufen dort ein. Immer genau der Betonnung folgend, denn einen Stein wollen wir nicht noch mal erwischen. Der Hafen stellt sich leider als Ex- Fischerei und Industriehafen dar und hat auch das entsprechende Ambiente. Nun, egal, wir machen dennoch fest. Dann noch ein Spaziergang durch den relativ öden Ort. Später ein Päuschen im Cockpit, bis es endlich wieder anfängt zu tröpfeln. Zum Abendessen gibt es selbstkreierte Pizza. Danach dann ins Betti. Ich schlafe tief und fest den Schlaf der Gerechten, Mein  Sheriff  muss noch mal das Boot absichern, da sich draußen am Kommunalpier dunkle und betrunkene Gestalten herum treiben.

 

52. Tag  Donnerstag, 22.07.2010

Aakrehamn - Kvitsoy, 21 sm

Regen und kräftiger Wind

Wir erwachen wieder vom klatschenden Regen auf dem Deck. Da es hier sowieso nicht so hype ist, sind wir nicht unfroh, endlich abzulegen. Wieder ist Fenderpflege angesagt. Kaum außerhalb des Hafens hat es mächtig aufgefrischt und wir sind froh, dass wir das Groß nicht schon gleich im Hafen gesetzt haben. Die Welle ist mindestens 3,5 m hoch und mit Wind von achtern, segeln wir besser mit dem Vorsegel. Wir kommen gut voran, aber lustig ist es nicht wirklich. Da wir so kräftig durchgerüttelt werden, brechen wir ab und laufen die Insel Kvitsoy an, die sich als wahre Perle in vielerlei Hinsicht erweist. Im winzigen Stadthafen finden wir keinen Platz, die vier vorhandenen Plätze sind halt schnell vergriffen. Etwas ausserhalb, in wunderschöner Umgebung, finden wir ein Plätzchen, ohne Strom und Wasser, aber egal.

Wir machen fest und gehen dann auf Exkursion. Es lohnt sich wirklich: wir stapfen vorbei am signifikanten Leuchtturm über schafverködelte Wiesen. Es mutet fast an wie in Irland, so saftig leuchtet das Grün zwischen den zerklüfteten Felsen. Und natürlich gibt es jede Menge gut erhaltener Bunker vom Atlantikwall in Norwegen der deutschen Wehrmacht. Da muss natürlich der personifizierte Entdecker (und Ämterhäufer) die genaue Inspektion vornehmen.

Als alles zu seiner Zufriedenheit abgelaufen ist, können wir zurück aufs Schiff und da noch ein wenig in der Sonne entspannen.

 

53. Tag  Freitag, 23.07.2010

Kvitsoy - Hellvik, 30 sm

Ein abgelegener Hafen

Wir nehmen früh Abschied von dieser schönen, bizarren Insel. Dann sind wir im Sonnenschein unterwegs nach Süden. Nicht immer können wir segeln, aber irgendwie kommen wir voran. Unser Ziel ist ein kleiner Hafen nördlich von Egersund. Die Ansteuerung ist gut betonnt und wir finden an der Pier ein kleines, gerade passendes Plätzchen längsseits. In der untergehenden Sonne können wir noch die Schönheit dieses Dörfchens erleben. Und dann verstehen wir auch, warum die Betonnung so exzellent ist. Hier wird ein Sandfrachter beladen und der muss sauber durch die Untiefen auf das Meer navigieren. Nicht nur das, er bekommt sogar einen Lotsen dafür! Die Nacht verläuft unspektakulär.

 

54. Tag  Samstag, 24.07.2010

Hellvik - Kirkehamn, 25 sm

 

Mal wieder Kirkehamn

Vor gut vier Wochen waren wir schon einmal in Kirkehamn. Und diesmal kommen wir wieder, aber bei Sonne pur. Wir mussten wieder mit dem Motor arbeiten, aber was soll’s. Erstaunlicherweise ist an unserem Schwimmsteg ein (zu) kleines Plätzchen frei. Aber wir fahren es trotzdem an. Da ja eine Frau am Steuer steht, dauert es nicht lange, bis das im Weg liegende Motorboot in Sicherheit gebracht wird. So haben wir Platz genug. Nach drei Wochen ist es endlich mal wieder an der Zeit die Waschmaschine in den Sanitärräumen schaffen zu lassen. Das erledigt die dem Waschzwang erlegene Hausfrau nur zu gerne. Andreas lust- wandelt derweil im Sonnenschein zur nächsten Inspektion des Atlantikwalles.

Währenddessen bekomme ich in meinen Wasch- und Putzpausen, die Gelegenheit für ein wenig Nachhilfe im Schärenankern aus erster Hand.

Unser schwedischer Nachbar, auf Björko geboren, gibt mir jede Menge Tipps aus erster Hand fürs erfolgreiche Ankern. Er kennt jede Schäre persönlich und meint auch die angegebenen Wassertiefen in den Hafenhandbüchern müsse man nicht so persönlich nehmen. Da ist jede Menge mehr Wasser als 2,5 m! Da ist er mal sicher. Als ich gerade unter der Dusche an Bord meine Haare schamponiere, passiert Großartiges. Hier, wo schon unser Boot fast zu groß ist, läuft eine Fähre ein und will ca. 50 Leute von Bord lassen. Ich höre in meiner Duschkabine nur en mächtiges Gewummere. Leider bin ich zu feige, den schaumigen Kopf aus der Luke zu stecken, um das Spektakel anzusehen. Aber hier merkt man, wenn die Sonne scheint, ist gleich viel mehr los.

Wir genießen unsere Koteletts, bevor wir ermattet in die Kojen sinken.

 

55. Tag  Sonntag, 25.07.2010

Kirkehamn - Mandal, 42 sm

Wieder umrunden wir Kap Lindesnes

Morgens legen wir zeitig ab, eigentlich wollen wir nach Lillehamn. Ein kleiner Hafen, wie schon die Übersetzung sagt, beim Kap Lindesnes. Dem bekanntlich südlichsten Punkt Norwegens. Das Wetter ist sommerlich sonnig, der mässige Wind pustet sanft von achtern. Er lässt uns mit der Fock segeln. Wir umrunden Kap Lindesnes, wo heute, am Sonntag nachmittag und bei Sonne, die Hölle los ist. Hunderte von Ausflüglern tummeln sich auf den Klippen. Wir steuern Lillehamn an. Aber dieser Hafen ist dann doch deutlich so klein für uns. Nur eine abbruchreife Pier ist nicht gerade einladend, also hauen wir wieder ab. Eine in der Nähe liegende Ankerbucht ist auch nicht gerade ansprechend. Also laufen wir Mandal an, da wollte ich schon immer mal hin. Obwohl Sonntag und Touristenmetropole, ergattern wir einen hübschen Liegeplatz an einem Niegel Nagel neuen Steg. Das Abendessen nehmen wir in dem Restaurant „ Bryggenkanten“ an der Promenade zu uns. Wir bestellen Dorsch mit Salzkartoffeln und Gemüse. Das schmeckt gut und wir müssen endlich mal keinen Abwasch machen.

 

56. Tag  Montag, 26.07.2010

Mandal - Torsoya, 29 sm

Abenteuer Ankern

Die Sonne lacht, als wir unsere Äuglein aufschlagen. Bevor wir in See stechen, obwohl ich gerne noch dieses tolle Städtchen mit seinen einmaligen Sandstränden erkundet hätte, gehen wir noch ein paar Vorräte auffüllen, ebenso können wir mal wieder fangfrischen Fisch kaufen. Das fehlte in den letzten Wochen doch erheblich. Gegen 10.30 Uhr legen wir ab. Wir müssen noch an die Tankstelle, Diesel bunkern. Der Kartenautomat an der ersten Tanke funktioniert nicht. Also wieder abgelegt und zur nächsten Zapfsäule. Da geht dann was, aber das waren dann schon 3 Ableger an diesem frühen Morgen- Schwitz.

Ein vierer Wind bringt uns dann zügig in unsere Ankerbucht. Ja, Ihr habt richtig gehört: nach drei miserablen Ankernächten, wollen wir es mal wieder wagen. Klar, dass das Herz rast. Die Bucht ist hübsch, scheint auch geschützt. Also rein und Anker geschmissen. Es scheint so, dass er hält. Aber nach zwei Stunden treiben wir bedenklich auf die Felsen zu. Ergo, wieder Anker gelichtet, einen neuen Platz gesucht und erneut den Anker fallen lassen. Danach bleibt dann Zeit für das Abendessen, Nordmeershrimps und leckeren kurz gebratenen Lachs zu verzehren. Mittlerweile sind wir allein in dieser Bucht, die Sonne versinkt allmählich hinter den Felsen. Wir hoffen, dass wir eine ruhige Nacht verbringen werden und dass das Schiff sich nicht wesentlich bewegt.

 

===> Fotos

 

 

 

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